Jahreskehraus mit Hindernissen

Nein, von der Organisation her hat schon alles geklappt. Ulli stand mit seiner Disco bereit, der Saal war ordentlich geschmückt und das Team der Begegnungsstätte war bestens vorbereitet. Aber seit zwei Tagen ist der Aufzug im Haus Regensburger Straße 51 defekt gewesen und einer der treuesten Anhänger, der immer bei unseren Tanzveranstaltungen dabei ist, ist fest an den Rollstuhl gebunden. Er wohnt in der zweiten Etage. Was machen? Kurze Beratung: „Wir holen ihn runter!“ Zwei kräftige Männer und zwei starke Frauen standen plötzlich vor seiner Tür. Anziehen und los geht’s. Ein bisschen schwierig war es schon, den schweren Rollstuhl mit Mann Stufe für Stufe zwei Etagen nach unten zu bugsieren. Aber wir haben es geschafft. Dafür wurde es dann umso schöner.
 Bei toller Musik, viel Lachen und Scherzen, Singen und Schunkeln haben wir dem alten Jahr den letzten Rest gegeben und es zur Tür hinaus gekehrt. Dabei spielten natürlich einige Besen und Staubwedel eine entsprechende Rolle. Die am besten geschmückten wurden prämiert und bei einer zünftigen Polonaise voran getragen. Zu essen und zu trinken gab es natürlich auch reichlich. Unser Herr Peschel hat sich so sehr gefreut. Er wollte ja unbedingt dabei sein, wenn wir für das neue Jahr Platz machen wollten. Und dann der defekte Aufzug! Bei uns wird eben keiner allein gelassen! Er musste aber auch wieder hinauf in seine Wohnung. Also nahmen wir noch einmal den Transport über die Treppen in Angriff. Nur waren diesmal noch ein paar Männer mehr da, die mit helfen konnten. So haben wir auch das geschafft. Jeder wird diesen schönen Nachmittag in guter Erinnerung behalten, auch Herr Peschel.
 Übrigens, am nächsten Tag wurde der Aufzug dann wieder gebaut, nachdem drei Tage lang das Essen von den fleißigen Helfern der Begegnungsstätte den Rollstuhlfahrern und Rollatorbenutzern in die Wohnung gebracht werden musste. Vielleicht sollte sich die GGG als Vermieter einmal überlegen, dass diese Menschen auch zwischen den Feiertagen einen Anspruch auf ein stilvolles Leben haben und nicht an ihre Wohnung gefesselt sein wollen. Gerade kranke Menschen sind sehr sensibel und brauchen in dieser Zeit das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinschaft.

aus VS Aktuell 1/2011, erschienen im  VS Aktuell 1/2011 Stadtteiltreff Regensburger Straße   Aus dem Mitgliederleben