Tipps zur Frühjahrszeit

Der Fachhandel bietet viele Pflanzen an, die durch verschiedene Maßnahmen wie der Vorzucht in beheizten Gewächshäusern in ihrer Entwicklung beschleunigt wurden und somit schon vor der eigentlichen Blütezeit durch attraktive Knospenbildung zum Kauf anregen sollen. Gerade im zeitigen Frühjahr kommen den sonnenhungrigen Gemütern solche Blumengrüße sehr gelegen. Wie sollte aber mit den vorgetriebenen Errungenschaften verfahren werden, um möglichst lange Freude daran zu haben?
 Leider vergisst so mancher Blumenfreund, dass gerade die Frühjahrsblüher von Natur aus auf kühle Temperaturen eingestellt sind. Nicht wenige Primeltöpfe landen als Wohnungszierde auf der Fensterbank über der aufgedrehten Heizung. Sicher, die Lichtvehältnisse sind dort noch am besten, aber wie verhält es sich mit der Umgebungstemperatur? Schnell welkt der Frühlingsgruß dahin oder bekommt häufig mit Blattläusen und Spinnenmilben unangenehme Gesellschaft aus der Insektenwelt. Wer über ein kühles Schlafzimmer verfügt oder sich etwas Platz im Treppenhaus schaffen kann, sollte diese Pflanzen zumindest abends kühler stellen. Ebenso behandelt man Schnittblumen, außer es handelt sich um Exoten wie Orchideen, Strelitzien, Heliconien oder ähnliche wärmeliebende botanische Schönheiten.
 Einige Wochen nachdem Sie sich blühende heimische Zwiebel- oder Knollengewächse zur Stillung Ihrer Frühlingssehnsucht in die Stube geholt haben, wird naturbedingt der schmückende Blütenfloor trotz aller pflegerischer Aufmerksamkeiten verblühen und unansehnlich werden. Reduzieren Sie dann allmählich die Wassergaben. Wenn später das Blattgrün gelb wird und an Struktur verliert, schneiden Sie es erst zurück, wenn sich auch im Prozess in „freier Wilbahn“ abzeichnet, dass die Lebenssäfte der Pflanze vom Blatt in die Zwiebel oder Knolle des Gewächses Einkehr gehalten haben und somit für den Kreislauf erneut genügend Kraft spenden können. Eifrige Menschen zerstören oft diese wiederkehrenden Wunder und schneiden aus „ästhetischen Gründen“ alles viel zu zeitig ab. Die abgetrockneten Zwiebeln nimmt man aus dem Substrat und bewahrt diese kühl, dunkel und trocken auf. Im Herbst können diese im Gartenboden oder in Balkonkästen für das kommende Jahr gesetzt werden. Sie kehren in ihren natürlichen Rhythmus zurück und blühen zu der dafür üblichen Zeit. Mehrjährige Sorten von Staudenpflanzen, die ebenso als vorgetriebener Blütenschmuck im Handel angeboten werden, wie beispielsweise kleine Arten von Glockenblumen, dürfen nach ihrer Blüte erst ins Freie gesetzt werden, wenn keine Minusgrade mehr vorherrschen. Diese sind nach dem Wohnungsauffenthalt an drastische Temperaturschwankungen vorerst nicht mehr gewöhnt.
 Ab März ist es an der Zeit, sich auf den Fensterbänken Balkon- und Gartenpflanzen vorzuziehen. So erhalten diese einen gewissen Vorlauf, weil nicht alljährlich die Witterungsbedingungen günstig ausfallen und so die Kulturzeit erheblich verlängert werden kann. Bewährt haben sich dafür im Handel erhältliche Minitreibhäuser, aber es eignen sich auch Schalen und Behälter, über die sich Folien mit kleinen Lüftungslöchern anbringen lassen. Am besten verwendet man spezielle Aussaaterde, denn diese enthält nur solche Inhaltsstoffe, die für den Keimling benötigt werden. Man sollte „gedämpftes“ Substrat verwenden, damit keine Fliegenaufzuchtstation in den eigenen vier Wänden entsteht.
 Da beim Keimvorgang eine konstante Bodentemperatur und Feuchtigkeit von wesentlichem Vorteil sind, muss auch der Lüftungsvorgang gut funktionieren. Es passiert sonst allzu schnell, dass aufkommender Schimmel jedes hoffnungsvolle Korn vernichtet. Je nach Größe der Saatgefäße und wie dicht ausgesät wurde, müssen die jungen Pflänzchen anschließend vorsichtig pikiert werden. Am besten bekommt jede Planze gleich einen eigenen Topf. Dieser sollte aber nur so groß wie nötig sein, damit die Pflanze bis zu dem Auspflanztermin darin verbleiben kann. Dafür wird dann eine Erdmischung verwendet, die alle je nach Pflanzensorte notwendige Nährstoffe beinhaltet und somit einen kräftigen Wuchs und die Wurzelbildung fördern. Die Wurzel soll den Topf richtig für sich einnehmen und das Substrat kräftig umschließen. Denn wenn es dann endlich Ende Mai zum Auspflanzen kommen kann, zeichnet sich daran schon der weitere Erfolg für die Weiterentwicklung unserer Schützlinge ab.
 Von Mitte März bis Anfang Mai sollten an trockenen und milden Tagen die Beete für die Saison hergerichtet werden. Wer über ein Frühbeet verfügt, kann dieses bereits an wärmeren Märztagen „in Betrieb“ nehmen und in geschützter Lage die ersten Gemüsepflanzen aussäen. Aber Vorsicht, schon eine alte Bauernregel besagt: „Märzenschein, lässt noch nichts gedeihn!“ Eine ordentliche Dämmung und wärmende Abdeckung ist unabdingbar. Zuvor sollte der Boden bearbeitet und eine ordentliche Schicht Kompost eingebracht werden.


Schnittblumenpflege:

Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor, welche übrigens gar nicht so selten vorkommt: Es sind eiskalte Temperaturen, vielleicht sogar noch Minusgrade. Vor der Verkaufsstelle stehen zwei Damen, wohlig warm in feines Tuch eingemummelt, in einem scheinbar interessanten Gespräch vertieft und lässig im Arm haltend eine prächtige Orchideenrispe, welche kunstvoll für gutes Geld von den Floristen aufgebunden wurde. Durch eine dünne Folie ist das bewundernswerte und sicher auch teure Gebinde erkennbar. Gelange ich zufällig in eine solche Szene, kann es durchaus vorkommen, dass ich die Mesdames in ihrer angeregten Konversation unterbreche und freundlichst darauf hinweise, wo sich der nächste Papierkorb befindet. Weder Sie als Kunde, noch der zu Beschenkende und schon gar nicht die Pflanze selbst werden Freude daran finden können, wenn man gedankenlos den Blumentransport vornimmt. Besonders in der kalten Zeit kann der Einkauf schnell zur Enttäuschung werden, denn bereits auf dem Weg vom Lieferanten zum Geschäft kann die Pflanze durch Unachtsamkeit Schaden nehmen, welcher sich leider nicht immer sofort erkennen lässt. Auch daheim beim Lüften ist es bei Frost schnell um die Pflanze geschehen.
 Schnittblumen sollten immer durch ein sehr scharfes Messer einen schrägen Anschnitt von ca. 2 cm Länge am Stielende erhalten, bevor sie in die Vase kommen, damit die an der Luft eingetrockneten Leitbahnen wieder geöffnet werden. Nur so können Wasser und Nährstoffe in den Stielen zum Blütenstand emporsteigen. Anschnitte mit stumpfen Scheren nutzen nichts, da die Oberfläche für die Wasseraufnahme damit viel zu klein gerät. An einem einfachen Beispiel will ich das verdeutlichen: Wenn Sie sich mal wieder einen Salat zubereiten, nehmen Sie sich doch eine Gurke beiseite, schneiden Sie das untere Ende mit dem Messer ab und sehen Sie sich die Schnittfläche an. Sie werden natürlich nur einen Schnitt in Durchmessergröße des Kürbisgewächses vorfinden. Wenn Sie aber nun die Gurke ein ganzes Stück längsseits mit dem Messer aufschneiden, kommt viel mehr „frische“ Masse zur Ansicht. Bei einem Blumenstiel ist genau das eben das Entscheidende. Eine große Schnittfläche kann schnell die von Luft und Trockenkeit verstopften Leitbahnen öffnen und die „Erste-Hilfe-Maßnahme“ Wasser kann einwirken. Aber bitte kein kaltes Wasser! Verwenden Sie unbedingt handwarmes, lauwarmes Wasser. Ein Frischhaltemittel verhindert, dass sich Fäulnisbakterien ansiedeln. Nährstoffe fördern den Blütenerhalt. Zur Not geht auch eine kleine Prise Zucker. Der altbewährte Kupferpfennig soll ähnliches bewirken. Eindeutiger Vorteil: Bei Gebrauch von Frischhaltemittel muss das Wasser nicht täglich ausgetauscht werden.
 Wie man z.B. „tot“ geglaubte Rosen wieder zum Leben erwecken kann, verrate ich in der nächsten Ausgabe der VS-Aktuell.
 Ja, liebe Blumen- und Gartenfreunde, auch ich kann es kaum erwarten, wieder im Garten durchzustarten! Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.

aus VS Aktuell 1/2011, erschienen im  VS Aktuell 1/2011 Blumen- und Gartentipps