„Alles Pelargonie oder was?“

Kennen Sie das auch? Sie überlegen, ob Sie sich für die Balkonsaison nun lieber für Geranien  oder Pelargonien entscheiden sollen? Die blühen doch immer so prächtig und zuverlässig, sind nahezu unverwüstlich und absolut pflegeleicht! Wer wenig Platz auf dem Fensterbrett hat, wird leider abwägen müssen, welche von den beiden benannten Blumen nun den Kasten oder Topf zieren soll. Hier die gute Nachricht: Sie brauchen nicht weiter darüber grübeln, denn botanisch gesehen gibt es eigentlich nur Pelargonien. Zumindest, was unser typisches Bild von den bekannten Balkonkastenpflanzen betrifft.

Auch, wenn sich eigenartigerweise im Sprachgebrauch beide Bezeichnungen für ein und denselben Pflanzentyp eingebürgert haben, sind die vermeintlichen Geranien allesamt Pelargoniengewächse. Wer also ganz unbedarft im Fachhandel nach Geranien fragt, könnte möglicherweise missverstanden werden und in eine vollkommen andere Abteilung, nämlich in den Außenbereich für Beetpflanzen zu den „Storchschnabelgewächsen“ (Geraniaceae) geschickt werden.

Richtig ist, dass es eine Verwandtschaft zu den bei uns in der freien Natur vorkommenden Storchschnabelarten gibt, welche Geraniengewächse sind. Die bei uns so beliebten Pelargonien für Balkon und Terrasse sind jedoch aus ferner Welt zu uns gekommen. Sie haben ihren Ursprung in Südafrika. Weiterzüchtungen von den ursprünglichen Mutterpflanzen können mittlerweile in enormer Vielfalt erworben werden.  

Da ich nun beide Pflanzennamen aufgegriffen habe, liegt es nahe, etwas ausführlicher über diese zu berichten. Ich denke, es spricht alle Blumenfreunde an, denn für jeden Naturfreund findet sich in der folgenden Auswahl ein „passender Blumentopf“.

Zu den herkömmlichen Pelargonien möchte ich noch anmerken, dass diese vermutlich auch deshalb bei uns so beliebt sind, weil sie pflegeleicht sind und sich durch eine lange Blütezeit auszeichnen. Die in hängender (P. Peltatum-Hybriden) oder aufrecht (P. Zonale-Hybriden) stehender Wuchsform gezüchteten Sorten sind in diversen Blütenfarben und -formen erhältlich. Gerade die gefüllt blühenden Sorten haben einen besonderen Charme. Die hängend wachsenden Arten werden besonders gern zur Bepflanzung von Kästen und Ampeln verwendet. 

Pelargonien

Edelpelargonien (Pelargonium grandiflorum) werden u. a. auch als englische Pelargonie gehandelt. Diese Züchtungen wirken mit ihren besonders großen Blüten sehr dekorativ und sind auch als Zimmerpflanzen erhältlich.

Duftpelargonien (z. B. Pelargonium graveolens) haben bei Berührung stark duftende Blätter, je nach Sorte z. B. nach Zitrone. Die essbaren Blüten können auch zum Verfeinern von Getränken und Dessertspeisen verwendet werden. Oftmals finden sich diese Pflanzen in unseren Wohnungen wieder. Aber auch die „duftigsten Typen“ unter den Pelargonien möchten wenigstens ab und zu mal an frischer Luft und in der Sonne stehen. Verglichen mit anderen Züchtungen sind die Blüten eher unscheinbar. Berührt man aber die feinen Härchen der Pflanzen an den Blättern und Stengeln, so verströmen diese ein wohlriechendes ätherisches Öl, welches ganze Räume „ausduftet“. Eine prima Geschichte, vor allem für Bäder mit Tageslicht.

Aus den Wurzeln der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) werden heilkräftige Auszüge gewonnen, mit welchen auch das bekannte naturheilkundliche Medikament Umckaloabo hergestellt wird. Der Begriff stammt aus der Zulu-Sprache und steht für „starker Husten“, was auch schon den Hauptanwendungszweck erklärt. Es verbergen sich aber noch wesentlich mehr gesundheitsfördernde Eigenschaften in jenen Wurzeln. Vor allem durch die antibakterielle und immunstärkende Wirkung ist es ein verträgliches Mittel, sobald sich erste Erkältungsanzeichen einstellen.

Für manchen Liebhaber von  Pelargonienpflanzen kann eine regelrechte Sammelleidenschaft entfacht werden, wenn sich genügend Platz im Haus dafür findet.

Sind einem einige besonders schöne Exemplare wortwörtlich ans Herz gewachsen, so lassen sich diese während der Wintermonate relativ unkompliziert im Haus überwintern. Möglichst hell und kühl (5-10 °C) sollte das Übergangsquartier sein. Die Kästen, Kübel oder Töpfe dürfen bis zum nächsten Frühling gerade nur so wenige Wassergaben erhalten, dass die Pflanzen nicht vertrocknen. Wenn  schließlich die Außentemperaturen wieder verlässliche Wärmequellen darstellen, ist es ggf. an der Zeit für einen Rückschnitt. Die Pflanzen treiben danach recht kräftig aus, vor allem, wenn das Substrat aufgebessert oder mit regelmäßigen Düngegaben das Wachstum unterstützt wird. Auch Stecklinge lassen sich ganz gut selber ziehen. Volle Sonne lieben die Geschöpfe aus der ursprünglichen südlichen Flora. Aber selbst an halbschattigen Standorten gedeihen die Pelargonien noch recht gut. Stehende Nässe jedoch muss vermieden werden. Das vertragen die Pflanzen nicht. Dafür können Trockenheit des Substrates und hohe Temperaturen ihnen kaum etwas anhaben. Die handelsübliche Erde sollte möglichst mit etwas Lehm und Sand gemischt werden, wenn man den Pelargonien hierzulande etwas Gutes tun möchte. 

Geranien

Wie sieht das aber bei den botanisch echten Geranien-Gewächsen aus? Ihre Namensbezeichnung geht auf die nach unten gebogenen Fruchtstände der verblühten Pflanze zurück. Diese lassen mit viel Phantasie und Beobachtungsgabe tatsächlich eine Ähnlichkeit zu einem Schnabel des Frösche fressenden langbeinigen Vogels erkennen. Der heimische Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) wächst besonders gut auf unseren Wildwiesen. Gemeinsam mit dem Ruprechtskraut (Geranium robertianum), welches wegen seines unfeinen Geruches, der den  Öldrüsen entströmt, als „Stink-Storchschnabel“ bezeichnet wird, ergeben sich Anwendungsmöglichkeiten in der Volksheilkunde, z. B. bei Leber- und Galleleiden oder bei Erkältungskrankheiten.

Weitere ausdauernde Geranienarten eignen sich hervorragend zur Anpflanzung in Gärten und Parkanlagen. Die Farbpalette von dem herrlich zierenden Blütenflor reicht von weiß über rot, blau und violett (z. B. Geranium ibericum). Diese Pflanzen sind äußerst robust und pflegeleicht, ja sie neigen durch ihre Wurzelausläufer sogar zum Wuchern. Halbschattige Plätze mögen die bodendeckenden Gewächse am liebsten. So kommen sie besonders unter Gehölzen gut zur Geltung. Fast alle Geranienarten  erzeugen bei Berührung der Blätter – und dafür reicht auch ein Windhauch – mehr oder weniger beliebte Duftabsonderungen.

 

Zum Abschluss möchte ich nochmals betonen, dass die vorgestellten Gewächse also tatsächlich zu der Frage führen können, ob man denn nun lieber Geranien oder Pelargonien erwerben möchte? Oder beides?

aus VS Aktuell 2/2013, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 2/2013 Blumen- und Gartentipps