„ … solch ein Gewimmel möcht’ ich sehn … “ – diese Worte aus Goethes „Faust“ kommen dem Besucher des Montessori-Kinderhauses „Pfiffikus“ am dritten Juni-Donnerstag sofort in den Sinn. Sommergartenfest ist bei der Einrichtung der Volkssolidarität in der Chemnitzer Max-Türpe-Straße angesagt. Überall zwischen Bäumen und auf der Wiese tummeln sich Mädchen und Knaben von ein bis zu zehn Jahren. Eine junge Erzieherin eröffnet den Sport- und Spielspaß mit Musik und der Aufforderung zum lustigen Tanzen. Viele Knirpse machen mit. Danach besetzen sie die verschiedenen Stationen. Der fünfjährige Johannes übt sich im Zielwerfen auf Büchsenpyramiden. Die kleine Josie freut sich über ihren Ballon-Hund, den eine Kindergärtnerin für sie geknüpft hat. Steppke Jonas gewinnt beim Eierlaufen. Andere Pfiffikusse kosten Rostbratwürste, die der Elternrat gegrillt hat, strengen sich beim Schubkarrenrennen an, schaukeln, drehen am Glücksrad und probieren manches weitere Angebot im Gelände aus.
Ständig belagert ist der Getränkestand von Kindern und ihren Eltern, die sich an dem selten warmen Sommertag nach einer Erfrischung sehnen. An der Quelle sorgt Erika Schmidt für Labsal. Sie schenkt Orangen- und Kirschsaft aus, Cola und Mineralwasser und hilft so, die durstigen Kehlen zufrieden zu stellen. Sie macht das nicht zum ersten Mal. Bis zum Jahre 2003 hat sie in der Küche des Hauses und als Reinigungskraft gearbeitet. Als sie dann in Rente ging, konnte sie sich zwar stärker ihren Hobbys Kochen und Gartenarbeit widmen, aber auf Bitten von Regina Herrmann, Leiterin des Hauses, sagte sie ihre weitere Mithilfe für die Kinder zu – im Ehrenamt. So hat sie schon mit den Knirpsen 3D-Karten für Glückwünsche gebastelt oder hat sie bei kleinen Wanderungen mit betreut und auch bei Weihnachtsfeiern in der KITA geholfen. „Ich komme gern an meine frühere Arbeitsstelle, weil mir der Umgang mit den Kleinen und die Begegnung mit den Kolleginnen richtig Spaß machen“, sagt sie. Ihr Ehemann Siegfried bestärkt sie in dieser Haltung.
Ein anderer Ruheplatz zum lukullischen Verweilen ist beim Fest der Kuchenbasar. Die Ausgabe von Kaffee und Gebackenem hat an diesem Donnerstag eine weitere Ehrenamtlerin übernommen. Rita Unterberg bietet gern Erdbeer- oder Schokoladentorte, Muffins und dazu das heiße schwarze Getränk an. Sie ist auch eine „Ehemalige“. Die gelernte Säuglingsschwester und Krippenerzieherin arbeitete in verschiedenen Einrichtungen, bis sie vor gut 30 Jahren in dem neu geschaffenen Kinderhaus am Südrand der Stadt angefangen hat. Dort wirkte sie bis zum Erreichen der Rente vor zehn Jahren. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie seitdem ehrenamtlich bei verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen „ihrer“ Einrichtung mithilft. „Ich mache das, weil ich gebraucht werde und weil es mir Freude bereitet, die Verbindung aufrecht zu erhalten“, betont sie. Dabei erwähnt Rita, dass diese Verbindung durchaus zweiseitig ist. So brachte ihr eine „Pfiffikus“-Gruppe zum 70. Geburtsttag in ihrem Haus ein Ständchen. Auch zu anderen Gelegenheiten schauten die Steppkes bei ihr in der Südrand-Siedlung vorbei. Ehemann Peter hat für die „Montessoris“ zum 30-jährigen einen Videofilm gefertigt, der unter anderem verschiedene Gruppen bei Märchenspielen zeigt.
Die Dritte am weiblichen Ehrenamts-Kleeblatt der Kita, wo immerhin 140 der jüngsten Sprösslinge betreut werden, ist Renate Speck. Sie arbeitete ebenfalls in der Einrichtung Max-Türpe-Straße 40/42 von Anfang an bis 1995. Zuvor wirkte die staatlich geprüfte Kindergärtnerin in Erfenschlag, im Kinderwochenheim Morgenleite und als stellvertretende Wirtschaftsleiterin im Kindergarten Friedrich-Hähnel-Straße. Die Stimmbänder machten hier schon nicht mehr wie gewohnt mit. So übernahm sie dann auch 1981 im „Pfiffikus“-Haus aus gesundheitlichen Gründen die Näherei und die Wäscherei. Aber wie die beiden anderen hilft sie seit dem Erreichen des Rentenalters bei Kuchenbasaren, Kinder-Modenschauen, Lampion-Umzügen und sonstigen Gelegenheiten mit, wenn sie es möglich machen kann. Auch sie bekommt von der Leiterin einen Jahresplan, der ihr alle Veranstaltungen aufzeigt. Dann sucht sie sich wie Erika und Rita heraus, wo sie am besten helfen kann und findet es sehr gut, dass sie immer noch gebraucht wird, wie sie äußert. Fit hält sich Renate in einer Gymnastikgruppe und beim regelmäßigen wöchentlichen Wandern.
Wenn Regina Herrmann über ihre Ehrenamtlichen spricht, die ebenso Mitglieder ihrer Wohngruppe 080 sind, unterstreicht sie das gute Verhältnis, das zwischen ihnen und den Erziehern und Angestellten des Montessori-Hauses besteht, wo sie sich nach wie vor zu Hause fühlen können.