Vor 37 eingeladenen Delegierten (56 waren eingeladen, 19 entschuldigt) eröffnete der Vorsitzende Andreas Lasseck den 18. Verbandstag des Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz e. V. im Stadtteiltreff Clausstraße. In einer kleinen Eröffnungsrede begrüßte er als Gast Dr. Jürgen Schmieder, den Geschäftsführer des Volkssolidarität Landesverband Sachsen e. V. und Thorsten Adomeit, der seit 10 Jahren für den Verein als Steuerberater tätig ist.
Bericht des Vorstandes
Der Vorsitzende Andreas Lasseck informierte im Bericht des Vorstandes umfänglich über wichtige Entwicklungen und Aktivitäten des Vereins im Jahr 2012 und ging auch auf den bisherigen Verlauf des Jahres 2013 ein.
Nach dem schwierigen Jahr 2011 habe der von der Geschäftsführung erarbeitete und vom Vorstand beschlossene Maßnahmeplan weitere Reserven aufgezeigt und die Rentabilität erhöht. 2012 konnte ein positives Ergebnis erreicht werden, an dem alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter ihren Anteil haben. Dieses Zusammenwirken von Ehrenamt und Hauptamt, dieses „Miteinander – Füreinander“ sei bemerkenswert, zeichne den Verein aus und sei ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Andreas Lasseck informierte die Delegierten, dass in den letzten Jahren aufgrund der ungewollten aber wirtschaftlich notwendigen Schließung von Begegnungsstätten sehr viele Mitglieder und ganze Wohngruppen verloren gegangen sind, was zu einem Rückgang an Veranstaltungen in den Einrichtungen und daher zu weniger Einnahmen geführt habe. Aus diesem Grund sei es erforderlich, Preise in den Begegnungsstätten anzupassen. Im letzten Jahr gab es eine Haushaltssperre der Stadt Chemnitz, durch die die geförderten Einrichtungen im vergangenen Jahr weniger Förderung durch die Kommune erhalten haben. Für das Jahr 2013 sei wieder mit dem vollen Förderbetrag zu rechnen, jedoch sei noch nicht vollständig bekannt, wie die sich derzeit in Überarbeitung befindlichen neuen Förderkriterien auf die Gesamtförderung der Begegnungsstätten des Stadtverbandes künftig auswirken werden.
Bezüglich des Betreuten Wohnens verwies Andreas Lasseck darauf, dass der Verein bei vielen Häusern nicht Eigentümer, sondern Betreiber sei. Durch die Anmietung von Wohnanlagen und deren Weitervermietung im Jahr 1997 sei der Verein für Investoren und Banken interessant geworden. Damals seien auch viele jüngere Menschen eingezogen, da barrierefreies Wohnen noch eine Rarität war. Der Wohnungsmarkt in Chemnitz sei jedoch schwierig geworden. Der Leerstand ist hoch, die Mieten sind moderat. Viele Wohnungsgenossenschaften haben den Bedarf an seniorengerechten Wohnungen erkannt und versuchen, Wohnungen im eigenen Bestand zu barrierearmen Wohnungen umzubauen. Obwohl barrierearm nicht barrierefrei bedeutet, gelänge es so, langjährige ältere Mieter zu halten, was sich auf das „Betreute Wohnen“ auswirke. Menschen ziehen in diese Wohnform ein, deren Alter nicht mehr wie vor 15 Jahren kurz nach Renteneintritt liegt, sondern die viel älter sind. Entsprechend kurz verbleiben sie in der neuen Wohnung. Für den Stadtverband bedeute dies einen hohen Verwaltungsaufwand. Ein Kraftakt, der noch fünf Jahre durchgehalten werden muss. Dann laufen die Generalmietverträge aus und mit den Eigentümern könne neu verhandelt werden.
Trotz einer guten Gesamtauslastung entstünden dem Verein durch jede leer stehende Wohnung Kosten. Durch zahlreiche Aktionen, wie die 2012 durchgeführten 184 Schautage und die Nutzung mehrerer Internetplattformen, werde versucht, die Wohnungen zu vermieten. Der Vorstand beschloss zudem, dass die drei Wohnanlagen Zöllnerstraße/Straße der Nationen, Zschopauer Straße und Limbacher Straße für ein Wohnen ohne Betreuungsvertrag freigegeben werden. Eine drohende rückwirkende Mieterhöhung um 20 % aufgrund des notwendigen Verkaufes der Wohnanlage Clausstraße vom bisherigen Eigentümer konnte abgewendet werden.
Andreas Lasseck rief die Wohngruppen dazu auf, den Stadtverband bei der Vermietung weiterhin zu unterstützen und an Menschen, die barrierefreie Wohnungen oder ein Wohnen in Gemeinschaft suchen, zu vermitteln.
Weiterhin ging Andreas Lasseck auf die Mitgliederbetreuung ein. Zum 31.12.2013 zählte der Stadtverband 5.464 Mitglieder. Unter den Wohngruppenleitungsmitgliedern gäbe es viele langjährige Mitglieder, die ihre Funktion aufgrund Beeinträchtigungen durch das Alter niederlegen müssen. Zum gegenseitigen Kennenlernen werden neue Leitungsmitglieder in einer separaten Veranstaltung willkommen geheißen. Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführerin führen die Beratung nach Möglichkeit selbst durch und erläutern die Struktur der Volkssolidarität, den Aufbau des Stadtverbandes mit seinen Fachgebieten und sozialen Dienstleistungen und die Arbeit der Wohngruppen.
Da in einigen Wohngruppen einige Mitglieder mehrere Funktionen ausüben und damit diese nicht an zwei Tagen zur Beratung kommen müssen, werden ab 2014 die Frühjahrsberatungen der Verantwortlichen für Soziales und Kultur zusammengelegt.
Mit über 70 Mitarbeitern betreue der Verein seit fast 20 Jahren jährlich über 600 Kinder in vier Kindertagesstätten. Alle Mitarbeiter und viele Eltern würden durch ihre Mitgliedschaft ihre Verbundenheit zur Volkssolidarität dokumentieren.
Aufgrund der Bereitstellung von Fördermitteln durch den Freistaat Sachsen und der Stadt Chemnitz konnten 2012 und 2013 Baumaßnahmen in Höhe von über 500.000 € in den Kindertagesstätten umgesetzt werden. Dabei muss der Verein im Auftrag der Kommune als Bauherr fungieren. Eine separate Vergütung gibt es nicht.
Mit der neuen Richtlinie „Bildungschancen“ stelle der Freistaat Sachsen für zwei Jahre über die Kommunen Geld für Kindertagesstätten zur Verfügung, in denen besonders viele Kinder mit Verhaltens- und Sprachauffälligkeiten betreut werden. Zusätzliches Personal könne eingestellt werden, welches u. a. spezieller auf diese Kinder eingehen sowie Hilfe- und Unterstützungsbedarf ermitteln kann. Bei 750.000 € für die Stadt Chemnitz mit insgesamt 138 Kindertagesstätten sei diese Förderung aber nicht ausreichend. Unter den sechs geförderten Einrichtungen sei auch die Kindertagsstätte Sonnenbergstrolche des Stadtverbandes, in der nun einige Kinder dadurch die Chance auf eine bessere Zukunftsperspektive erhalten.
Bei der Mittagessenversorgung wurde 2012 mit der Einführung eines computergestützten Warenwirtschaftssystems für den Zentraleinkauf begonnen, um dadurch günstigere Konditionen beim Einkauf wahrnehmen zu können. Es sei jedoch noch nicht gelungen, andere Verbände der Volkssolidarität in Sachsen vom finanziellen Vorteil eines gemeinsamen Einkaufs zu überzeugen. Seit Juli 2013 hat der Stadtverband im Auftrag der Landesdirektion die Versorgung von Asylbewerbern an drei Standorten in Chemnitz und Schneeberg übernommen.
Die Sozialstationen sind laut dem Vorsitzenden Zugpferde im Verein. Diese Aussage beziehe sich auch auf die inhaltliche Seite und die Qualität. Aufgrund des Fachkräftemangels müssten jedoch Patienten abgelehnt werden, mitunter nach umfangreicher Prüfung auch Mitglieder der Volkssolidarität. Trotz Auszubildenden in eigenen Reihen und der Qualifizierung von Pflegehelfern zu Pflegefachkräften gelänge es den Sozialstationen wie auch anderen Pflegediensten nicht, entsprechend der Nachfrage die benötigten Pflegefachkräfte einzustellen, da diese nicht auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind.
Der Verein investiere viel in Weiterbildungen, Qualifizierungen und Personalentwicklung. Auch deshalb mussten 2013 die Preise für die Tagesbetreuung sowie die Hauswirtschaft angepasst werden, wobei diese ortsüblich seien.
Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld des Vereins sei die Versorgung von Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen. Neben dem Seniorenpflegeheim „An der Mozartstraße“ betreibt der Verein über Tochterunternehmen mittlerweile zehn weitere Pflegeheime. Die Mehrheit der Einrichtungen, die schon viele Jahre in Betrieb sind, konnten mit einer Auslastung von etwa 98 % zum 31.12.2012 ein gutes Ergebnis erreichen. Im Juli konnten der Betrieb von drei kleineren Heimen in Ober- und Mittelfranken übernommen werden, wodurch der Aufbau von notwendigen Führungsstrukturen in Bayern sich einfacher gestaltet.
Zum Abschluss ging Andreas Lasseck kurz auf die Arbeit des Vorstandes ein und führte aus, dass alle Vorstandsmitglieder neben der Teilnahme an Vorstandssitzungen und zahlreicher kleinerer Beratungen weitere Aufgaben übernommen haben. Diese reichen von der Unterstützung bei Bank- und Investorengesprächen über das Management in Bezug auf die Verwaltung der Häuser für Betreutes Wohnen, das Überbringen von Gratulationen zu Geburtstagen und Jubiläen an Mitglieder, die Beratung zum Facilitymanagement und zu Reinigungsverträgen u. ä. bis hin zur Teilnahme an Beratungen mit dem Wohngruppenleitungsmitgliedern, das Revidieren von Abrechnungen der Wohngruppen ohne Revisor oder zum Erstellen zahlreicher Protokolle und vieles mehr. Der Vorsitzende sprach den Mitgliedern des Vorstandes seinen persönlichen Dank dafür, für das Engagement und das stets konstruktive Miteinander aus.
All das Erreichte sei jedoch nicht möglich gewesen, wenn es im Verein nicht so viele fleißige Hände und kluge Köpfe gäbe. Gemeint seien damit alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und alle ehrenamtlich Mitwirkenden in den Wohngruppen. Es sei wie ein Puzzlespiel: Viele helfende Hände würden im Detail immer wieder jedes Jahr aufs Neue das bewirken, was zum Verbandstag gesagt und in der VS Aktuell oder im Geschäftsbericht niedergeschrieben werden kann. Wichtiger sei noch, was den Betreuten an Gutem gegeben wird und letztendlich auch den Verein stärkt.
Bericht des Revisors
In seinem Bericht bestätigte Revisor Peter Klingst die ordnungsgemäße Führung der Bücher und nutzte die Gelegenheit für einige Worte an die Delegierten. Er dankte den Volkshelfern für ihr Engagement und verwies auf den Erfolg der Listensammlung 2012.
Die Rahmenbedingungen für einzelne Bereiche würden nicht einfacher werden. Hier stärke der Zusammenhalt. Peter Klingst bat um Verständnis für notwendige unpopuläre Entscheidungen wie die Schließung von Begegnungsstätten im vergangenen Jahr. Hinsichtlich des Betreuten Wohnens rief er dazu auf, diese Wohnform und die Wohnanlagen des Stadtverbandes weiter zu empfehlen. Sie böten Menschen die Möglichkeit, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu verbleiben. Peter Klingst regte die Schaffung von generationsübergreifenden Angeboten an.
Hinsichtlich der Schwierigkeiten, dass Funktionen in den Wohngruppen aufgrund altersbedingter Beeinträchtigungen teilweise nicht besetzt werden können, rief er dazu auf, dass sich ehrenamtliche Revisoren finden, die mehreren Wohngruppen gleichzeitig zur Verfügung stehen.
Er appelierte an die Mitgliedschaft, den Verein zu unterstützen, indem die Weihnachtsfeiern der Wohngruppen nach Möglichkeit in den Einrichtungen des Stadtverbandes stattfinden, Adventsfahrten mit dem Reisebüro am Rosenhof 11 durchgeführt und Geschenke für Mitglieder bei der Zentralküche bezogen werden sollten.
Diskussion
Vor der Beschlussfassung und Entlastung des Vorstandes ergriffen einige Delegierte das Wort.
Hannolore Goretzky (WG 010) sprach sich für eine offensive Öffentlichkeistarbeit auch in den Wohngruppen aus. Der Verein müsse immer und überall ins Gespräch gebracht werden. Die Mitglieder sollten sich in bspw. Netzwerke einbringen. Dadurch könnten auch neue Mitglieder gewonnen werden. Hannelore Goertzky lobte abschließend die Laudationes, die zur Ehrung der Mitglieder bis ins Detail verfasst werden.
Andreas Wolf informierte als Stadtrat und Vertreter der Wählervereinigung Volkssolidarität Chemnitz (Vosi) über das gesprochene Gerichtsurteil und die abgelehnte Berufung, bei der es um seine Wahl in den Sozialausschuss der Stadt Chemnitz ging. Er rief dazu auf, die Wählervereinigung weiterhin so eindrucksvoll wie bei der Gerichtsverhandlung am Verwaltungsgericht Chemnitz zu unterstützen.
Dr. Jürgen Schmieder, Geschäftsführer des Volkssolidarität Landesverband Sachsen e. V., hob in seinem Redebeitrag u. a. die Art und Weise hervor, wie die Ehrungen in Chemnitz vorgenommen werden. Es sei bei der Volkssolidarität nicht selbstverständlich, dass für jeden Ausgezeichneten eine Laudatio geschrieben und verlesen werde. Dadurch gelängen die Ehrungen würdevoll und besonders emotional.
Eberhard Seifert (WG 058) nutzte die Gelegenheit und lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Reisebüro am Rosenhof 11.
Manfred Rohner (WG 046) sprach ein Lob für den positiven Jahresabschluss aus. Er unterstrich die Schwierigkeiten für die Vermietung von Wohnungen des Betreuten Wohnens vor dem Hintergrund, dass im sogenannten Fritz-Heckert-Gebiet immer mehr Wohnungen dieser Art entstehen, und hob die Bedeutung eines gemeinsamen Einkaufs hinsichtlich von Preisverhandlungen hervor.
Entlastung des Vorstandes
Die Berichte des Vorstandes, des Steuerberaters Thorsten Adomeit, des Revisors Peter Klingst sowie der Geschäftsbericht für das Jahr 2012 wurden zur Diskussion gestellt und von den Delegierten einstimmig bestätigt. Der Vorstand des Stadtverbandes wurde für das Jahr 2012 einstimmig entlastet.
Beschlüsse
Die Delegierten des 18. Verbandstages beschlossen auf der Grundlage der neuen Ehrenordnung des Bundesverbandes, dass für eine langjährige ununterbrochene Mitgliedschaft ab 40 Jahren und in Zehnjahresschritten im Rahmen einer kleinen Feierveranstaltung eine Ehrennadel durch den Vorstand und die Geschäftsführung übergeben wird. Mitgliedern, die geehrt werden sollen und nicht anwesend sein können, wird die Ehrung durch die jeweilige Wohngruppe übergeben. Für eine 25-jährige ununterbrochene Mitgliedschaft wird eine Urkunde durch die Wohngruppe übergeben.
Der Verbandstag beschloss weiterhin, dass neben den Ehrungen auf Grundlage der Ehrenordnung ehrenamtlichen Mitarbeitern für eine mindestens 2-, 5-, 10-, 15-jährige (usw.) regelmäßige Tätigkeit im Verein und in den Wohngruppen eine Dankeschön-Urkunde ausgereicht wird. Diese kann unter Nutzung eines Formblattes über die Wohngruppen beim Fachgebiet Mitgliederbetreuung beantragt werden.
Beide Beschlüsse sind vorerst bis zum 31. Dezember 2015 gültig.
„Die Volkssolidarität gehört zu mir, wie das tägliche Brot.“
Hilde Lenk (Wohngruppe 073)