Das gewohnte Zuhause zu verlassen, um in einer Pflegeeinrichtung zu leben, ist für viele Menschen eine Entscheidung, die weniger mit dem Herzen als mit dem Verstand gefällt werden muss. Wenn der Alltag aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr allein gemeistert werden kann, wenn das kleinste Problem unlösbar wird, wenn Angehörige fehlen oder sie die Pflege zu Hause selbst nicht mehr bewältigen können, dann wird dieser Schritt erforderlich. Auf der einen Seite ist es ein Abschied, weil dieser Entschluss etwas Endgültiges birgt. Auf der anderen ist er aber auch ein Neubeginn.
Das Wichtigste dabei ist eine gute Lebensumgebung, wo man sich aufgehoben und versorgt fühlt, von hilfsbereiten und freundlichen Menschen begleitet wird und das Leben so gut es noch geht genießen kann.
In den zahlreichen Pflegeeinrichtungen der Volkssolidarität Chemnitz und deren Tochterunternehmen, wie hier im Seniorenpflegeheim des Sozialen Zentrums Zwirnereigrund in Mittweida, werden die Bewohner kompetent und liebevoll umsorgt. Ein Zitat aus der Philosophie des Hauses: „Wir sehen unsere Bewohner als individuelle Persönlichkeiten. Unser größtes Ziel ist es, dass sie sich bei uns wohl, geborgen und zu Hause fühlen. Die Bewohner sollen ihren Lebensabend in Würde verbringen.“
Das Heim bietet Platz für insgesamt 100 pflegebedürftige Menschen. Es ist in vier Wohnbereiche aufgeteilt. Im Wohnbereich 2 arbeitet Nicole Wagner als Pflegehelferin. Beschäftigt ist sie hier seit August vergangenen Jahres, worüber sie sehr glücklich ist, da sie in ihrem Beruf wieder tätig sein kann und Anerkennung findet.
Die heute 39-Jährige absolvierte nach ihrem Schulabschluss eine Lehre zur Hauswirtschafterin, später einen Lehrgang „Haus- und Familienpflege“ und eine Qualifizierung zur Bürokauffrau. Neben Zeiten der Beschäftigung war Nicole Wagner gezwungen, immer wieder auf Arbeitssuche zu gehen. Viele Jahre übernahm sie Pflegehelfer-Aufgaben im Ehrenamt oder nutzte Arbeitsangebote von Personaldienstleistern, die jedoch nur befristet waren. So war sie in Pflegeeinrichtungen in Chemnitz, Göhren, Hainichen, Mittweida und Freiberg tätig und hat hier viel dazugelernt.
Was gehört zu den Arbeitsaufgaben einer Pflegehelferin? Da sind unter anderem der gesamte Bereich der Körperpflege, Hilfe beim Aufstehen und Zubettgehen, Essen reichen oder die Begleitung der Senioren zu Aktivitäten im Heimalltag. Außerdem obliegt Nicole Wagner die Verwaltung des Inkontinenzmaterials im Wohnbereich. Ihre Arbeit leistet sie in Früh- und Spätschichten.
Eine nicht immer leichte Aufgabe, zu der Umsicht, Geschick und großer Einsatz gehören. Im Wohnbereich leben 23 Senioren, es gibt Fälle von Demenz und Epilepsie.
Dass Nicole Wagner Freude an ihrer Arbeit hat, ist ihr anzusehen. „Es ist mein Traumjob, da ich gern mit alten Menschen arbeite“, bekennt sie. Bei Problemen bekomme sie bei ihren Kollegen und der Wohnbereichsleiterin Yvonne Trepte Rat und Hilfe.
Auch wenn die Zeit für die Pflege sehr eng bemessen ist, findet sie immer die Möglichkeit, mit den Bewohnern zu plauschen, sich mal an ein Bett zu setzen. „Die Zeit muss einfach sein“, betont Nicole Wagner und der schönste Dank sei für sie, „ein Lächeln, ein Streicheln oder die Freude über mein Kommen.“ Vor einigen Tagen bekam sie von einer Bewohnerin eine Rose geschenkt – ein Dankeschön für ihre Arbeit, den persönlichen Kontakt und die liebevolle Pflege.
Nicole Wagner ist in allem gewissenhaft und selbstkritisch. Den Tagesablauf lässt sie am Ende nochmals Revue passieren, prüft sich selbst, und wenn etwas mal nicht so lief, redet sie mit den Kollegen darüber, ruft im Notfall noch mal an.
Der Situation, einen Menschen zu verlieren, begegnete Nicole Wagner immer wieder in ihrer Arbeit. Das ist für niemanden leicht und sie berührt es jedes Mal, ja auch Tränen gibt es. Aber gerade das zeigt, wie sehr sie mit ihrem Beruf und die Sorge um ihre Schützlinge eins geworden ist. „Dienst ist Dienst“ – das trifft bei ihr nicht zu, oft beschäftigt sie das Erlebte über ihren Arbeitstag hinaus.
Ein generelles Problem in der Branche, erläutert sie, sei immer noch der Mangel an Pflegekräften. „Viele haben Bedenken, Alte zu pflegen“, sähen Schwierigkeiten, gerade in der Grundpflege, wo natürliche Dinge wie der Umgang mit Inkontinenz auf der Tagesordnung stehen. Wenn sie sich mit Bekannten unterhält, spürt sie immer wieder deren Scheu. „Also ich könnte so etwas nicht!“, hört sie allzu oft und „Wir bewundern dich, dass du so eine Arbeit machen kannst.“ Für Nicole Wagner ist das eine Selbstverständlichkeit. „Es ist das Normalste auf der ganzen Welt.“
Ihr Wissen frischt sie in den im Pflegeheim regelmäßig angebotenen Weiterbildungen auf. Hier erhalten die Mitarbeiter u. a. Tipps von Physiotherapeuten zu rückenschonenden Techniken beim Heben oder Drehen der Bewohner, Informationen zur Dekubitus-, Kontraktur- und Pneumonieprophylaxe oder zum Thema Hygiene.
Es ist wichtig für die Pflegehelferin, immer auf dem neusten Stand zu sein.
In der Freizeit muss Nicole Wagner raus aus ihren vier Wänden, geht mit dem 10-jährigen Sohn und ihrem Partner gern ins Schwimmbad oder fährt ins Blaue.
Nicole Wagner ist eine Frau, die im Leben steht und die wohl nie ihre Hände in den Schoß legen kann. Eine Frau, für die das Wohl der anderen vor dem eigenen kommt.