„Die Entwicklung der Volkssolidarität ist immer noch eine Erfolgsgeschichte“, stellte Verbandspräsident Prof. Dr. Gunnar Winkler auf dem Verbandstag der Volkssolidarität am 16. November in Potsdam fest. „Ich verstehe darunter zunächst natürlich das Wirken unserer rund 220.000 Mitglieder und 18.000 Mitarbeiter, welche rund 36.000 Kinder und 41.000 Bürger pflegerisch betreuen“, fügte er hinzu. Dazu gehöre auch, „dass sich in den Jahren 2011 bis Mitte 2013 rund 20.000 neue Mitglieder zu unserem Verband bekannt haben.“ Das sei eine für die neuen Bundesländer einmalige Vereinsbilanz, betonte der Verbandspräsident. Zugleich sei es „einmaliger Vertrauensbeweis in die Arbeit unseres Verbandes, in das Wirken des Ehren- und Hauptamtes“.
Der Verbandstag mit über 100 Teilnehmern im Potsdamer „Kongresshotel Am Templiner See“ war eine Etappe auf dem Weg der Volkssolidarität zur Bundesdelegiertenversammlung 2014. Diese soll im nächsten Jahr wichtige Grundsatzdokumente, die gegenwärtig überarbeitet werden, verabschieden. Außerdem soll dann ein neuer Vorstand des Verbandes gewählt werden. Verbandspräsident Prof. Winkler zog eine gemischte Bilanz des bisherigen Weges, ausgehend von der 2010 begonnenen Zukunftsdebatte. Er sparte dabei auch nicht mit kritischen Tönen. Einheitlichkeit und Geschlossenheit seien wichtige Voraussetzungen, um die Aufgaben des Verbandes effektiver zu lösen. Der Verbandspräsident bezeichnete die trotz aller Neueintritte weiter rückläufige Zahl des Mitgliederverbandes als „eines unserer Hauptprobleme“. „Die Zukunft der Volkssolidarität liegt in der Vielfalt ihrer Angebote im Mitgliederverband und bei den sozialen Dienstleistungen“, stellte Prof. Winkler klar. Dazu sei „eine wirtschaftlich stabile gemeinnützige Verbandarbeit aller Ebenen und Aufgabenbereiche“ notwendig.
In einer persönlichen Erklärung informierte der Verbandspräsident darüber, dass er aufgrund seines Gesundheitszustandes die mit dem Amt verbundenen Aufgaben bis zur Bundesdelegiertenversammlung 2014 an den Vizepräsidenten Dr. Frank-Michael Pietzsch übergibt. Seiner entsprechenden Bitte habe der Bundesvorstand der Volkssolidarität zugestimmt. „Ich werde die Amtsgeschäfte kommissarisch übernehmen, wie es einem Stellvertreter zukommt“, erklärte Dr. Pietzsch, Vorsitzender des Landesverbandes Thüringen. Er wünschte sich für den weiteren Weg des Verbandes, bei dem Bewährtes erhalten und Neues angegangen werden solle, eine „schöpferische Unruhe“. Die 2014 zu beschließenden Grundsatzdokumente seien die „Vehikel, die uns auf neue Wege bringen“.
„Wir müssen von der Regierung das fordern, was notwendig ist, um unsere Aufgaben erfüllen zu können“, betonte der amtierende Verbandspräsident. Er stimmte aber auch darauf ein, dass nicht alle Faktoren geändert werden könnten und der Verband sich darauf einstellen müsse. „Die sozialen Verbände sind keine Bittsteller“, hatte zu Beginn des Verbandstages Gastredner Prof. Dr. Rolf Rosenbrock klargestellt. Der Vorsitzende des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) begründete das: „Die Leistungen der Verbände sind gesellschaftlich notwendig und niemand anders kann sie erbringen.“ Deshalb gebe es zur öffentlichen Finanzierung der Arbeit der sozialen Verbände keine Alternative. Es seien Leistungen, die der Staat und auch nicht der Markt erbringen könnten, auf die aber beide ebenso angewiesen seien. Prof. Rosenbrock warnte vor der Zangenbewegung, die den Druck auf die soziale Arbeit erhöhe: „Die sozialen Notlagen nehmen zu und die Ressourcen nehmen relativ und absolut ab.“ Ursache sei die zunehmend ungerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Notwendig sei eine gerechtere Lastenverteilung für mehr Chancengleichheit, so der renommierte Sozialwissenschaftler und Verbandsvorsitzende. Deshalb sei es auch Aufgabe der sozialen Arbeit, zu benennen, durch welche Maßnahmen das soziale Ungleichgewicht korrigiert werden kann. Denn: „Eine zivilisierte Gesellschaft ist eine mit Solidarität im Kleinen und im Großen.“
Dazu trage die Volkssolidarität mit ihrer täglichen Arbeit bei, erklärte Prof. Rosenbrock. Das sei Ihr Anteil an der "Lebensqualität nicht nur für Mitglieder und Betreute, sondern für alle Bürger in diesem Land". "Dafür meinen ganz persönlichen Dank", sagte der Verbandsvorsitzende.
In der abschließenden Diskussionsrunde wurden u. a. durch Günther Kreps, Bundesvorstandsmitglied und Leiter der AG Mitgliederverband/Ehrenamt/Sozialkultur Vorschläge eingebracht, wie der Mitgliederverband gestärkt werden könnte. Dr. Bernd Niederland, Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg, sprach sich dafür aus, Ehren- und Hauptamt im Verband ebenso besser zu vernetzen wie den Mitgliederverband und die sozialen Einrichtungen der Volkssolidarität. „Im Jahr 23 der deutschen Einheit“ sei die Angleichung des Rentenwerts Ost an den Westwert dringend notwendig, betonte Steffen-Claudio Lemme, Bundesvorstandsmitglied und Bundestagsabgeordneter der SPD. Dafür müsse die Volkssolidarität weiter ihre Stimme erheben.