Steffi Demmler ist mittlerweile ein Urgestein bei den Glückskäfern am Küchwaldring und das im besten Sinne des Wortes. Eine gestandene Frau, Mitte fünfzig, die ihren Beruf mit Leib und Seele ausfüllt, die mitdenkt, anregt und die weiß, was ein gutes Team wert ist.
Die gelernte Zootechnikerin machte Anfang der 80er Jahre eine Ausbildung zur Krippenerzieherin, da sie sich für diesen Beruf interessierte und aus der Notwendigkeit heraus, nicht mehr in Schichten arbeiten zu müssen, weil sie ein Kind bekommen hatte. Es wurden in den nächsten Jahren drei an der Zahl, die sind inzwischen erwachsen geworden und drei Enkel sind da.
Als Anfang der 90er Jahre die ehemals städtische Einrichtung von der Volkssolidarität übernommen wurde, ist sie geblieben, hat ihre Entscheidung nie bereut.
2011 absolvierte sie die Weiterbildung zur Praxisanleiterin. Was kann man sich darunter vorstellen?
Eine Praxisanleiterin, die es übrigens in jeder der vier Kindereinrichtungen des Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz e. V. gibt, ist das Bindeglied zwischen den Auszubildenden, der Kindertagesstätte und der Berufsschule. Sie wird als Ansprechpartner aktiv, wenn Fragen zu beantworten, Probleme zu lösen und die Auszubildenden anzuleiten sind. Sie pflegt den Kontakt zu den Bildungseinrichtungen. Die Zusammenarbeit funktioniert gut.
Die Azubis sind je nach Ausbildungsphase bis zu vier Monate im Praktikum in der Einrichtung und lernen dort ihr Handwerk. Es finden Hospitationen der Erzieherinnen und der Berufsschullehrer statt. Diese werden gemeinsam mit den Praktikanten ausgewertet, um ihnen Hilfestellung, Anregungen und Tipps zu geben.
Steffi Demmler weiß, dass sie sich bei der Betreuung der Praktikanten auf das ganze Team der Kindereinrichtung verlassen kann. Die Rolle der Praxisanleiterin wird von allen Kolleginnen unterstützt. Jeder Auszubildende wird einer der Gruppen in der Kita zugeordnet und die jeweiligen Erzieherinnen nehmen sie/ihn unter ihre Fittiche.
Ja, in den vergangenen Jahren waren öfters auch männliche Praktikanten in der Einrichtung. Sie übten zuvor einen anderen Beruf aus, orientierten sich nun neu. „Ich finde das wichtig für die Kinder, dass sie von Erziehern beiderlei Geschlechts betreut werden“, sagt Steffi Demmler, „jeder hat eine andere Art mit ihnen umzugehen und das ist gut für die Kinder.“
Der praktischen und theoretischen Hilfe bei der Einarbeitung kommt ein großes Augenmerk zu. Die Glückskäfermannschaft tut ihr Bestes, damit die Azubis die Prüfungen mit gut oder sehr gut bestehen. Wöchentlich – und in der heißen Phase der Prüfungsvorbereitung noch öfter – finden Austauschrunden zwischen den Erzieherinnen und den Auszubildenden statt. Sie gehören als fester Bestandteil zum Dienstplan der Einrichtung und zeichnen für die hohe Verantwortung, die hier dem künftigen Berufsnachwuchs zuteil wird.
Zu den Aufgaben, die im Team bewältigt werden, gehören, dass die Auszubildenden mit der Einrichtung und den internen Abläufen vertraut gemacht werden. Sie müssen die Gruppe kennenlernen, sich das Vertrauen der Kinder erarbeiten. Alles wird ihnen umfassend erklärt. Sie beschäftigen sich mit den Kindern und werden angeregt, sich dabei selbst mit ihren Ideen und Projekten einzubringen. Gleichzeitig steht immer im Vordergrund, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder einfließen. Ein großes Maß an Flexibilität gehört dazu.
Wenn die Praktikanten mit den Kindern arbeiten, sind die Erzieherinnen dabei immer im Hintergrund und geben nützliche Tipps oder wirken unterstützend. Die Lernenden werden nicht allein gelassen. Oft ist es für sie am Anfang schwierig, gewisse Hemmungen abzubauen und vielleicht das erste Mal bspw. vor Kindern und Erwachsenen zu singen. Aber wo Vertrauen ist und ausgebaut wird, stellt das bald keine Hürde mehr dar. Sie lernen den normalen Tagesablauf in der Kita kennen und gestalten ihn gemeinsam mit den Kindern. Es wird gespielt, gebastelt, vorgelesen, gesungen, getanzt. Außenaktivitäten sind ebenso wichtig.
Im Laufe der Zeit werden die Auszubildenden dabei immer sicherer in ihrem Tun und setzen das Erlernte immer besser praktisch um.
Die Prüfung ist der Höhepunkt und Abschluss des Praktikums. Hier zeigt sich, ob sich die Mühen in der gesamten Ausbildungszeit gelohnt haben. Eine wichtige Voraussetzung ist eine sorgfältig ausgearbeitete Planung dieses Tages. Das erworbene Wissen muss perfekt angewendet werden können. Die Abschlussprüfung ist bestanden, wenn die Praktikantin/der Praktikant in einer Prüfungszeit von 3 Stunden gemeinsam mit einer Gruppe von Kindern selbstständig arbeitet. Pädagogik, Aufsichtspflicht der Gruppe gegenüber, das Eingehen auf das einzelne Kind ist die große Herausforderung, die sie am Ende ihrer Zeit in der Kita mit Bravour beherrschen gelernt haben sollten.
Später, wenn die jungen Erzieherinnen und Erzieher dann im Berufsleben stehen, halten viele noch lange Kontakt zu den Glückskäfern, rufen an oder kommen zu Besuch. Dann gibt’s immer viel zu erzählen.
Zurzeit arbeitet und lernt Desislava Atanasova (35) in der Kindertagesstätte. Heutzutage ist es keine Seltenheit, dass lange nach der Erstausbildung noch einmal die Schulbank gedrückt wird. Desislava, die aus Bulgarien stammt, Turnerin war, hat zwei Kinder. In ihrer Freizeit leitet sie ehrenamtlich Kinderturngruppen und engagiert sich in der AG In- und Ausländer. Im Frühjahr wird sie ihre Abschlussprüfung absolvieren.
Auf die Frage, was das Schöne an ihrem Beruf ist, antwortet Steffi Demmler: „Jeder Tag ist anders und nicht vorhersehbar. Dabei bleibt man jung. Oft ist es anstrengend, aber ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen. Kinder auf ihren Weg ins Leben zu begleiten und zu betreuen, ihre Entwicklung zu fördern ist eine wunderbare Aufgabe. Sie ist interessant und man bekommt viel zurück“.
Später, wenn die Kinder größer geworden sind, zur Schule gehen, kommt es oft vor, dass sie ihre „alte Kita“ in den Ferien aufsuchen und mit den Erzieherinnen ins Gespräch kommen. „Man erkennt die ‚Kleinen‘ von damals kaum wieder“, bemerkt sie mit einem Lächeln und mit Stolz.
Die Arbeit mit den Auszubildenden mache Freude und nicht zuletzt sei es ebenfalls für die Erzieherinnen eine Bereicherung. „Die jungen Menschen haben selbst viele gute Ideen und bringen Anregungen ein.“
Nach ihren Wünschen gefragt, sind sich Steffi Demmler und ihre Kolleginnen einig, dass Änderungen im Betreuungsschlüssel im Sinne der Kinder vorrangig sind. Zurzeit ist es so, dass bei der Altersgruppe bis 3 Jahre 1 Erzieher/in auf 6 Kinder kommt, ab 3 Jahren sind es 13 Kinder pro Erzieher/in.
„Jedes einzelne Kind braucht Aufmerksamkeit, das individuelle Eingehen auf seine Bedürfnisse“, unterstreicht sie, „wichtig ist das Spielen, Singen, Sich-Ausprobieren, Lesestunden, das Entdecken von Neuem oder das Träumen. Es gibt da so viel, was das ‚Geschichtensäckel‘, dass die Kindheit ausmacht, füllt.“