Die Tür geht auf, soeben ist eine letzte Besprechung am Tag unter den Kollegen beendet. Mit einem Lächeln werde ich begrüßt. Mein Blick gleitet durch den Raum – ein großer Schreibtisch, an den Wänden Aktenregale, dann noch ein Kinderbett, ein Spielteppich, der Kinderwagen und die kleine Elina.
Ich setze mich an den nun freien Tisch – zu Melanie Tuchscherer, der Personalleiterin. Der jungen Frau sieht man nicht an, welchen verantwortungsvollen Job sie seit Februar 2013 innehat. Neugierig und gespannt zugleich kommen wir ins Gespräch.
Ich erfahre, dass Frau Tuchscherer gelernte Krankenschwester ist und von Anfang an den Wunsch hatte, sich weiterzuentwickeln. Sie absolvierte Weiterbildungen im Qualitätsmanagement, als Pflegedienst- und Heimleiter und ihr Studium als Diplom-Pflegewirt (FH).
Ihre Arbeit bei der Volkssolidarität begann im Jahr 2010 als Leiterin des Seniorenheimes in Mittweida. Bereits dort hatte sie mit vielen Menschen zu tun. Da waren die Bewohner des Heimes, die die junge Frau und ihre freundliche Art mochten, und da war ihr aus ca. 55 Mitarbeitern bestehendes Team, welches sie leitete. Ihr gefiel die Arbeit und sie schätzte an dieser, dass sie sich und ihre Ideen einbringen, den direkten Kontakt mit den Bewohnern hatte und auch deren Dankbarkeit hautnah spüren konnte.
Doch dann wurde alles anders, die Arbeit mit Menschen aber blieb. 2012 wurde sie – damals 28 Jahre jung – von der Geschäftsführung gefragt, welche Entwicklungsmöglichkeiten sie sich wünsche und ob sie sich vorstellen könne, die verantwortungsvolle Aufgabe einer Personalleiterin zu übernehmen. Sie sagte zu und wusste zugleich, dass es eine große Herausforderung für sie darstellen würde. „Die Vielfalt des Aufgabengebietes konnte ich mir damals allerdings noch nicht vorstellen“, denkt sie zurück. „Ich stellte aber schnell fest, dass ich mich auch hier mit all meinen Ideen einbringen und neue Strukturen schaffen kann sowie sinnvolle Veränderungen jederzeit erwünscht sind. Bei all meinen Handlungen hatte ich von Anfang an die Unterstützung der Geschäftsführung sowie des gesamten Teams und so wuchs ich in die Aufgabe hinein.“
Als Interviewpartner stelle ich schnell fest: Auftretende Probleme zu lösen, ist eine Stärke der freundlichen und kommunikativen Frau und: Die Arbeit mit Menschen begeistert sie. Auch ist es ihr ein Anliegen, in ihrem Verantwortungsbereich stets mit den sich verändernden Rahmenbedingungen mitzuhalten und dafür zu sorgen, dass der Verein für Mitarbeiter wie auch Ehrenamtliche und Auszubildende interessant bleibt.
So nahm sie als einen der ersten Gedanken und damit auch den Wunsch der Geschäftsführung auf, das Gesundheitsmanagement stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Sie qualifizierte sich zur betrieblichen Gesundheitsbeauftragten und kann so nach und nach diesen Bereich ausbauen.
Wichtig sind ihr zudem die Besuche auf Personalmessen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben oder den Verein auf Auszubildendenmessen selbst zu repräsentieren. Guter Nachwuchs ist wichtig und dem stehen der Verein und seine Tochterunternehmen offen gegenüber.
Überhaupt begrüßt sie sehr, dass Fort- und Weiterbildungen für alle Mitarbeiter einen großen Stellenwert einnehmen und hierfür finanzielle Mittel in nicht unerheblichem Maß zur Verfügung gestellt werden. Sie selbst nimmt u. a. sehr gern am monatlich stattfindenden Arbeitskreis der Personalleiter teil, in dem sie bspw. von Gesetzesänderungen und Neuregelungen auf ihrem Gebiet erfährt, aber auch mit anderen Kollegen ins Gespräch kommt.
Auf meine Nachfrage nach ihren bereits gesammelten Erfahrungen in ihrem Arbeitsgebiet antwortet sie: „Unsere Mitarbeiter sind recht unterschiedlich. Das ist nicht nur individuell gemeint, sondern hängt mit der Vielfalt der sozialen Dienstleistungen und Einrichtungen zusammen. Diese reichen von den Kindertagesstätten, den Begegnungsstätten und Wohnanlagen, den Sozialstationen über die Zentralküche bis zu Seniorenheimen und umfasst nicht nur Mittelsachsen, sondern auch die bayrische Region. Jede Region und jedes soziale Dienstleistungsangebot ist anders, bringt andere Aufgaben und Ansprüche mit sich sowie andere Rahmenbedingungen.
Mir ist bei allem Handeln Vertrauen ganz wichtig. Das dient nicht nur der guten Zusammenarbeit in und mit allen Bereichen, es gewährleistet schlussendlich die besten Ergebnisse für alle. Viel Kontakt habe ich natürlich mit den Fachgebiets-, Abteilungs- und Einrichtungsleitern. Ich sehe es als sehr wertvoll an, dass mit und unter ihnen ein stets konstruktives Miteinander besteht. Zahlreiche hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten Hand in Hand zusammen, immer im Interesse der guten Versorgung unserer Betreuten. Das ist sicher nicht in jedem sozialen Unternehmen so selbstverständlich wie bei uns.
Als nicht selbstverständlich sehe ich zudem, was alles im Vergleich zu anderen Unternehmen für die Mitarbeiter getan wird. Da sind Projekte zur Gesunderhaltung, wie zum Beispiel der Pilates-Kurs oder unser Mitarbeiterwandertag und seit 2013 informative Stadtrundgänge sowie die Teilnahme am Chemnitzer Firmenlauf. Im Sommer werden für eine geraume Zeit Hitzegetränke bereitgestellt und auch bei vielen anderen Dingen wird die Wertschätzung der Geschäftsführung für das Personal deutlich. Ich denke hier an die kleinen Aufmerksamkeiten zum Frauen- und Männertag und die dazu gehörenden selbst erstellten Gedichte. Zu den Geburtstagen gehören eine persönliche Geburtstagskarte und der Geburtstagsblumenstrauß wie selbstverständlich dazu.
Um die Kollegen mit einzubeziehen, von wichtigen Anregungen oder Ideen von ihrer Seite zu profitieren, müssen sie natürlich umfassend informiert werden. Dazu gibt es einmal im Jahr eine Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter. Hier unterrichtet die Geschäftsführerin über wichtige Ereignisse und Vorhaben des Vereins. Die Treffen finden jedes Mal in einer anderen Einrichtung statt und richten sich nach den Wünschen der Mitarbeiter. So haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, die Häuser kennenzulernen und mehr über deren Aufgaben zu erfahren. “
Bei seiner Tätigkeit hält ein Personalleiter die Balance zwischen den Interessen des Unternehmens und denen der Mitarbeiter. Zum einen benötigt ein Unternehmen, will es erfolgreich sein, geeignete und qualifizierte Angestellte. Zum anderen ist die persönliche Entwicklung, Förderung und Motivation der einzelnen Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens von Bedeutung. Das trifft auch auf die Volkssolidarität zu und liegt somit in der Hand von Melanie Tuchscherer und ihrem Team.
Die Entscheidungen, die Melanie Tuchscherer dabei trifft, sind nicht immer leicht und sie sieht auch, dass bei vielen Problemen der Staat gefragt ist. Dabei denkt sie an die knapp bemessenen Personalschlüssel für die Pflegeheime und Kindertagesstätten in Sachsen und meint auch, dass eigentlich jeder arbeitende Mensch in Deutschland so viel verdienen sollte, dass er gut zurechtkommt. Das bedeute aber auch eine gute Refinanzierung. Im sozialen Bereich haben die Betreuten ihren Anteil daran, denen es wiederum aufgrund eigenem geringen Einkommen immer öfter schwerfällt, diese Gelder aufzubringen. Hier sei die Altersarmut genannt.
Im November 2013 wurde ihr zweites Kind geboren. Sie entschied sich mit dem Okay der Geschäftsführung und nicht zuletzt zur Freude der Kollegen, ihre Tochter Elina täglich mit zur Arbeit zu bringen. „Nach dem Antritt meiner neuen Arbeit im Januar 2013 wollte ich die Mitarbeiter nicht allein lassen und die Kontinuität in der Aufgabenbewältigung nicht unterbrechen. Ruhig zu Hause sitzen, ist nicht mein Ding. An einem Tag kam ich auf Arbeit und mein Zimmer war wie von Geisterhand kindgerecht eingerichtet. Das war eine Überraschung. Die Kleine hat alles, was sie braucht. Am Anfang hat Elina noch viel geschlafen, jetzt ist sie größer geworden. Wenn ich wichtige Termine habe, unterstützen mich die Kolleginnen gern, ob Martina Gey oder Ursula Hennig oder sogar die Geschäftsführerin persönlich, um nur einige zu nennen. Dafür an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle!“
Auf meine Frage, was sie am Unternehmen schätze, antwortet sie: „Das weitläufige Aufgabengebiet, was mich fordert, ist das eine. Zum anderen sind es die Menschen, die sich hier einbringen, mit ihren Ideen, die ernstgenommen werden und an deren Umsetzung gearbeitet wird, die gegenseitige Hilfe und eine produktive Kommunikation. Innerhalb von vier Jahren habe ich zwei Kinder bekommen und konnte mich trotzdem weiterentwickeln, was nicht in allen Unternehmen der Fall ist.“
Zum Schluss frage ich sie noch, was sie in ihrer Freizeit mache: „Diese widme ich meiner Familie, meinem Garten sowie einem Hund und meiner Katze.“