Für ihre Mitglieder hat sie schon mal den Weihnachtsmann gespielt und auch den Osterhasen, war beim Fasching Zirkus-Clown und Pippi Langstrumpf mit den roten Zöpfen.
Das habe ihr stets Spaß gemacht, sagt Christine Kortyka, Hauptkassiererin der größten Wohngruppe im Chemnitzer Stadtverband. Mehr als 400 Leute im Heimgarten, Grünen Winkel und Umgebung sowie im Betreuten Wohnen der Clausstraße gehören zur 027.
Als Hauptkassierer die Gelder der Wohngruppe zu verwalten, mache ihr nichts aus. Schließlich hat die Chemnitzerin nach Abschluss der achten Klasse an der Diesterwegschule im Jahre 1950 den Beruf Industriekaufmann erlernt. Bereits im dritten Lehrjahr erledigte sie die Buchhaltung für ihren Ausbildungsbetrieb, eine große Autoreparaturwerkstatt. Später arbeitete sie unter anderem in einer Metallwarenfirma und im HO-Gaststättenbetrieb Karl-Marx-Stadt. Sie weiß also den Finger auf jeden Posten zu legen. „Buchhaltung habe ich gelernt. Das liegt mir schon im Blut“, sagt Christine von sich.
Und die Leiterin der Wohngruppe, Regina Ziegenhals, meint anerkennend: „Mit ihr haben wir einen guten Griff getan.“ Bereits 1997/98 habe sie die damalige Hauptkassiererin Elfriede Popp unterstützt und deren Funktion gleich übernommen, nachdem diese 2002 verstorben ist.
In jenem Jahr hat sie, die ihre drei Kinder Uwe, Ines und Silke hauptsächlich alleine großgezogen hat, auch ihren Sohn für die Volkssolidarität gewonnen. Damals begann der Diplomingenieurökonom ihr ganzes Kassierungs- und Abrechnungssystem mit dem Computer zu modernisieren. Inzwischen haben alle 15 Volkshelfer/innen (Kassierer/innen) gut gegliederte Listen für die Quartalsabrechnung, und die „Hauptkassiererin-Mutter“ bekam eine bessere Übersicht über die verschiedenen finanziellen Mittel.
Dabei ist das nur ein Gebiet, auf dem Uwe (55) die Wohngruppe unterstützt. Als Computer-Könner gestaltet er in ansprechender Weise alle Einladungen, ob zu Frühlingsfesten, Sommertreffen, Hutzenabenden oder Weihnachtsfeiern. Die Texte dazu kommen von Regina Ziegenhals. Außerdem fertigt er Tischkarten und Anhänger für die zahlreichen Weihnachtspäckchen, die seine Mutter liebevoll für die Mitglieder packt. Ihr hat er ebenfalls gezeigt, wie man auf originelle Weise kleine Schutzengel basteln kann. Vor etlichen Jahren hat sie 350 davon für die Gruppe gefertigt.
„Vor Christines Fleiß ziehe ich den Hut“, sagt Michael Erb, stellvertretender Leiter der 027. „Ihre Hobbys sind die Familie und die Wohngruppe.“ Auf bemerkenswerte Weise bringt sie beide Steckenpferde in Einklang.
Fast all ihre Lieben hat sie in die Volkssolidarität gebracht. Und mit ihren zwei Töchtern Ines (50) und Silke (44) sowie mit drei ihrer Enkelinnen – Saskia, Theresa und Julia – gestaltete sie schon manche Weihnachtsfeier. Mal gaben sie vor der Gruppe ein Programm als Weihnachtsbäckerei nach dem bekannten Kinderlied, mal waren die drei Enkel-Mädchen Engel, die dem Weihnachtsmann (der verkleideten Christine) beim Verteilen der Päckchen geholfen haben. Solche kleinen Aufmerksamkeiten hat die Hauptkassiererin auch für die diesjährige Weihnachtsfeier Anfang Dezember in ihrem Haus am Grünen Winkel vorbereitet. Besonders hat sie sich aber gefreut, dass die Sopranistin Elzbeta Laabs für die Veranstaltung relativ kurzfristig gewonnen werden konnte.
Im kommenden Jahr werden es zwei Jahrzehnte, dass sie der Soli angehört. Sie erinnert sich, dass sie 1995 bei einer Listensammlung von einer Volkshelferin angesprochen wurde, im Verein mitzumachen. Das habe sie eingesehen und bald ihre Mithilfe angeboten. Inzwischen ist sie nicht nur Hauptkassiererin ihrer Wohngruppe sondern auch seit 13 Jahren Mitglied im Stadtvorstand und bereits elf Jahre dessen stellvertretende Vorsitzende. Für zehn Wohngruppen erledigt sie noch zusätzlich die Arbeit der Revisorin.
Christine ist offen für Probleme der Mitglieder, wenn ihr eine Helferin sagt, wo es klemmt. Da geht sie schon mal mit zu einem Hausbesuch und kümmert sich um die Betroffene.
Sie hält aber auch nicht hinter dem Berg, wenn sie etwas kritikwürdig findet. Und sie bemüht sich selbst, neue Mitglieder für die Volkssolidarität zu gewinnen, wie im Oktober den etwas jüngeren Braumeister von „Braustolz“, der beim Schlachtfest einen Vortrag übers gute Bier hielt.
„Es vergeht kein Tag, wo ich nichts mit der Volkssolidarität zu tun habe“, erklärt sie. „Aber das macht für mich Sinn.“