Einst zierte die Bahnhofshalle in Chemnitz der Spruch „Chemnitz, das Tor zum silbernen Erzgebirge“. Diese Aussage trifft auch heute noch auf unsere Stadt zu.
Kurfürst Herzog Georg äußerte sich einmal zu den (vier größten) Städten Sachsens wie folgt: „Leipzig die Beste, Chemnitz die Feste, Freiberg die Größte, Annaberg die Liebste.“ Dass dem Kurfürsten Annaberg die Liebste ist, geht auf die großen Funde von Silbererz zurück. Mit dem Bergbau begann alles, zuerst in Freiberg (die Stadt am freien Berg), später kamen die Bergstädte Annaberg, Marienberg und Geyer dazu. Es kann gesagt werden: Das Silbererz hat die Regierenden reich gemacht, hat Dresden als Hauptstadt Sachsens geprägt.
Für die Traditionspflege zu Weihnachten haben auch die Bergleute gesorgt. Ihre Sehnsucht nach Licht hat sich in den Weihnachtsbräuchen der Region verewigt: in Form des Schwibbogens und der Pyramide, Bergmann und Engel, Räuchermänneln und anderen geschnitzten Kostbarkeiten. Die erste Weihnachtskrippe stand übrigens in Ägypten, die erste Krippe in Europa 1223 in der Kirche des heiligen Franziskus von Assisi. Von 1782 bis 1825 gab es in Europa sogar ein Verbot, zu Hause Weihnachtskrippen aufzustellen.
Den Adventskranz gab es schon in germanischer Zeit, man holte sich grüne Zweige ins Haus. So wie wir ihn heute kennen, gibt es ihn seit gut 100 Jahren.
Der erste Adventskalender wurde im 15. Jahrhundert noch gemalt. Der erste gedruckte erschien 1903. Seit 1965 gibt es zudem Adventskalender mit Schokoladenfüllung.
Weihnachtliche Süßigkeiten sind ein ganz eigenes Kapitel. Die beliebteste der weihnachtlichen Süßspeisen dürfte der Lebkuchen sein, der seinen Namen möglicherweise vom lateinischen Libum (Flade) erhielt. Ursprünglich vermutete man, dass die Lebkuchen ihren Ursprung in den Klöstern hatten. 1913 fand man jedoch im Grab des Pharao Pepionkh des Mittleren aus der 6. Dynastie (2423-2263 v. Chr.) den ersten Lebkuchen. Die 20 gefundenen Kuchen bestanden aus Getreide, Mehl und Honig und waren in zwei Halbschalen aus Kupfer eingebettet, die so genau aufeinander passten, dass jegliche Luftzufuhr verhindert wurde: die erste Vakuumverpackung der Welt.
Am Weihnachtsstollen scheiden sich in Sachsen die Geister. Während sie im Erzgebirge und im Vorland Stollen genannt werden, sagt man in Leipzig Stolle. Stollen wird das erste Mal 1329 in Naumburg erwähnt, als Weihnachtsgabe für Bischof Heinrich. 1447 wurde im Bartholomäus-Hospital der erste Dresdner Stollen gebacken. 1491 erließ Papst Innozenz VIII. eine Steuer, die erlaubte, gehaltvollere Zutaten wie Butter zu verbacken. Bis dahin buk man die Stollen mit Rindertalg.
Der Kreativität der Bäcker sind keine Grenzen gesetzt. Das Wichtigste am Gebäck sind Gewürze wie Anis, Zimt, Mandel und Kardamom – es sind wärmende Gewürze.
Passend für die Adventszeit ist auch Fettgebackenes, wie Hobelspäne, Kräppelchen und Pfannkuchen.
Zur festen Tradition im Erzgebirge gehört auch das „Neinerlaa“. Inzwischen gibt es spezielle Teller, auf denen die neun verschiedenen Speisen serviert werden.
Udo Mayer
Der Chemnitzer Gästeführer Udo Mayer wird ab dieser Ausgabe der VS Aktuell die Rubrik „Aus der Stadtgeschichte“ übernehmen. Einige Leser kennen ihn vielleicht schon von seinen Vorträgen in den Stadtteiltreffs und Begegnungsstätten der Volkssolidarität Chemnitz.
Udo Mayer ist Jahrgang 1948, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder und ist seit 1970 Chemnitzer.
Seit 2000 arbeitet er als Gästeführer in Chemnitz und bietet auch Kostümführungen an, bspw. Rundgänge mit ihm als Nachtwächter, als Klosterbruder Hubertus oder als Stadtbaurat Möbius.
Sein Wissen gibt er auch bei Bildervorträgen weiter. So hat er bspw. passend zu den Weihnachtsbräuchen in Chemnitz und im Erzgebirge einen etwa 90 min. langen Vortrag im Repertoire, bei dem auch ein Film über das Spielzeugdorf Seiffen zu sehen ist.
Interessenten an einem Vortrag oder auch Wohngruppen können sich an ihn telefonisch unter 0172 3713393 oder auch per E-Mail an entdecke-chemnitz@arcor.de wenden.