Magen-Darm-Gesundheit

Unser körperliches Wohlbefinden ist von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Vor allem eine gesunde Ernährung und ein gut funktionierendes Verdauungssystem sind dafür entscheidend. Redewendungen aus dem täglichen Sprachgebrauch wie „Liebe geht durch den Magen“ oder „Ich habe ein gutes Bauchgefühl“ weisen immer wieder auf diesen wichtigen Zusammenhang zwischen Befindlichkeit und Verdauung hin. Umgekehrt kann jemandem aber auch etwas „auf den Magen schlagen“ oder eine gewisse „Wut im Bauch“ hervorrufen.

In den westlichen Industrie­ländern entwickeln sich Magen-Darm-Beschwerden infolge ungesunder Ernährung und stressgeplagter Lebensweise zu regelrechten Volkserkrankungen. Umso wichtiger ist eine gute Diagnose und die richtige Therapie. Darüber hinaus können die Patienten oft sehr viel selbst dazu beitragen, dass ihre Beschwerden wieder abklingen.

Die Hauptaufgabe unseres Verdauungssystems besteht darin, die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe aufzuspalten und dem Körper zuzuführen. Unser Verdauungstrakt bildet ein komplexes System aus hintereinander geschalteten Organen.

Die Verdauung beginnt bereits in der Mundhöhle. Die Nahrung wird während des Kauens zerkleinert und intensiv mit Speichel vermischt. Beim Schlucken passiert der Speisebrei den Rachen und gelangt in die Speiseröhre. 

Die Speiseröhre ist ein etwa 25 cm langer Muskelschlauch, der durch rhythmische Bewegungen den Speisebrei zum Mageneingang weitertransportiert. An beiden Enden befinden sich spezielle Verschlusseinrichtungen. Gelangt die Nahrung an das Ende der Speise­röhre, so öffnet sich der untere Verschluss, und die Nahrung gleitet in den Magen.

Die unterschiedlichen Zellen in der Magenschleimhaut produzieren den stark salzsäurehaltigen Magensaft, der die weitere Aufspaltung der Nahrung einleitet. Der Magen selbst schützt sich durch eine durchgehende Schleimschicht vor der Selbstverdauung. Im Magen wird der Speisebrei durchgeknetet und schließlich portionsweise in den Zwölffingerdarm abgegeben. 

Im Zwölffingerdarm und den folgenden Dünndarmabschnitten wird die Säure neutralisiert und weitere Verdauungsenzyme schließen den Speisebrei weiter auf. Hierzu fließen aus der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase fettlösende und enzymhaltige Sekrete in den Darm ein, die sich dort mit dem Darmsaft und dem Nahrungsbrei vermischen. Eine Besonderheit der Dünndarmschleimhaut ist ihre enorm große Kontaktoberfläche, die den idealen Ort für eine Aufnahme der Nahrungsbausteine in unsere Blutbahn und unser Lymphsystem darstellt. 

Durch wellenförmige Bewegung­en der Darmmuskulatur wird der Darminhalt weiter in den Dickdarm transportiert. Im Dickdarm erfolgt eine abschließende Eindickung der unverdaulichen Nahrungsreste durch Aufnahme von restlichem Wasser und Mineralstoffen. 

Gleichfalls sorgt die Darmflora im Dickdarm für eine Aufspaltung der für die Verdauung so wichtigen Ballaststoffe und versorgt die Darmschleimhaut durch ihre Stoffwechsel­aktivität mit wichtigen Nährstoffen. 

Die unverwertbaren Bestandteile unserer Nahrung werden zum Enddarm geleitet und dort über den After ausgeschieden.

Beim Auftreten von Magen-Darm-Problemen empfiehlt es sich, in einem ersten Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt oder Apotheker Ihre Beschwerden näher abzuklären. Viele Patienten haben nur gelegentliche Probleme, die durch Stress, Alkohol oder Nikotin kurzfristig akut werden. Diese Patienten sollten darauf achten, die auslösenden Faktoren zu meiden und ihre Lebensgewohnheiten umzustellen.

Bei folgenden Symptomen, die Ausdruck einer Komplikation sein können, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen:

  1. starke, plötzlich auftretende und anhaltende Magenschmerzen
  2. blutiger oder schwarzer Stuhl (Teerstuhl)
  3. Erbrechen von Nahrung oder Blut
  4. Fieber in den letzten 7 Tagen
  5. deutlicher, ungewollter Gewichtsverlust
  6. schwerer oder andauernder Durchfall
  7. seit 4 oder mehr Wochen anhaltende Verdauungsstörungen oder Sodbrennen

Gesunde Ernährung – das schmeckt Ihrem Darm: Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist für das körperliche Wohlbefinden von zentraler Bedeutung. Viele Krankheiten wie Magen-Darm- oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängen mit einer fehlerhaften und häufig zu fettreichen Ernährung zusammen und sind nicht selten Ausdruck einer ungesunden Lebensweise. Umgekehrt können Sie durch die richtige Auswahl Ihrer Nahrungsmittel einen wertvollen Beitrag für Ihre Gesundheit leisten. Neben der Auswahl kommt es dabei insbesondere auf die Menge und Kombination der Lebensmittel an. 

Es gibt eine Vielzahl von Nahrungsmitteln, die die Säureproduktion im Magen anregen (sogenannte „Säurelocker“), andere Speisen liegen schwer im Magen oder verursachen Blähungen. Jeder sollte hierzu seine Essgewohnheiten ganz genau unter die Lupe nehmen und notfalls ein Tagebuch führen, um herauszufinden, bei welchen Speisen und unter welchen Umständen Magen und Darm besonders rebellieren.

Entsprechend den Ernährungstipps der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten Ihre Mahlzeiten abwechslungsreich und leicht verdaulich sein. Auf dem Speiseplan sollten regelmäßig Getreideprodukte wie Reis, Nudeln oder Getreideflocken sowie Vollkornkost, ferner viel Obst, Gemüse und Salate mit reichlich Vitaminen, Mineralstoffen als auch Ballaststoffen zu finden sein. Kartoffel- und Fischgerichte, Milchprodukte und Fleisch in Maßen können Ihren Menüplan komplettieren. Würzen und bereiten Sie Ihre Speisen auf schonende Art und Weise zu – Ihr Magen wird es Ihnen danken!

Im Folgenden geben wir Ihnen 15 nützliche Tipps an die Hand, damit Ihnen in Zukunft nicht mehr so häufig etwas auf den Magen schlägt:

  1. Achten Sie bei Ihrer Kleidung darauf, dass sie bequem sitzt und Ihren Unterleib nicht einschnürt.
  2. Vermeiden Sie unnötige Stresssituationen und versuchen Sie, Ihren Tagesablauf so gut wie möglich zu planen.
  3. Führen Sie hin und wieder Entspannungsübungen für Körper und Geist durch (z. B. Meditation, autogenes Training).
  4. Nehmen Sie teil an regelmäßigen sportlichen Betätigungen, achten Sie auf ausreichende Bewegung, insbesondere nach größeren Mahlzeiten.
  5. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten und genießen Sie sie in einer ruhigen Atmosphäre.
  6. Nehmen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten ein und vermeiden Sie opulente Menüs sowie Knabbereien vor dem Schlafengehen.
  7. Bereiten Sie Ihre Nahrungsmittel schonend und fettsparend zu (z. B. Dünsten oder Garen) und vermeiden Sie scharfes Anbraten und Frittieren.
  8. Achten Sie darauf, dass Sie langsam essen und Ihre Nahrung gründlich kauen.
  9. Reduzieren Sie gegebenenfalls bestehendes Übergewicht.
  10. Stellen Sie das Rauchen ein.
  11. Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich.
  12. Verzichten Sie auf übermäßigen Konsum von Fast Food und von Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee oder Schokolade.
  13. Vermeiden Sie starke Anstrengungen wie z.B. schweres Heben.
  14. Achten Sie bei nächtlichen Beschwerden darauf, dass Sie das Kopfende des Bettes, z. B. durch eine zusätzliche Kissenunterlage, erhöhen und trinken Sie vor dem Zubettgehen ein Glas Wasser.
  15. Suchen Sie bei längerfristigen Magen-Darm-Beschwerden unbekannter Ursache unbedingt einen Arzt zur diagnostischen Abklärung auf. 

aus VS Aktuell 2/2016, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 2/2016 Tipps vom Apotheker