Warum sollen sich gerade Jungen für einen Beruf in der Pflege entscheiden?
Im Pflegeberuf arbeiten überwiegend Frauen. Der Boys Day bietet eine Plattform, dass Jungen diese Berufe kennenlernen können. Der demografische Wandel erfordert ein Handeln in der Unterstützung der Berufsorientierung und Lebensplanung von Jugendlichen durch die Kommunen, Schulen und den Akteuren in den sozialen Einrichtungen.
Wie haben sich Ihr Team und Sie auf diesen Tag vorbereitet? Wen haben Sie ins Boot geholt?
Pflegedienstleiterin Lydia Schäfer und Claudia Fischer aus der Verwaltung machten in den Mittelschulen Flöha, Oederan und Niederwiesa Werbung für diesen Tag. Die Auszubildenden unserer Einrichtung haben die Struktur des Tagesablaufes organisiert und begleitet. Als Kooperationspartner konnten wir das Sanitätshaus Hertel, die Fortis Akademie in Chemnitz, und Holger Miedtank von der Sanitätsschule Chemnitz gewinnen.
War es schwierig, Teilnehmer zu gewinnen?
In den vergangenen vier Jahren gab es keine Bewerbungen über die Internetplattform des Boys Days. Aber durch die diesjährige Akquise und den Kontakten in den Schulen gelang es uns, das Interesse zu wecken.
Was stand am 28. April bei Ihnen in der Einrichtung auf dem Programm? Gab es besondere Highlights?
Unsere Kooperationspartner hatten eine Menge guter Ideen. Die Fortis Akademie führte Berufsberatungen durch und stellte uns für diesen Tag einen Alterssimulationsanzug zur Verfügung. Das Ausprobieren, wie sich ein alter Mensch mit seinen Beeinträchtigungen fühlt, das verminderte Sehvermögen, das Zittern der Hände (durch einen Stromeffekt simuliert), die Versteifung aller Gelenke und das verminderte Hörvermögen war für die Jungen das Highlight des Tages. Dirk Hertel vom Sanitätshaus Hertel brachte einen Skooter und Rollstühle zum Ausprobieren mit. Das Training mit den Rollstühlen wurde zu einem Rollstuhlrennen in Zweierteams. Holger Miedtank von der Sanitätsschule Chemnitz präsentierte die Erste-Hilfe-Schulung und begeisterte die Teilnehmer mit Grundlagen zur Reanimation, welche sie praktisch ausprobieren konnten. Anschließend wurde den Teilnehmern ein Erst-Hilfe-Zertifikat überreicht. Mittags gab es für alle leckere Pizza.
Wie kamen die Jungen beim Personal und bei den Betreuten an? Gab es Berührungsängste?
Unsere Residenzbewohner Gertraude Schlösser und Siegfried Naumann begleiteten den Boys Day. Siegfried Naumann stand den Jungen für Fragen zum Aufenthalt in der Senioreneinrichtung zur Verfügung. Er war begeistert von den Jugendlichen und schrieb über diesen Tag für alle Senioren einen Bericht, der an den Informationstafeln in den einzelnen Wohnbereichen allen Bewohnern und Mitarbeitern bereitgestellt wurde. Die Auszubildenden betreuten die einzelnen Stationen, Blutdruckmessen, Blutzuckermessen sowie Pulskontrolle und unterstützten die Jungs beim Anziehen und Ausprobieren des Alterssimulationsanzuges. Sie waren die Berater für alle Fragen zum Thema Pflege und Ausbildung.
Wie hat es den Teilnehmern gefallen? Können sich einige schon vorstellen, in diesem Beruf zu arbeiten?
Die Jungen waren bei den einzelnen Aktionen sehr interessiert dabei. Drei Jugendliche können sich vorstellen, eine Ausbildung im sozialen Bereich durchzuführen.
Fazit: Was war positiv? Was soll künftig anders gemacht werden?
Es war die Begeisterung der Jugendlichen für die gesamte Organisation des Tages und die Transparenz der Inhalte der Ausbildung zum Altenpfleger. Das Berufsbild der Altenpflege war bei den Jungen nicht bekannt. Sie waren erstaunt, wie umfangreich der Job ist. Geäußert wurde, wie toll es ist, Gespräche mit alten Menschen zu führen und Lebenserfahrungen von einer anderen Generation aufzunehmen.
Presse und Regionalfernsehen haben darüber berichtet. Gab es dadurch Interessenten/Bewerber für Ihre Einrichtung?
Es hat nach dem Boys Day einen weiteren Kontakt durch Lydia Schäfer und Claudia Fischer bei einem Elternabend in der Mittelschule Niederwiesa zur Berufsorientierung der 8. Klassen gegeben. Wir freuen uns über eine Bewerberin für die Ausbildung zur Altenpflege in der Fortis Akademie sowie eine Fachkraft, die ab September bei uns eingestellt wird. Zwei Jugendliche unterstützen uns bei der Umsetzung unseres 15-jährigen Jubiläums der Seniorenresidenz »Villa von Einsidel« mit Musik und bei der Begleitung unseres Bewohnerchors.
Gab es im Nachhinein noch eine Resonanz aus der Mittelschule in Niederwiesa?
Unser Team erhielt ein Dankeschön der Klassenlehrerin der Schüler sowie der Direktorin der Schule für die tolle Organisation.
Werden Sie in Kontakt bleiben bzw. neue Kontakte zu den umliegenden Schulen finden?
Wir werden weiterhin den Kontakt zu den umliegenden Kommunen pflegen und in Schulen werben.
Ist geplant, außerhalb des Boys Days das Berufsbild Altenpfleger in Schulen vorzustellen?
Wir sind gerne bereit, mit unseren derzeitigen Auszubildenden zu Jobmessen zu gehen und an Aktionen der Volkssolidarität teilzunehmen.
Am 27. April 2017 wird es den nächsten Boys Day geben. Haben Sie und Ihre Team schon erste Ideen?
Eine Anmeldung ist fest geplant. Ideen für die Präsentation dieses besonderen Tages werden wir gemeinsam als Projekt mit unseren Auszubildenden planen und umsetzen. Mit dem vorhandenen Video des Fernsehberichts präsentieren wir uns auf der Boys Day Plattform und nutzen dies als Medium bei weiteren Akquise-Maßnahmen. Gemeinsam mit den Sozialstationen der Volkssolidarität Chemnitz könnten wir uns vorstellen, auch den ambulanten Bereich in unser Projekt einzubeziehen.