Mit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert trat das Auto immer mehr als Verkehrsmittel und Sportgefährt in den Vordergrund. Dadurch kam bei den Chemnitzer Auto-Enthusiasten der Gedanke auf, für sich auch eine Interessengemeinschaft zu schaffen. Und so fanden sich am 15. Dezember 1906 auf Initiative von Heinrich Wagner 30 Interessenten im Hotel „Burg Wettin“, Carolastraße, zusammen und gründeten hier den „Allgemeinen Automobilklub Chemnitz e.V.“
Die elitäre Vereinigung, die zu ihren Mitgliedern solche Unternehmer wie Escher, Lehmann und Reinecker zählte, schloss sich dem reichsweiten „Kaiserlichen Automobilklub“ an. Zum 1. Vorsitzenden wurde der Architekt Walter Rost, zum 1. Fahrwart (technischer Leiter) Max Vetters gewählt.
Interessant der danach formulierte Zweck: Der Automobilklub sollte „nicht nur gesellschaftlichen und sportlichen Bestrebungen dienen, sondern sein Hauptziel darin sehen, das Kraftfahrwesen im gemeinnützigen Interesse des Verkehrs und der Volkswirtschaft zu fördern, durch Beachtung der notwendigen Vorschriften die Sympathien des Publikums und der Behörden zu erringen, aber auch die Interessen der Kraftfahrer gegenüber unberechtigten Angriffen zu vertreten.“
Die etwa 100 Mitglieder entwickelten in diesem Sinne in der Folge ein reges Vereinsleben. So veranstalteten sie z. B. am 29. September 1907 vor zahlreichen Zuschauern an den Straßenrändern einen Autokorso mit 40 PKW durch das engere und weitere Stadtgebiet, der am Gesellschaftshaus „Eintracht“ in der Aue endete.
Am 23. April 1914 erfolgte im Gasthaus „Moritzburg“, Theaterstraße, auch noch die Gründung des „Automobilklubs 1914. Herrenfahr-Vereinigung des ADAC für Chemnitz und Umgebung“ mit 32 Mitgliedern.
Neben „geselligen und sportlichen Zwecken“ setzte er sich für fachliche Beratung ein. Sein 1. Vorsitzender wurde der Kaufmann Merz. Am 26. Juni 1914 veranstaltete er eine Klubfahrt zur Baumblüte nach Leipzig, die mit einem Sachsentreffen von 120 PKW verbunden war.
Der erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit mit der Inflation setzten den beiden Automobilklubs hart zu. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz organisierte der Allgemeine Chemnitzer Automobilklub am 11. Juni 1921 eine Klubfahrt, die mit 20 PKW vom Gasthof „Waldschlößchen“ in Hilbersdorf nach Grillenburg führte. Hier erlebten die etwa 100 Teilnehmer eine attraktive Führung der Festverwaltung durch das Grillenburger Waldareal, die mit einem „Picknick im Grünen“ mit dem Freiberger Bläserquartett abschloss.
Dennoch kann man von einer regulären Vereinsarbeit beider Automobilklubs erst wieder ab 1927 sprechen.
Nach der Errichtung der NS-Diktatur gaben beide Chemnitzer Automobilklubs im Zuge der „Gleichschaltung“ zur einheitlichen Leitung und Steuerung durch das NS-Regime ihre Eigenständigkeit auf und unterordneten sich dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), das in Sachsen am 1. Januar 1935 11.970 Mitglieder zählte. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam der Trainings- und Wettkampfbetrieb durch die Einberufungen zum Kriegsdienst, eine Kraftstoffrationierung und die Fahrzeugbeschlagnahme für Wehrmacht und „Heimatfront“ völlig zum Erliegen.
Abschließend sei noch eines überaus hervorragenden Chemnitzer Aktivisten des Chemnitzer Automobilsports: Willy Pöge. Der 1869 in Kappel geborene Ingenieur war der Sohn des Gründers der Pöge Elektrizitäts AG in Altchemnitz. Er entwickelte sich zum seinerzeit erfolgreichsten Automobilsportler Deutschlands. So errang er ab 1902 bei nationalen und internationalen Wettkämpfen über ein Dutzend Erste Preise. Bei der „Zar-Nikolai-Fahrt“ ging der Pokal des Zaren an ihn. Ein schweres Leiden setzte seinem Leben 1914 das Ende.
Heute steht der ADAC in der Tradition des Chemnitzer Automobilsports. Die Retrospektive auf Originalfahrzeuge von damals ermöglicht uns das Sächsische Industriemuseum an der Zwickauer Straße.