Jan Žižka hoch zu Ross

Zum Panorama im Osten von Prag gehört die Nationale Gedenkstätte auf dem Vitkov, dem Veits-Hügel, der seit langer Zeit auch Žižkov heißt, wie das umliegende Stadtviertel. Dieser zweite Name geht auf den Hussiten-Feldherren Jan Žižka von Trocnov zurück. Hoch zu Ross, in Bronze gegossen, steht er auf einem granitenen Sockel über dem Grabmal des unbekannten Soldaten. Seine Linke hält die Zügel. Die rechte Hand mit weitausholender Gebärde umschließt den „Palcat“, den Streitkolben. Von diesem Hügel aus besiegte Žižkas relativ kleines Heer am 14. Juli 1420 die zahlenmäßig überlegenen Truppen der katholischen Allianz unter Kaiser Sigismund, die nach Prag gezogen waren, um die hussitische Revolution zu unterdrücken. 

Der böhmische Reformator Jan Hus predigte für eine Kirche, die nicht nach reichen Pfründen streben sondern zu ihren Ursprüngen zurückkehren sollte, eine Kirche für das Volk. Somit wandte er sich auch gegen den Papst in Rom. Zum Konzil nach Konstanz geladen, angeblich um seine Thesen dort zu verteidigen, wurde er gar nicht angehört, sondern auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Das sorgte in Böhmen für große Empörung und führte zu der breiten Bewegung der Hussiten, die vor allem für die Gleichstellung aller Menschen eintrat. Vertreter des niederen Adels, wie eben Jan von Trocnov, wurden zu Heerführern der Aufständischen gewählt. Den Bei­namen Žižka, der so viel wie Einäugiger bedeutet, hatte er schon als Junge bekommen, weil er bei einer Rauferei mit Gleichaltrigen das linke Auge eingebüßt hatte. Das war ihm jedoch später kein Hindernis dabei, Kämpfe gegen die von Kaiser und Hohem Klerus aufgebotenen Kreuzritter zu führen und zu gewinnen. So fügte er denen zu Beginn des Jahres 1422 bei Německý Brod eine weitere entscheidende Niederlage bei. Reichlich zwei Jahre später, am 11. Oktober 1424, ist er an der Pest gestorben. Im Volk lebt er jedoch über die Jahrhunderte fort. 

Von vielen Punkten der Siebenhügelstadt an der Moldau ist der bronzene Reiter vor dem hohen hellen Mausoleumsgebäude, das von 1928 bis 1938 errichtet worden ist, zu sehen. Wer vom Burgplatz aus das Panorama der Stadt bewundert, wird ihn ebenso entdecken, wie der, der im Stadtteil Holesovice am linken Moldau-Ufer entlang geht, bevor der Fluss seine große Biegung macht oder wie jener, der den Ausblick vom Turm des Altstädter Rathauses genießen kann. 

Die UNESCO-Statistik gibt an, dass die Statue das größte bronzene Reiterstandbild der Welt ist. Und in der Tat sind die Ausmaße äußerst imposant. Die Höhe beträgt ohne Sockel 9,0 Meter, die Länge 9,60 Meter und die Breite 5,0 Meter. Das Ganze hat ein Gewicht von 16,5 Tonnen. Der Bildhauer Bohumil Kafka hatte die Gipsform des Helden bereits 1941 fertiggestellt. Der Bronzeguss konnte aber erst nach der Befreiung des Landes erfolgen. Die Einweihung des Denkmals im Herbst 1950 hat der Künstler nicht mehr erlebt.

Im Mausoleum, das nach den Plänen des Architekten Jan Zázvorka errichtet worden ist, werden die Urnen mit der Asche hervorragender Persönlichkeiten des Landes aufbewahrt. Am Hauptportal zu dem gewaltigen Gebäude erinnert ein von Professor Josef Malejovský geschaffener Zyklus aus zwölf Bronze-Reliefs an die fortschrittlichen kämpferischen Traditionen des Volkes. 

Anmerkung: Žižka und Žižkov - sprich stimmhaft Shishka und Shishkov. 

aus VS Aktuell 2/2017, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 2/2017