12. Juni. In meinem Kalender steht: Besichtigung der Historischen Schauweberei Braunsdorf.
An diesem Tag lud unsere Wohngruppe der Volkssolidarität alle Mitglieder und Interessierten in dieses Technische Museum und Denkmal der Architektur und Produktionsgeschichte ein. 26 Mitglieder und Gäste nahmen daran teil und rückblickend kann man sagen: Es war wieder einmal ein gelungener Nachmittag.
Zu Beginn unserer sachkundigen Führung wurden wir mit der langjährigen Geschichte des ehemaligen Unternehmens bekannt gemacht.
Bereits 1883 gründete Martin Tannenhauer in Chemnitz eine Weberei für Möbel-, Dekorations- und Wagenstoffe. Ab 1910/11 war diese in Braunsdorf ansässig. Bis zur Verstaatlichung der Weberei 1972 war die Firma im Besitz der Familie Tannenhauer. Als Betriebsleiter lenkte der Enkel des Gründers nun den Volkseigenen Betrieb. Mit dem Ende der DDR kam das Aus.
Beim anschließenden Rundgang sahen wir gigantische Webstühle aus mehreren Epochen. Wir erlebten, wie aus tausenden Einzelfäden kunstvolle Stoffe entstehen. Die Weberei Tannenhauer entwickelte unzählige Designs für Stil-, Möbelbezugs- und Dekorationsstoffe. Eine Besonderheit der betriebseigenen Musterentwicklung waren die kompliziert herzustellenden Stoffe im „Biedermeierdesign“.
Nur wenige Webereien im In- und Ausland waren darauf spezialisiert. Auftraggeber für diese begehrten Stoffe, von denen nur wenige Meter gewebt wurden, waren Schlösser, Museen und Hotels. Die Mehrzahl dieser Stoffe ging gegen Devisen ins nichtsozialistische Ausland.
Einzigartige Einblicke soll künftig das von 1883 bis 1990 vollständig erhaltene Musterarchiv der Weberei Tannenhauer bieten.
Dieser traditionsreiche Textilstandort als Museum, Schauweberei und Industriedenkmal ist sehenswert und interessant.
Bei Kaffee und Kuchen klang dieser schöne und lehrreiche Nachmittag in der Bahnhofsgaststätte in Braunsdorf aus.