Geschichte(n) bewahren: 75 Jahre Volkssolidarität

Ein Aufruf.

Liebe Mitglieder,

in unserem Verband sind vor allem ältere Menschen aktiv. Viele unserer 165.000 Mitglieder sind 75 Jahre alt und älter. Damit ist die Volkssolidarität ein wichtiger und lebendiger Teil deutscher Geschichte. Sie haben die Not der Nachkriegszeit, die Teilung Deutschlands und die Wiedervereinigung erlebt und die Erfahrung beispielloser gesellschaftlicher Veränderungen gemacht.

Zu ihrem 75-jährigen Jubiläum plant die Volkssolidarität unter dem Titel „Geschichte(n) bewahren: 75 Jahre Volkssolidarität“ eine Wanderausstellung mit einem dazugehörigen Begleitbuch, das in Bild und Text die Erinnerungen unserer Mitglieder festhält. Lassen Sie uns dafür an Ihren Erinnerungen teilhaben: Schicken Sie uns Ihre Geschichten, Fotos, Dokumente oder persönlichen Erinnerungsstücke.
Der Anfang ist gemacht. Unser langjähriges Mitglied Armin Lufer hat seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Und im September hat Rolf Eger dem Bundesverband die von seiner verstorbenen Frau Edith und ihm erstellte 28-bändige Chronik der Ortgruppe Berlin-Johannisthal als Schenkung überreicht. Darüber hinaus gibt es bereits Arbeitsgruppen, Dokumentationen, „Erzählsalons“ und unzählige Artikel, die sich mit der Geschichte der Volkssolidarität beschäftigen – nicht zu vergessen Gunnar Winklers „Geschichte der Volkssolidarität“.

Nehmen auch Sie sich die Zeit, Ihre Geschichte zu erzählen. Ich bin gespannt.

Mit solidarischen Grüßen

Dr. Wolfram Friedersdorff
Präsident der Volkssolidarität

Lebensgeschichte von Armin Lufer, Mitglieder Volkssolidarität seit 1945 (Auszug):

[…] Das sechste und siebente Kriegsjahr haben den fast nahtlos den Übergang vom Jugend- ins Mannesalter zur Folge. Bis Mitte 1944 hatte die Stadt meiner Geburt, Kindheit und Jugend das einstige Breslau (das heutige Wroclaw) von den zerstörerischen Folgen des Krieges keine Kenntnis erlangt.

Anfang August 1944 endete abrupt das idyllische Dasein. Mit dem 6. August 1944 wurde ich mit anderen Gleichaltrigen zum Stellungsbau, dem Bau von Panzer- und Schützengräben, an der Grenze Deutschlands zu Polen, die 1937er Staatsgrenze, eingezogen. Militärisch in der damaligen Hitler-Jugend im Einsatzort Goschütz (Schlesien, Kreis Oels organisiert) formiert und versorgt, geführt und in Gruppen und Zügen gemeinschaftlich untergebracht, habe ich Gleichaltrige aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammend meist erstmalig in dieser neuformierten Gemeinschaft kennen gelernt. Unterschiedliche Schul- und Berufsausbildung, verschiedene Verhaltensweisen, Gewohnheiten und ganz unterschiedliche körperliche Konstitutionen waren im Verlaufe der Eingewöhnphase und des sich anschließenden ununterbrochenen gemeinschaftlichen Lebens bei körperlich anstrengender Arbeit, der handwerklichen Unterweisung in die „festungsbaulichen Arbeiten“ sowie die militärische Ausbildung aneinander zu  gewöhnen. Wir Jugendlichen waren aufeinander angewiesen und unter diesen Bedingungen konnten wir  gegenseitig Stärken und Schwächen kennenlernen, die charakterlichen, psychischen, insbesondere jedoch die physischen. Bis in die Vorweihnachtstage des Dezember 1944 wurden wir sämtlichst in den im September auf Erlass des GrFaz, dem Reichskanzler und „Führer“ Adolf Hitler gebildeten „Deutschen  Volkssturm“, III. Aufgebot, als Bestandteil der Deutschen Wehrmacht rekrutiert.

Die Freude über die Beendigung des Schanz-Einsatzes und die Rückkehr in die Familie bekam einen schockierenden Schlag, weil in einem nur durch mich zu öffnenden Briefumschlag der Gestellungsbefehl für den 22. Januar 1945 enthalten war. In diesem wurde ich zur Wehrmacht als Angehöriger des Volkssturmes einberufen, ich musste zum angegebenen Datum im Breslauer Stadion zur Einkleidung erscheinen, aber über diese Einberufung Stillschweigen bewahren, mit Ausnahme gegenüber meinen Eltern und meinem Schuldirektor. Mit dem 22. Januar endete mein Jugendalter, denn ab diesem Tage wurde auch ich mit Soldat tituliert und als Mann von meinen militärischen Vorgesetzten nicht nur angesprochen, sondern auch als Volljähriger behandelt und zum Einsatz gebracht. […]

Möchten Sie wissen, wie es weitergeht?

Dann machen Sie mit: Schicken Sie uns Ihre Erinnerungen, schreiben Sie oder erzählen Sie über Ihr Leben und helfen Sie uns, Ihre Geschichte(n) zu bewahren.
Haben Sie Fragen? Dann rufen Sie uns gerne an.

Ansprechpartnerin:

Christel Gilow, Tel: 030 / 27 89 7 0

Abbildung: Manuskriptauszug der Lebensgeschichte von Armin Lufer

aus VS Aktuell 4/2017, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 4/2017 Aus dem Bundesverband