Mit der Errichtung der NS-Herrschaft setzte schrittweise der langsame Niedergang des Chemnitzer Flugwesens ein, der schließlich in der Bedeutungslosigkeit unserer Tage endete.
Mit dem Hissen der Hakenkreuz- und der Reichskriegsflagge am 10. März 1933 auf dem Turmgebäude des Flughafens nahm die Ortsgruppe Chemnitz des Deutschen Luftsportverbandes (DLV), in der auch der aufgelöste Chemnitzer Verein für Luftschifffahrt und Flugwesen aufgegangen war, die Fluganlage in seinen Besitz. Der DLV ging per 19. April 1939 im NS-Fliegerkorps auf, das nunmehr der Eigentümer des Chemnitzer Flugplatzareals wurde.
Doch mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Unterstellung des Flughafens an das Luftgaukommando IV der Wehrmacht. Zugleich kam es damit zur kompletten Einstellung jeglichen Flugbetriebes. Doch bereits zuvor flachten auf dem Chemnitzer Flugplatz flugsportliche Ereignisse immer mehr ab. Nach der feierlichen Taufe des dritten Chemnitzer Motorflugzeuges und eines Hochleistungs-Segelflugzeuges am 4. April 1933 fanden nur noch zwei NS-Großflugtage am 2. Juli 1933 und am 17. September 1933 statt. Beide standen unter der chauvinistischen Losung: „Der Deutsche Fliegergeist lebt!“ Am 1. Juni 1935 bildete der Flugplatz für 138 Motorflugzeuge eine Wendemarke beim Deutschland-Rundflug. Zu einem tragischen Ereignis im Chemnitzer Luftraum kam es am 16. März 1934. An diesem Tag stürzten die bekannten Chemnitzer Sportflieger Edgar Hilscher und Fritz Uschnakewitz über Gablenz in den Tod ab.
Es verblieb den Chemnitzer Flugsportaktiven nur noch die Teilnahme an auswärtigen flugsportlichen Ereignissen. Dazu gehörten die Reichswettbewerbe für Segelflugzeuge auf der Wasserkuppe/Rhön, bei denen der Chemnitzer Wolfgang Späte mit guten Leistungen aufwartete. Die Chemnitzer Flugsportler Otto Bertram und Wilhelm Brehm vertraten Deutschland mit einem Chemnitzer Ballon beim Internationalen Gordon-Bennet-Wettbewerb für Freiballone im September 1935.
Der Absolvent der Staatlichen Akademie für Technik Friedrich Wünscher startete mit einer Maschine vom Typ Klemm beim Deutschland-Rundflug 1935.
Ab 1. Mai 1934 wurde die Deutsche Lufthansa zum alleinigen Betreiber des Chemnitzer Luftverkehrs. Doch bereits am 6. Oktober 1935 stellte sie ihren Dienst wieder ein. Damit verlor der Chemnitzer Flughafen seine Bedeutung als Verkehrszentrum völlig. Ab diesem Zeitraum wurde er nur noch von der am 7. Juni 1935 gegründeten „Fliegerschule Chemnitz“, der einzigen zivilen Fliegerschule in Mitteldeutschland genutzt.
In der flugsportlichen Betätigung traten nunmehr auch die militärischen Attribute verstärkt in den Vordergrund: militärische Strukturen, neue Dienststellenbezeichnungen, Uniformierung, Appelle, 25-km-Gepäckmärsche und allgemeine Wehrertüchtigung zur Abhärtung.
Nach der Auflösung des Flugstützpunktes Altchemnitz im Jahre 1925 erhielten die Freiballonfahrten nach 14-jähriger Pause wieder einen eigenen Füll-und Startplatz auf dem Städtischen Sportplatz in Helbersdorf, der am 26. März 1939 eigeweiht wurde. Doch sein Bestand war nur von kurzer Dauer. Denn ab 1940 wurde reichsweit ein Ballonfahrverbot verfügt. Die Zwangspause war erst mit der Wiedergründung des Chemnitzer Vereins für Luftfahrt im Jahre 1990 beendet. 1935 wurde das im Wintersemester 1911/12 an der Gewerbeakademie eingeführte Wahlfach „Flugwesen“ an der nunmehrigen Staatlichen Akademie für Technik zur Unterabteilung „Flugzeugbau und Flugzeugtechnik“ umgestaltet. Damit entwickelte sich die heutige TU Chemnitz zur luftfahrttechnischen Lehrstätte. Anlässlich des 100. Jubiläums der Staatlichen Akademie 1936 präsentierte sie in deren Innenhof der Öffentlichkeit erstmals die Ergebnisse ihrer Tätigkeit. Zum weiteren Ausbau der Unterabteilung überreichte die Stadt Chemnitz eine Spende von 10.000 RM. Beim Luftangriff am 5. März 1945 wurde das Lehrobjekt zerstört. Damit war das Ende von Lehre und Forschung zur Luftfahrt endgültig besiegelt.
Von Kriegszerstörungen blieb der Flugplatz weitgehend verschont. Am 11. April 1946 erfolgte die Aufhebung der Chemnitzer Flughafengesellschaft mbH. Von 1945 bis 1949 diente das Terrain des Kurierflugplatzes der Sowjetischen Militäradministration (SMA), auf dem Maschinen vom Typ Po-2 landeten und starteten.
Nach der Gründung der DDR keimte auf dem Flughafenterrain durch FDJ und GST wieder fliegerisches Leben in Gestalt von Flugmodellbau, Segel- und Motorflug sowie Fallschirmsport. Besondere Höhepunkte waren dabei die ersten Republikmeisterschaften im Modellflug vom 24. bis 26. Oktober 1962 oder der „Tag des Segelfliegers“ vor 40.000 Zuschauern.
Nach der offiziell rechtlichen Übergabe des Flugplatzgeländes an die GST am 30. März 1963 erhielten die Flugsportarten wehrsportlichen Charakter zur Vorbereitung auf den aktiven Dienst in der NVA. Dazu gehörte dann auch 1964 die Errichtung eines Übungs-Fallschirmsprungturmes für die spezielle vormilitärische Ausbildung im Küchwald, der später in eine Raketenattrappe umgestaltet wurde. Eine direkte militärische Nutzung nur einmal bei Großflugübung der Hubschrauberstaffel der NVA.
Vom 1. April 1958 bis 31. Oktober 1962 betrieb die Deutsche Lufthansa (später Interflug) Inlandsfluglinie von Chemnitz nach Barth, Berlin, Dresden, Erfurt, Heringsdorf und Leipzig mit neunsitzigen Propellermaschinen von Typ AN 2, die eine Antriebsleistung von 735 KW besaßen. Überdies erfolgten auch Rundflüge über Karl-Marx-Stadt und Umgebung.
Auf der Grundlage des Beschlusses des Ministerrates der DDR vom 4. Februar 1955 erfolgte die Umwandlung des bisherigen VEB Büromaschinenwerk in den VEB Industriewerke. Hier wurden jetzt der 14-Zylinder Doppelmotor Asch 82T mit 1.900 PS Motorleistung, das Fahrwerk, die Verstell-Luftschraube AW 50 sowie die Hydraulikanlagen für das Passagierflugzeug IL 14 hergestellt. Die ökonomische Zwangslage des Landes in den 60er Jahren führte per 31. Dezember 1965 zum Auslaufen der Flugzeugteilproduktion.
1974 wurde das Flughafenareal für die Errichtung des Neubau-Wohngebietes „Fritz Heckert“ endgültig aufgehoben. Die Erinnerung lebt nur in rudimentärer Gebäudesubstanz und einem großzügigen Wandbild an der Giebelseite des Hauses der Straße Usti nad Labem 5 fort. Die achtenswerten Traditionen des Chemnitzer Flugwesens werden heute durch den Verkehrslandeplatz Chemnitz-Jahnsdorf in bescheidenem Umfang fortgeführt.
Wenn man einmal von den Übungsflügen der Bundesluftwaffe in großen Höhen (bis 11 km) und der spektakulären Landung des Heliokopters „Christoph 46“ der DRF-Luftrettung auf dem Sonnenberg absieht, verbleiben uns in Chemnitz nur die traditionellen Ballonfeste im Küchwald und das Kosmonauten-Zentrum „Sigmund Jähn“