Besuch per Telefon

Das Mitgliederleben und die Mitgliederbetreuung während der Corona-Krise: Viele Mitglieder der Volkssolidarität gehören zu den älteren Menschen, für die eine Infektion mit dem Corona-Virus besonders gefährlich sein soll. VS Aktuell sprach mit Andreas Wolf-Kather, dem Leiter der Mitgliederbetreuung der Volkssolidarität Chemnitz.

 

Die Volkssolidarität ist bekannt für ihr vielfältiges und solidarisches Mitgliederleben. Wie können wir uns dieses gerade vorstellen?

Vollkommen anders als noch vor wenigen Wochen. Unsere Mitglieder können sich aufgrund des Kontaktverbotes nicht mehr treffen, gemeinsame Veranstaltungen und Ausflüge dürfen vorerst nicht mehr stattfinden. Und leider sollten aus den bekannten präventiven Gründen auch unsere ehrenamtlichen Helfer nicht die anderen Mitglieder der Wohngruppen besuchen. Das fällt vielen schwer, da gerade der Besuch von hochbetagten und kranken Mitgliedern ein wesentlicher Baustein der Nachbarschaftshilfe ist. Wir appellieren an unsere Mitglieder: Vermeidet unnötige Wege! Die VS Aktuell werden wir die nächsten Ausgaben per Post zustellen. Sollten 2020 Kontakte wieder bedenkenlos möglich sein, können die Verantwortlichen der Wohngruppen dennoch auf diesen Service zurückgreifen. Der Vorstand hat beschlossen, einen Teil der Listensammlung des Jahres 2020 dazu zu verwenden. Auch das Kassieren der Mitgliedsbeiträge sollte gerade jetzt nicht persönlich vorgenommen werden. Gerne schicken wir unseren Mitgliedern Formulare für das Lasteinzugsverfahren zu.

Fällt dadurch nicht ein wesentlicher Kontakt zu den Wohngruppenmitgliedern weg?

Sicher, die VS Aktuell und die Beitragskassierung haben die Besuche bei den Mitgliedern recht regelmäßig gestaltet. Das sollte jedoch auch ohne diese Aufgaben gut funktionieren – und das Gepäck ist dann ein wenig leichter. Bis wir jedoch – hoffentlich bald – wieder andere Mitglieder und Freunde bedenkenlos besuchen können, bitten wir unsere Verantwortlichen der Wohngruppen: „Haltet Kontakt per Telefon oder nutzt, wenn möglich, die digitalen Medien, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Wenn ihr jemanden kennt, der sich über regelmäßige Anrufe freuen würde, dann teilt ihm mit, dass die Volkssolidarität Chemnitz gemeinsam mit der TU Chemnitz ein Projekt gestartet hat, bei dem Telefonpaten regelmäßig Menschen anrufen, die auf der Suche nach mehr sozialen Kontakten sind. Wir freuen uns, dass wir bereits über 60 Menschen gefunden haben, die ehrenamtlich zum Hörer greifen möchten, über 20 konnten wir bereits vermitteln.“

Die Frühjahrsberatungen mit den Verantwortlichen der Wohn- und Interessengruppenleitungen mussten abgesagt werden. Wie sieht es mit den anderen Terminen des Vereinslebens aus, die noch anstehen?

Da wir noch nicht wissen, wann Veranstaltungen und Versammlungen in welchem Umfang wieder möglich sein werden, können wir dazu nur sehr schwer verlässliche Angaben machen. Den für Ende des Jahres geplante Verbandstag belassen wir auf dem Programm, ebenso die jährliche Auszeichnungsveranstaltung. Wir gehen zudem davon aus, dass wir in Richtung Jahresende kleine Herbstberatungen vor Ort in den einzelnen Stadtteilen durchführen können.

Schweren Herzens haben wir jedoch nun das „Bunte Herbstlaub“ abgesagt, welches im September in der Stadthalle Chemnitz stattfinden sollte. Bis Ende August sind große Veranstaltungen generell untersagt und wir wissen noch nicht, ob sie danach sofort wieder erlaubt sein werden. Zum anderen ist es nahezu unmöglich, momentan die Veranstaltung zu planen, Künstler zu engagieren und letztendlich auch die Karten zu verkaufen. Zudem bringen Abstandsregeln bzw. weniger verkaufte Plätze für unser „Herbstlaub“ in der Stadthalle wenig Sinn, da wir nur bei einer gut verkauften Veranstaltung die doch recht hohen Kosten für Miete und Gage deckeln können. Bereits seit einiger Zeit überlegen wir uns, ein neues Format zu finden. Nun ist der Punkt gekommen, wo wir dieses ganz konkret realisieren müssen. Im kommenden Jahr, sobald es wieder bedenkenlos geht, wird es eine neue Veranstaltung geben. Wir wollen dafür vor allem Künstler aus der Region gewinnen, denn genau diese benötigen unsere Unterstützung. Zahlreiche ihrer Konzerte wurden abgesagt, Tanz- und Musikschulen geschlossen. Die Stars, die wir sonst so gerne sehen, werden die jetzige Krise sicherlich eher verkraften, die „kleineren“ Künstler von hier aber nicht.

Was möchten Sie den Mitgliedern der Volkssolidarität Chemnitz mit auf den Weg geben?

Unbedingt möchte ich, auch im Namen des Vorstandes, unseren ehrenamtlichen Helfern herzlich dafür danken, dass sie uns gerade in der jetzigen schwierigen Situation die Treue halten und – so gut es möglich ist – für andere Menschen da sind. Unseren Mitgliedern und Freunden möchte ich mitgeben, falls der Trübsinn doch mal zu stark wird, hört euch den Song von Udo Jürgens: „Immer wieder geht die Sonne auf“ an, greift mal wieder zum Telefon und überrascht einen Menschen mit einem lieben Gruß! Und vor allem: kommt alle hoffentlich gesund durch diese verrückte Zeit!

aus VS Aktuell 2/2020, erschienen im  VS Aktuell 2/2020