Kinderbetreuung
Der Freistaat Sachsen hat am 16. März 2020 mit einer Allgemeinverfügung erlassen, dass ab dem 18. März die Kindertagesstätten geschlossen und diese nur noch für eine Notbetreuung geöffnet sind. Die Ankündigung, dass Schulen und Kitas schon bald zu sind, kam nur wenige Tage früher. Das ist sehr wenig Zeit, sich darauf vorzubereiten. Was gab es alles zu organisieren?
Die Verkündung einer unterrichtsfreien Zeit und damit die vorübergehende Aufhebung der Schulpflicht war das Zeichen dafür, dass die sogenannte Corona-Krise in Deutschland und in Sachsen angekommen ist. Die Schließung der Kindertagesstätten war damit bereits angekündigt, Auswirkungen auf die Einrichtungen und die anderen sozialen Dienstleistungen unseres Verbandes waren zu befürchten.
In den Kitas haben wir die geforderte Notbetreuung eingerichtet. Das hieß, dass wir uns zunächst mit den Regelungen in der vom Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und
Gesellschaftlichen Zusammenhalt erlassenen Allgemeinverfügung auseinandersetzen mussten. Dann galt es, die Mitarbeiter und Eltern über die Regelungen zu informieren und die Dienstplanung entsprechend der Bedingungen für die Notbetreuung anzupassen. Dabei mussten unter anderem die geänderten Anforderungen an die Gruppengröße (kleiner als im „Regelbetrieb“), beim Spielen der Kinder im Garten als auch damit verbundene Bedarfe für die Reinigung der Kitas berücksichtigt werden. Es gab allerhand Lesestoff von den Sächsischen Behörden zu wälzen und eine Menge Organisationsaufwand zu bewältigen, um den Kita-Alltag neu zu strukturieren und viele Anfragen von Eltern zu beantworten.
Anfangs durften wir dabei nur Kinder von Eltern betreuen, bei denen beide in den sogenannten Berufen der kritischen Infrastruktur tätig sind. Dazu gehören bspw. Ärzte, Pflegefachkräfte, Polizei, Feuerwehr – eben all diejenigen, die zur Bewältigung der Krise tatsächlich dringend gebraucht werden. Die Bedingungen für die Notbetreuung wurden wenig später leicht angepasst und vor einigen Tagen auf weitere systemrelevante Berufs- und Bedarfsgruppen ausgeweitet. Im Vergleich zu den Kinderzahlen im „Regelbetrieb“ ist die Nachfrage nach einer Notbetreuung in unseren Kindereinrichtungen dennoch überschaubar (Anm. d. Red.: Stand 30. April 2020). Derzeit werden durchschnittlich 10 % der Kinder betreut, die sonst unsere Kitas besuchen. Am ersten Tag, an dem die Regelungen zur Notbetreuung in Kraft getreten sind, wussten wir jedoch noch nicht, wie viele Kinder Anspruch auf das Betreuungsangebot haben. So kam es in einer unserer Kitas zu einer verdrehten Konstellation. Wo sonst ein Erzieher zwölf Kindergartenkinder betreut, freute sich ein Kind über zwölf Erzieher (siehe Foto).
Wirklich herausfordernd an der Situation war und ist es nach wie vor, dass eindeutige Regelungen zur Umsetzung der Schutzmaßnahmen erst kurz vor Inkrafttreten veröffentlicht werden bzw. uns insbesondere anfangs auf viele Fragen noch keine konkreten Antworten vorlagen. So ereilten uns bspw. im März viele Nachfragen der Eltern, was mit den bereits gezahlten Elternbeiträgen passiert. Für die Erzieher und Leitungen stand auch vorrangig die Frage nach der Finanzierung der Kindereinrichtung und damit die Sicherung ihrer Arbeitsplätze im Raum. Mit der angekündigten Öffnung der Notbetreuung auf weitere Bedarfsgruppen stand erneut das Telefon in den Kitas nicht still. Viele Eltern wollten noch vor dem Wochenende wissen, ob sie Anspruch auf Notbetreuung haben. Leider waren uns zu diesem Zeitpunkt die Hände gebunden und wir konnten keine konkreten Auskünfte geben, da wir selbst erst am späten Freitagnachmittag die offizielle Information erhalten haben, welche Berufe von der Erweiterung betroffen sind. Demnach startete die neue Woche für uns wieder mit nicht abschätzbaren Herausforderungen.
Alles in allem waren die letzten Wochen ein wirklicher Kraftakt für das Leitungsteam, denn es musste sich immer schnell auf die neuen Bedingungen einstellen und alle Regelungen ad hoc umsetzen. Das fordert viel Engagement und Nervenstärke und ich bin wirklich stolz, dass die Leiterinnen die Situation so gut und motiviert meistern.
Wenn wenig Kinder zu betreuen sind, was machen da die Erzieher, die vor Ort nicht eingesetzt werden?
Genau das, was viele gegenwärtig machen: Homeoffice. Auch wenn man das nicht so recht glauben mag: Es gibt vieles, was Erzieher auch Zuhause erledigen können und wofür sie endlich einmal auch Zeit haben. Seit vielen Jahren fordert die Liga der freien Wohlfahrtspflege mit kreativen und kindgerechten Aktionen beim Freistaat Sachsen mehr Stunden bspw. für die Vor- und Nachbereitung und die Dokumentation ein. Auch wenn es hier viele kleine Fortschritte gab und sogar einige, wenige Stunden genau für diesen Zweck zur Verfügung stehen, reicht die Zeit nicht aus. Genau das können jetzt unsere Kollegen daheim machen. Sie gestalten Portfolios, erstellen Berichte und Dokumentationen, arbeiten an pädagogischen Konzepten oder bereiten pädagogische Angebote vor. Ausdrücklich haben wir unsere Mitarbeiter aufgefordert, die Zeit auch für die eigene Fort- und Weiterbildung für ihre Tätigkeit zu nutzen, bspw. Fachbücher zu lesen und im Internet zu recherchieren.
Darüber hinaus leisten unsere Erzieherinnen und Erzieher auch von zu Hause aus wichtige Familien- und Elternarbeit. Telefonisch halten sie Kontakt zu den Eltern, die keinen Anspruch auf einen Notbetreuungsplatz haben. Sie erkundigen sich so nach dem Wohl und den Bedürfnissen der Familien oder hören einfach mal zu und geben einen Erziehungsrat. Für die Eltern ist diese Zeit nämlich eine immense Herausforderung. Wo sonst qualifiziert ausgebildete pädagogische Fachkräfte den Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag erfüllen, müssen Eltern in Zeiten von Corona diese Aufgaben nun allein stemmen. Das kann für einige Familien schon zur Nervenprobe werden. Aber auch hier beweisen unsere Erzieher Ideenreichtum und geben kurzerhand kleine pädagogische Hilfestellungen per Video und Brief für Kinder und Eltern. Ob eine Bastelanleitung, das gemeinsame Singen eines Liedes, das Erzählen einer Geschichte oder ein wissenswertes, kindgerechtes Experiment, da ist für jeden etwas dabei. Verteilt werden die Tipps via E-Mail, Kita-App und eben auch ganz klassisch per Post. Ich bin einfach nur begeistert, mit welch kreativen Ideen unsere Erzieher in der wohl eher ungewohnten Situation von zu Hause aus unsere Einrichtungen und die Familien unterstützen. Das hat gleichzeitig natürlich auch den Charme, dass sich die Kita-Kollegen ganz von selbst mit neuen Medien und Digitalisierung – zwei wesentliche Themen, die unsere pädagogische Arbeit in Zukunft noch stärker beeinflussen werden – auseinandersetzen.
Wie erleben die Kinder die Situation?
Auch und gerade für die Kinder ist die derzeitige Situation nicht einfach. Seit Wochen dürfen die meisten von ihnen ihre Großeltern nicht sehen, können nicht mit ihren Freunden spielen und oft ihren Hobbys nicht nachgehen. Sogar die Spielplätze wurden geschlossen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen heißt das für Eltern, die keine Notbetreuung in Anspruch nehmen können, sie müssen ihre Kinder rund um die Uhr allein betreuen und es gibt noch nicht einmal für ein paar wenige Stunden eine Betreuungsalternative oder Unterstützung. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Kinder nur den sozialen Kontakt zu ihren Eltern und – sofern vorhanden – Geschwistern haben. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Kinder ihren Kindergarten, ihre Freunde und ihre Erzieher vermissen. Vor unserer Kita „Glückskäfer“ wurden wir bspw. von einer Kreidezeichnung auf dem Asphalt überrascht, die genau dies ausdrückte.
Gerade auch deshalb ist eben der Kontakt unserer Erzieher zu den Kindern und Eltern so unendlich wichtig. Wie schon gesagt, sowohl Kinder als auch Eltern sind dankbar und glücklich über so manche Bastelanleitung, ein Kuchenrezept und das ein oder andere Arbeitsblatt, das den Weg zu ihnen gefunden hat. Dennoch ersetzen diese Hilfestellungen keineswegs das, was eine Kita und deren pädagogisches Personal täglich in ihrer Arbeit mit den Kindern leisten. Der persönliche und vor allem direkte Kontakt zu Erziehern und Kindern im gleichen Alter ist wesentlich für die Entwicklung von sozialen Kompetenzen und um die Gesamtpersönlichkeit der Kinder zu fördern. Das kann eine Kita-App, Facebook oder ein Brief nicht ersetzen.
Wird es schon bald wieder einen Normalbetrieb der Kitas geben?
Diese Frage kann ich nicht wirklich beantworten – und auch die Politik und viele Experten wagen dazu noch keine konkrete Antwort. Dabei werden die Betreuungsangebote dringend gebraucht, gibt es doch viele Eltern, die wieder auf Arbeit gehen müssen. Und Homeoffice mit kleinen Kindern ist nicht einfach, da diese ihre Zeit und die Aufmerksamkeit bei den Eltern für sich zu Recht einfordern. Für Eltern, die langsam sprichwörtlich die Nerven verlieren, müssen wir Verständnis aufbringen. Eine komplette Öffnung der Einrichtungen in den nächsten Wochen sehe ich unter den derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen und Arbeitsschutzregelungen ehr kritisch. Im Gegensatz zu Ladengeschäften, dem öffentliche Nahverkehr oder wie mittlerweile in Schulen praktiziert, lassen sich in den Kitas Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln nur begrenzt umsetzen. Auch ist nicht an das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu denken. Dazu sind sie einfach noch zu klein. Nur eine Lockerung dieser Regelunge würde die Rückkehr zu einem Normalbetrieb ermöglich. Es heißt also abwarten.
Sozio-kulturelle Betreuung
Wenn es einen Kontakt zu den Kindern über das Telefon und das Internet gibt, wie sieht es dann mit dem Kontakt zu den oft älteren Besuchern der Stadtteiltreffs aus? Diese Einrichtungen mussten ja auch sehr schnell schließen und alle Veranstaltungen bis auf Weiteres absagen.
Eigentlich recht ähnlich. In der Tat mussten wir auch unsere Stadtteiltreffs sehr schnell schließen. Die Mitarbeiter sind seitdem dennoch für unsere Besucher da – zumeist telefonisch. Sie stehen ihnen beratend in dieser schwierigen Zeit zur Seite, organisieren, wenn nötig, Hilfe und hören gerne auch einfach nur zu.
Den gemeinsamen Mittagstisch mussten wir ebenfalls einstellen. Damit unsere Besucher dennoch gut versorgt bleiben, haben sich die Mitarbeiter kurzerhand einen Servierwagen geschnappt und gehen nun von Wohnung zu Wohnung, um unseren Senioren und Hochbetagten ein warmes Mittagessen zu bringen. In anderen Einrichtungen wurde zusätzlich eine Art Abholservice eingerichtet. Dort reichen die freundlichen Mitarbeiter unserer Stadtteiltreffs den Besuchern das Mittagessen zum Mitnehmen über ein Fenster aus. In allen Fällen sind es, neben der „Übergabe“ des Essens, vor allem die kurzen Gespräche an der Tür oder dem Fenster, die für die Bewohner unserer Wohnanlagen des Betreuten Wohnens und die Besucher unserer Stadtteiltreffs im Moment so wichtig sind. Denn für viele ist es derzeit der einzige soziale Kontakt am Tag. Umso wichtiger ist, dass sich die Mitarbeiter für jeden Einzelnen ein paar Minuten Zeit nehmen.
Außerdem haben die Kollegen der Einrichtungen die Zeit genutzt und alle Stadtteiltreffs gründlich gereinigt. Sollte also der Tag kommen, an dem wir die Einrichtungen wieder öffnen dürfen, werden diese einen wahrlich glänzenden Auftritt haben …
Doch zurück zur eigentlichen Frage: Unsere Mitarbeiter halten nicht nur telefonisch Kontakt zu unseren Besuchern, sondern haben ihnen unter anderem eine Bücher- und Beschäftigungsecke in der Clausstraße, ein „Regal gegen Langeweile“ in der Hilbersdorfer Straße und eine mobile Bücherei in der Regensburger Straße eingerichtet. Dort finden unsere Besucher und Bewohner Bücher und Zeitschriften zum Schmökern, aber auch Aufgabenblätter für das Gedächtnistraining oder Bastelmaterial wie bspw. Holzosterhasen zum Anmalen, die freundlicherweise vom CBZ Chemnitz bereitgestellt wurden. Zudem unterstützen die Kolleginnen unsere Senioren mit kleinen Botengängen in der nahen Umgebung. Ob mal ein Brot vom Bäcker, ein Rezept in der Apotheke einlösen oder einfach mal die Zeitung aus dem Briefkasten holen, für viele sind diese kleinen Taten sehr wichtig, denn schließlich sollen sie als Risikogruppe ja den Kontakt zu anderen meiden. Viola Felber, die Leiterin des Stadtteiltreffs Wittgensdorf, hat für die 28 Frauen und Männer, die dort ihren Yoga-Kurs besuchen, Arbeitsblätter gestaltet, auf denen verschiedene Übungen erklärt werden. So können sie auch Zuhause aktiv bleiben. Die Übermittlung der Übungen erfolgt elektronisch oder direkt über den Briefkasten. Viele der 18- bis 83-jährigen Teilnehmer nehmen das Angebot dankend an. So steht unsere Mitarbeiterin auch weiter mit ihnen in Kontakt und als Ansprechpartner bei eventuellen Sorgen oder Nöten zur Seite. Ebenso steht für die 36 Schüler ihres Englischkurses „Homeschooling“ auf dem Programm. Viola Felber bereitet für sie Arbeitsblätter für Zuhause vor und konzipiert die Texte so, dass immer fünf bis zehn neue Wörter enthalten sind. Inhalte sind vor allem Gesundheitstipps, die das Immunsystem stärken und damit an die jetzige Situation angepasst sind. Bei Fragen zum Text wird telefoniert. So kann zum einen der Kurs aufrechterhalten, zum anderen soziale Kontakte gepflegt werden. Auch hier kann ich nur betonen, mit wie viel Kreativität und Engagement die Kolleginnen der Schließung der Einrichtungen und dem Veranstaltungsverbot begegnet sind. Unser Anliegen ist es, trotz der deutlichen Einschränkungen, welche die aktuelle Situation für uns alle mit sich bringt, unserem sozialen Gedanken treu zu bleiben und auf anderen Wegen die Betreuung unserer Besucher, Bewohner und Mitglieder sicherzustellen. Da kann ich nur meinen herzlichen Dank und meinen Respekt gegenüber den Kollegen der Stadtteiltreffs aussprechen.
Die Stadtteiltreffs sind auch Treffpunkt vieler kreativer Zirkel? Haben Sie von diesen etwas erfahren?
Ja, bspw. vom Nähzirkel aus der Regensburger Straße, die unsere „Teamgeister in Plüsch“ ja so schön nähen. Zusammen im Stadtteiltreff die Nähmaschinen rattern zu lassen, das geht zurzeit leider nicht. Doch einfach nicht nähen kommt für die sieben Damen nicht in Frage. Über ihre WhatsApp-Gruppe halten sie Kontakt, schicken sich Nähanleitungen und tauschen Material durch Beutel an der Türklinke aus. Die Kontakteinschränkungen nehmen alle sehr ernst. So sitzt jede einzelne daheim an ihrer Nähmaschine und geht auch weiterhin ihrem Hobby nach. Und was wird im Moment am dringendsten benötigt? Mundschutz! Unzählige Mund-Nasen-Bedeckungen haben die Frauen schon angefertigt und unseren Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Doch auch hier gibt es so manche Herausforderung zu lösen. Die verwendeten Stoffe sollten aus Baumwolle sein, damit sie dann später auch bei mindestens 60° C waschbar sind. Für die Befestigung benötigt man spezielle Bänder oder elastische Gummischnur. Da derzeit viele Menschen Mundschutz nähen, ist die Nachfrage nach diesen Stoffen und Zubehör sehr groß. Demnach sind auch die Einkaufspreise gestiegen oder manche Produkte derzeit kaum zu beschaffen. Doch dank Stoffspenden unserer Mitglieder und Bewohner mussten die Nähmaschinen nicht stillstehen. So entstanden in den letzten Tagen auch noch ausreichend Masken für unsere Mitglieder und Bewohner des Betreuten Wohnens. Denn aufgrund der getroffenen Regelungen, dass bspw. beim Einkaufen eine Mund-Nasen-Bedeckungen zu tragen ist, haben uns viele Nachfragen erreicht, ob wir helfen können, da einfacher Mundschutz in vielen Apotheken nicht mehr verfügbar war. Das Gefühl, was diese Hilfsbereitschaft auslöst, ist unbeschreiblich schön. Die Dankbarkeit der Senioren und Hochbetagten über die für sie so wichtige Unterstützung ist sehr groß. Diesen Dank möchten wir natürlich auch an alle fleißigen Kreativzirkel und die ehrenamtlichen Helfer weitergeben, die uns mit selbstgenähten Gesichtsmasken unterstützt haben.
Wie wird es für die Stadtteiltreffs weitergehen?
Auch hier müssen wir die nächsten Wochen abwarten und können noch nicht viel dazu sagen. Wir hoffen, dass wir die Einrichtungen unter der Einhaltung besonderer Bedingungen schon bald wieder öffnen können. Und wir sind uns sicher, dass wir nicht sofort wieder die volle Vielfalt an Veranstaltungen in unseren Stadtteiltreffs anbieten können. Auf die Neuauflage des beliebten Tanz-Tees in der Clausstraße werden wir sicherlich noch eine ganze Weile warten müssen. Aber vielleicht können wir mit einem Vortrag oder einem kleinen Konzert unter Einhaltung der Abstandsregelung schon bald wieder beginnen.
Betreutes Wohnen
Und wie ist es den Mietern des Betreuten Wohnens ergangen?
Die meisten Mieter haben mit uns einen Betreuungsvertrag abgeschlossen. Darin enthalten ist neben dem Hausnotruf und der sozialen Betreuung und Beratung auch die Unterstützung durch unseren Sozialhausmeister. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen kann der Hausmeister derzeit unsere Bewohner jedoch nicht in gewohnter Weise unterstützen. Glücklicherweise können die meisten Dinge, die er für unsere Mieter erledigen soll, auch noch etwas warten. Stattdessen bieten wir den Bewohnern in der aktuellen Situation die Übernahme von kleineren Botengängen an. Vor allem, wenn man das Haus zum eigenen Schutz nicht verlassen soll, sehen wir darin eine sehr sinnvolle Alternative, die dankend von unseren Senioren angenommen wird.
Ebenso wie die Mitarbeiter unserer Stadtteiltreffs sind unsere Sozialarbeiter und Sozialbetreuer weiterhin vor Ort und halten überwiegend telefonisch Kontakt zu unseren Mietern. So beantworten sie unter anderem Fragen zur gegenwärtigen Situation, vermitteln Hilfen im Alltag (Wohin kann ich mich wenden?) und unterstützen bei der Vermittlung von Gesundheits- und sonstigen Diensten und erledigen auch weiterhin notwendige Wege zu Behörden für die Bewohner. Oftmals haben die Senioren aber einfach nur mal das Bedürfnis, mit jemanden reden zu können. Geduldig hören ihnen dann die Kolleginnen zu, schenken ihnen ein paar liebe Worte und sprechen ihnen Mut in der aktuellen Lage zu. Die fehlenden sozialen Kontakte zu Gleichgesinnten sind für die Bewohner sehr schwer und aufgrund der Isolation kann eine Vereinsamung drohen. In ganz besonderen individuellen Situationen ist dann der persönliche Kontakt nach wie vor wichtig. Dann kommen Mundschutz und Handschuhe zum Einsatz. Oft reichen da schon ein kurzes Gespräch und ein paar aufmunternde Worte. In unseren Wohnanlagen bleibt eben keiner allein.
Werden unter den gegenwärtigen Bedingungen Wohnungen im Betreuten Wohnen neu vermietet?
Wer Interesse an einer Wohnung in unserem Betreuten Wohnen hat, muss nicht noch wochenlang warten. Unter Einhaltungen der gebotenen Hygiene- und Abstandsregeln ist eine Beratung und eine Wohnungsbesichtigung möglich. Auch unsere Kolleginnen der Beratungsstelle für Betreutes Wohnen und Vermietung sind dabei der neuen Situation einfallsreich begegnet. Besonders hier spielt Digitalisierung eine wichtige Rolle. Viele Mietinteressenten als auch deren Angehörige sind selbst technisch versiert und nutzen E-Mail als Kommunikationsmedium. Gibt es also Senioren, die Interesse an einer Wohnung im Betreuten Wohnen haben, werden vorab Bilder der in Frage kommenden Wohnungen, Exposés und die wesentlichen Informationen zum Haus und zu unserem Dienstleistungsangebot digital oder auch per Post zugesendet. Dabei werden die Anforderungen und Wünsche vorab telefonisch besprochen, um dann ein individuell zugeschnittenes Angebot unterbreiten zu können. Hat der Interessent dann ein spezielles Wohnungsangebot ins Auge gefasst, steht einer persönlichen Besichtigung und Beratung natürlich nichts im Wege. Telefonisch wird dazu ein Termin vereinbart. Die Räume der Wohnberatungsstelle sind ausreichend groß, dass ein Mietinteressent mit einem Angehörigen im Mindestabstand von 1,5 Metern ein persönliches Beratungsgespräch wahrnehmen kann. Zusätzlich kommen auch hier einfache Mund-Nasen-Bedeckungen zum Einsatz. Die Besichtigung der Wohnungen erfolgen überwiegend durch die Mietinteressenten allein. So können sie sich alle Räume und Gegebenheiten in Ruhe anschauen und anschließend von unseren Mitarbeiterinnen noch offene Fragen beantworten lassen. Vor und nach dem Besuch wird eine Flächendesinfektion verwendet. Alles erforderliche Maßnahmen, die den Arbeitsalltag vor neue Herausforderungen stellen und teilweise aufwendiger machen. Und trotzdem haben alle Mitarbeiter des Bereiches Soziale Dienste in der schwierigen Zeit, die die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen und ständigen Neuregelungen mit sich bringen, stets Ruhe bewahrt, Nervenstärke bei der Umsetzung der Anforderungen bewiesen und vor allem Ideenreichtum und ein unglaubliches Engagement gezeigt. Dafür ist man als Bereichsleitung, für die diese Situation ebenfalls eine große Herausforderung und viel Organisationsaufwand bedeutet, einfach nur dankbar.