„Wir bleiben für euch da …“

Der Bereich Voll- und teilstationäre Pflege während der Corona-Krise: Melanie Tuchscherer ist bei der Volkssolidarität Chemnitz Personalleiterin, Bereichsleiterin Voll- und teilstationäre Pflege und seit Jahresanfang neben Andreas Lasseck Geschäftsführerin der EURO Plus Senioren - Betreuung GmbH sowie der ESB - Standort-Gesellschaften. VS Aktuell befragte sie zu der Situation in den Seniorenpflegeheimen.

 

Wie hat sich der Alltag in einem Seniorenpflegeheim durch die Corona-Pandemie verändert?
Unsere Mitarbeiter gestalten den Alltag unserer Bewohner durch vielfältige Betreuungsangebote weiterhin abwechslungsreich, dennoch gibt es für diese schmerzliche Einschnitte. Dazu zählen nicht nur die Künstler, die uns nicht mehr im Haus besuchen können, oder die Ausflüge, die wir vorerst nicht mehr unternehmen dürfen, sondern vor allem der Besuch der Angehörigen, der vielen fehlt.
„Wir bleiben für euch da, bitte bleibt ihr für uns daheim!“ war einer der ersten Slogans, den wir nach draußen trugen, um die Angehörigen von einem Besuch abzuhalten. Seitdem berichten unsere Einrichtungen auf Facebook und auf der Homepage sehr oft vom immer noch abwechslungsreichen Leben in den Häusern. Das beruhigt die Angehörigen und zeigt ihnen, dass ihre Lieben bei uns gut aufgehoben sind.
Dennoch haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, dass die Bewohner ihre Angehörigen schnell wieder sehen können. Dank unserer IT-Mitarbeiter konnten sie schon sehr bald per Video-Telefonat Kontakt aufnehmen.
Unsere Mitarbeiter nutzen übrigens auch die digitalen Medien, um sich auszutauschen. So findet die Beratung der Einrichtungsleiter nun wöchentlich per Videokonferenz statt. Unsere Verantwortlichen für den Sozialen Dienst setzten ebenso mit digitaler Technik ihren Workshop zu Sozialen Medien (VS Aktuell berichtete) fort. Und die ersten Einrichtungen haben auf Telemedizin umgestellt. Der behandelnde Arzt kommt nun per „Video“ vorbei.

Wie ist die Stimmung in den Teams?
Erstaunlich gut! Natürlich ist die Corona-Pandemie für unsere Kollegen äußerst belastend und nicht jeder steckt das so einfach weg, zumal die Kollegen neben ihrer Tätigkeit bei uns auch ein Privatleben haben, indem sie sich um Kinder, Eltern und vieles mehr kümmern. Die Teams stellen sich jedoch mit Bravour der besonderen Herausforderung und stehen füreinander ein. Dafür können wir ihnen gar nicht genug dankbar sein.

Welche vorbeugenden Maßnahmen wurden in den Einrichtungen getroffen?

Die Einstellung eines Hygienebeauftragten und die Bildung eines Arbeitskreises haben sich vor dem Hintergrund der Pandemie als absoluter Glücksgriff erwiesen. Richtige Verhaltensweisen, die entsprechenden Belehrungen und auch die Versorgung mit Schutzmasken und Desinfektionsmitteln waren da gleich in den richtigen Händen. Wir haben ein zentrales Lager eingerichtet und die Lieferungen bereits in den ersten Tagen an unsere Einrichtungen verteilt.
Hohe Hygienestandards machen es dem Virus schwer, sich in Seniorenpflegeheimen zu verbreiten. Dennoch kann es vorkommen, dass ein Bewohner oder auch ein Mitarbeiter infiziert ist. Für diesen Fall haben wir jedoch einen Plan ausgearbeitet.

Die Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen gelten als „Helden“ in der Corona-Krise. Ist dadurch die lang gewünschte Wertschätzung der Pflegeberufe in der Gesellschaft erreicht?

Natürlich ehrt uns die Bezeichnung als „Held“ und tatsächlich sind viele Mitarbeiter in unseren Einrichtungen über sich hinausgewachsen. Dazu zählen jedoch nicht nur unsere Pflegekräfte, sondern auch die vielen anderen Mitarbeiter bspw. aus der Verwaltung, der Haustechnik, dem Servicebereich, der Küche oder dem Sozialen Dienst, die dazu beitragen, dass wir in unseren Häusern auch unter schwierigen Bedingungen die uns anvertrauten Menschen gut pflegen, betreuen und versorgen. Und auch die Kollegen aus anderen Einrichtungen und der Geschäftsstelle dürfen wir nicht vergessen, denn ohne diese ginge vor Ort vieles nicht, sei es bspw. die pünktliche Überweisung des Lohns, die rechtzeitige Begleichung von Rechnungen, das Einrichten von Tablets und Computern, die Betreuung der Internetseiten und Sozialen Medien, die Begleitung von Bauvorhaben und selbstverständlich das Fällen von wichtigen Entscheidungen durch die Geschäftsführung. Eigentlich sind gerade alle unsere Mitarbeiter „Helden der Pflege“.

Wie lange dieses Bild in der Bevölkerung anhält, werden wir sehen. Gefreut haben wir uns, dass wir gerade in der gegenwärtig nicht einfachen Zeit viel ehrenamtliche Unterstützung aus dieser erhalten haben. So haben wir zahlreiche selbstgenähte und oft sehr kreativ gestaltete Mund-Nase-Masken erhalten, die wir zwar nicht im Kontakt zu infizierten Bewohnern verwenden können, die aber die Infektionsgefahr bei der alltäglichen Betreuung minimieren. Und viele Künstler haben den Weg zwar nicht in, sondern vor die Häuser gefunden, um unseren Bewohnern mit musikalischen Darbietungen Freude zu bereiten.

Wann wird wieder Normalität in die Seniorenpflegeheime einziehen?

Das wird sicherlich noch eine ganze Weile dauern. Ein kleiner Schritt ist hier, dass unsere Auszubildenden in den Abschlussklassen wieder die Berufsschulen besuchen dürfen und schon bald Prüfungen haben. Wir werden sie hier bestmöglich unterstützen.

aus VS Aktuell 2/2020, erschienen im  VS Aktuell 2/2020 Aus dem Stadtverband   Seniorenpflegeheime   Seniorenpflegeheim »An der Mozartstraße«# Coronakrise# Stationäre Pflege