„Handeln wir, da es um etwas Schönes und Bewahrenswertes geht, noch dem Motto: Fangt niemals an aufzuhören – hört niemals auf anzufangen!“ so hat der Vorsitzende seine kleine Bilanzrede zum Wirken 1999 in der Wohngruppe 633 der Volkssolidarität beendet und allen noch ein paar angenehme Stunden gewünscht.
Rund 50 Mitglieder waren der Einladung Gottfried Reicherts und der anderen Vorstandsmit-glieder in die Begegnungsstätte Scheffelstraße 8 gefolgt. Bei weihnachtlicher Kaffeetafel, Musik und angeregten Gesprächen haben sie am ersten Dezemberdienstag das Jahr traditionell abgerundet.
Auf den festlich geschmückten Tischen lagen auch kleine Kalender mit 5 DM-Wertbons, einzulösen in der Sertürner Apotheke unweit der Straßenbahnhaltestelle Stollberger Straße. Sie sind nur eins von vielen Beispielen gewesen, wie der Vorsitzende selbst seinen Wahl-spruch wahr macht.
Im Mai vorigen Jahres hat er das erste Gespräch mit der Leiterin der Apotheke, Angelika Zipplies, geführt. Bei einer weiteren Zusammenkunft konnte er die Angestellten über Ziele und Aufbau der Volkssolidarität informieren. Im Ergebnis waren sieben neue Mitglieder zwischen 22 und 57 Jahren gewonnen. Und bereits am 15. Juni hielt die Leiterin vor der Wohngruppe einen Vortrag zu Gesundheitsfragen.
Wenn der untersetzte 73jährige Gottfried Reichert, der beim Sprechen den Vogtländer nicht verleugnen kann, durch das Wohngebiet geht, wird er oft von älteren Bürgern angehalten. Das war nicht immer so. Als die Häuser der Johannes-Richter-Straße – besser bekannt als „Stadtmauer“ – hochgezogen waren, kannten sich die Bewohner selbstverständlich noch nicht. Die Nationale Front bat Gottfried, der mit seiner Frau Ilse seit 1983 dort wohnt, eine Gruppe der Volkssolidarität aufzubauen. Ihr Vorsitzender wurde er 1986. Das Wohnzimmer wird zum Büro, wenn er seine Arbeitsmaterialien ausbreitet. Seit dem 1. Januar 1984 gestaltet er eine aussagekräftige Chronik der Gruppe. Seinem unermüdlichen Wirken und dem der anderen 11 Volkshelfer, zu denen auch Ilse gehört, ist es zu verdanken, daß die Wohngruppe 633 von 72 Mitgliedern 1983 auf 168 im Jahre 1989 angewachsen ist.
„Leider“, bedauert er, „traten nach der Wende viele Jüngere wegen der neuen politischen Situation aus.“ Aber keiner seiner Aktiven. Sie bewahrten durch viele Gespräche, durch interessante Veranstaltungen, wie Quiz-Nachmittage, Fasching und Frühlingsfeste sowie durch Nachbarschaftshilfen die Gruppe.
Heute zählt sie 107 Mitglieder. Und der Vorstand unter Reicherts Leitung hört niemals auf anzufangen.