Sommer, Sonne, Badefreuden

auf den Spuren "feuchter" Traditionen

Die sächsischen Bade- und Schwimmtraditionen werden maßgeblich von Chemnitz bestimmt. Frei- und Hallenbäder sind hier seit beinahe anderthalb Jahrhundert nachweisbar. Manche kann man sich heute nur noch vorstellen, denn sie haben längst aufgehört zu existieren.

 

Am 22. Mai 1864 erfuhren die Leser des "Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger", dass am Schlossteich die erste öffentliche Badeeinrichtung, die "Weigand´sche Bade- und Schwimmanstalt" eröffnet wurde. Drei Jahre später folgte das erste Hallenschwimmbad nach. Im Februar 1867 ging das Hedwigbad in Betrieb. Es verfügte über ein Schwimmbassin von 13m Länge und 8m Breite sowie etwa 2,5 m Tiefe. Damit gehörte Chemnitz zu den ersten deutschen Städten, in denen ganzjähriger Schwimmbetrieb möglich war. Am 6. Juni 1886 erfolgte die Einweihung einer zweiten Schwimmhalle mit einem Bassin von 24m x 12m. Zu Beginn der dreißiger Jahre verzeichnete das Hedwigbad durchschnittlich 200 000 Bade-gäste/Jahr. An das 1935 abgerissene Bad erinnert heute noch der Straßenname "Am alten Bad" in der Nähe der Markthalle.

 

Seit 1875 befand sich in der Müllerstraße/Nordstraße das älteste Chemnitzer Freibad, "Stadtbad am Schlossteich"genannt. An das 1888 angelegte Crusiusbad erinnert heute nur noch eine große Grube mit dem Wasserzu- und -abfluss des einstigen Mühlgrabens.

 

1892 erfolgte die Gründung des "Schwimmclub Chemnitz", des ersten Schwimmvereins in Sachsen. 1896 fand unter seiner Trägerschaft das erste Schwimmfest des sächsischen Schwimmbundes auf dem Schlossteich statt, das 15 000 Zuschauer verzeichnete.

 

Nach der Jahrhundertwende wurden 1908 das Zeisigwaldbad, 1914 das neue Schwimmbad in Furth und 1922 das Schwimmbad Borna angelegt. Im gleichen Jahr, am 25.Juni 1922, eröffnete ein Schwimmfest das vom Arbeiter-Turn-und Sportbund in Eigenleistung geschaffene größte Chemnitzer Schwimmbad, das Volksbad Gablenz.. Das am 8. August 1924 eingeweihte Flussbad Altchemnitz erlangte durch ein großes Unglück am 22. Juli 1930 traurige Berühmtheit. An diesem Tage stürzte eine weitgespannte Fußgängerbrücke ein, wobei über hundert Badegäste zu Teil schwer verletzt wurden.

 

Am 14. Juni diesen Jahres begeht das Freibad Bernsdorf, vormalsWikingbad, sein 75-jähriges Jubiläum. Das vom "Volkstümlichen Schwimmverein Wiking e.V." galt als ein beliebtes Familienbad der Chemnitzer. Das "Adressbuch der Stadt Chemnitz 1927" offerierte: "Wasserfläche zirka 2000qm. Wassertiefe von 80cm bis 3,40m. Gesamtfläche zirka 35000qm. Kleideraufbewahrung für über 4000 Personen.Ununterbrochener Zufluss von Frischwasser. 175 000 Badbesucher im Sommer 1926 beweisen die Beliebtheit des Bades." 1928 entstanden das Reichsbahnbad und das Schwimmbad Einsiedel.

 

Nach dem die Stadt Chemnitz das Terrain der ehemaligen Zimmermann-Werke zwischen Rochlitzer Straße und Mühlenstraße als Baugrundstück erworben hatte, beschlossen die Stadtverordneten am 23. April 1929 den Neubau eines modernen zweckgerechten Hallenbades. Einen Monat später erfolgte der erste Spatenstich. Doch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf den Haushalt der Stadt erzwangen 1930 eine vierjährige Unterbrechung. Erst 1934 konnten die Bauarbeiten fortgesetzt werden. Der neue Schwimm- und Badekomplex stand für die Öffentlichkeit ab 1. April 1935 zur Nutzung bereit. Er galt lange Zeit als das größte und zugleich schönste Hallenbad Europas.

 

Nach der Eröffnung des Sommerbades im Jahre 1936 und des Jagdschänkenbades 1937 als Stätte der Erholung und körperlichen Ertüchtigung, von der "reicher Segen für die Sadt, für Volk und Vaterland" ausgehen sollte, setzte eine über 15 Jahre währende Zwangspause in der Anlage von Schwimmbädern ein.

 

Der Neubau setzte  erst 1954 mit der Errichtung des "Hauses für Körperkultur und Sport" der SDAG Wismut in Siegmar, dem heutigen Sport- und Freizeitcenter Siegmar, wieder ein. Es kamen in der Folge die Schwimmhalle Sportforum (1967), die Volksschwimmhalle Bernsdorf (1969), die Schwimmhalle Gablenz ( 1984) und die Schwimmhallen "Am Hartwald" ( 1986) und "Am Südring" (1992) hinzu. Das bedeutenste Objekt für die Naherholung bildet der Stausee Oberrabenstein, zu dem 1971 der erste Spatenstich erfolgte. Durch einen 12,5m hohen und 125m langen Staudamm werden 200 000 Kubikmeter Wasser gestaut. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 8. Mai 1976.

aus VS Aktuell 2/2000, erschienen im  VS Aktuell 2/2000 Aus der Stadtgeschichte