Kaum zu glauben aber wahr – haben wir doch unseren auszuzeichnenden Ehrenamtlichen zum „Tag des Ehrenamtes“ nicht wiedererkannt.
Geduldig warteten wir bereits lange Zeit vor Beginn der Veranstaltung am 24. November 2007 im Rathaus auf unseren Karlheinz Schönfeld. Eigentlich sollten wir ihn erkennen, da waren wir (Herr Lasseck, Herr Wolf und ich) uns sicher. Herr Wolf, der mehrmals in den Saal ging, meinte aus tiefster Überzeugung, er wäre noch nicht da (dachten wir). Im mittlerweile überfüllten Saal hielt Herr Lasseck eifrig einen Platz neben sich frei, obwohl schon neue Stühle hereingetragen wurden, da nicht alle Gäste einen Platz fanden – welch ein Luxus. Frau Ullrich begrüßte indessen zwei Damen im Saal und nickte zwei Herren neben ihnen freundlich zu, die ihr ebenfalls zunickten. Auch die Suche nach Herrn Schönfeld durch Herrn Wolf am Eingang des Rathauses blieb ohne Erfolg.
Dann begann die Veranstaltung – ohne unseren Karlheinz Schönfeld (dachten wir immer noch). Es war eine gelungene und würdige Feier, in der die Oberbürgermeisterin dankende Worte an die Ehrenamtlichen richtete.
Karlheinz Schönfeld, Jahrgang 1938, ist eigentlich ein eher ruhiger Typ, der bescheiden seinen Platz einnimmt und sich nicht gern im Vordergrund sieht. 1982 wurde er Mitglied der Volkssolidarität. Seit über 20 Jahren ist er ehrenamtlich für andere Menschen da und hilft ihnen, wo immer er kann. So ist es ihm u. a. ein Bedürfnis, Geburtstagskindern des älteren Jahrgangs zu ihrem Ehrentag eine kleine Freude zu bereiten. Nicht selten ist er der einzige Gratulant an diesem Tag bei den hochbetagten Jubilaren. Diese, aber auch kranke Menschen, erhalten einen lieben Gruß, den er auf aufwendig selbst gestalteten Karten niederschreibt. Als er 2003 in Rente ging, sollte sein Ruhestand keineswegs eine Ruhebank werden. Da er wusste, dass Senioren gern auf Reisen gehen und sich nicht im Ausland nur mit Zeichensprache verständigen wollen, bot er den Mitgliedern seiner Wohngruppe und den zahlreichen Senioren im Wohngebiet Englisch-Kurse an. Aus einem Kurs wurden mittlerweile drei und diese erfreuen sich sehr großer Beliebtheit. In seiner Wohngruppe unterstützt er tatkräftig deren Leitung und auch die 140 oft hochbetagten Mitglieder liegen ihm am Herzen.
Gründe genug, ihn für die Ehrung zum „Tag des Ehrenamtes“ vorzuschlagen. Doch an diesem Tag blieb der frei gehaltene Platz leer. Als wir dann am Buffet standen, kam ein attraktiver Mann auf mich zu und da war er – unser Freund Karlheinz Schönfeld.
Er war die ganze Zeit im Raum und ich erinnerte mich in diesem Moment, dass er es war, der mir doch anfangs, neben den beiden Damen sitzend, so freundlich zunickte. Peinlich berührt fiel mir in diesem Moment nur ein – Ehrenamt hält offenbar irgendwie jung. Aber wie nun diese Situation Herrn Lasseck beibringen, der ihn immer noch nicht erkannte? Ich ging frontal zusammen mit Herrn Schönfeld auf ihn zu und meinte ganz laut „Hier ist doch unser Herr Schönfeld. Ich habe ihn endlich gefunden“.
Letztendlich nahmen alle Beteiligten die Sache mit Humor und noch heute müssen wir darüber schmunzeln.
Ehrenamt hält jung…
aus VS Aktuell 1/2008, erschienen im VS Aktuell 1/2008 Aus dem Stadtverband