„Admiral und Tagpfauenauge“

Interkulturelle Wochen einmal ganz anders

Er führte uns auf eine bunte Blumenwiese, Hanns-Peter Fährmann, der Kunstmaler und Schriftsteller. Die Bienen summen über die bunten Blumen der Sommerwiese, Käfer schwirren durch die Luft und zwei Schmetterlinge taumeln von Blüte zu Blüte. Romeo, der Admiral, und Julia, das Tagpfauenauge. Sie sind ineinander verliebt und möchten den ganzen Tag nur miteinander fliegen und spielen. Aber wie bei ihren großen Vorbildern aus Shakespeares Drama waren ihre Familien dagegen. Und so mussten sie an ihrer Liebe zueinander zugrunde gehen.
So die Erzählung von Hanns-Peter Fährmann, die er uns in großen Zügen in unserer Begegnungsstätte gelesen hatte. Aber was hat das mit den interkulturellen Wochen zu tun? Ich meine, schon allerhand.
War es doch Intoleranz, der Dünkel etwas anderes, etwas besseres zu sein als der Andere, die die beiden liebenden Seelen zur Verzweiflungstat trieben. Sind wir nicht die Schöneren? Haben wir nicht das leuchtendere Flügelkleid? Sind die anderen, mit ihrer Flügelzeichnung, nicht einfacher und weniger wert?
Es ist eine Erzählung, die uns Hanns-Peter Fährmann gelesen hat, keine Fabel. Aber es könnte eine sein. Sie hält uns den Spiegel vors Gesicht: Sind die Menschen, die neben uns leben weniger wert, weil sie anders aussehen, weil sie andere Gewohnheiten haben, weil sie anders denken als wir? Sind die Ausländer und die von der Gesellschaft weniger Bevorzugten nicht auch Menschen wie wir? Toleranz und Humanität sollten das Zusammenleben bestimmen und nicht Rassen-, Klassen- und Standesunterschiede. Wir sollten den Menschen neben uns achten, wie er uns achtet. Ich glaube, das wollte uns Hanns-Peter Fährmann mit seiner Erzählung sagen.
Es wäre vieles besser auf der Welt, wenn alle Menschen danach leben wollten. Aber leider gibt es Banker und Bettler, gibt es Manager mit großen Gehältern und Gewerbetreibende, die um ihre Existenz kämpfen müssen, gibt es Reiche, die immer reicher werden wollen und Arme, die vom Reichtum nur träumen können. Toleranz und Humanität werden immer mehr zu Fremdwörtern in unserer Gesellschaft. Wir als Mitglieder der Volkssolidarität wollen mithelfen, dass Toleranz, Humanität und Solidarität wieder erlebbar werden, dass sie wieder gelebt werden.

Danke Hanns-Peter Fährmann.

aus VS Aktuell 4/2008, erschienen im  VS Aktuell 4/2008 Aus dem Verein