Zur Chemnitzer Kommunalwahl am 7. Juni 2009 konnte die erst im März des Jahres gegründete Wählervereinigung Chemnitz (Vosi) 4,23% der Stimmen und somit zwei Sitze im Stadtrat erhalten. Für die Wählervereinigung, die auf Initiative einiger Mitglieder und Mitarbeiter des Volkssolidarität Stadtverband Chemnitz e.V. entstanden ist, werden die kommenden fünf Jahre die beiden Stadträte Steffi Barthold und Andreas Wolf im Stadtparlament sitzen.
Fraktionsstatus
Mit diesen zwei Sitzen verfügte die Wählervereinigung Volkssolidarität Chemnitz über die notwendige Stärke, um eine Fraktion gründen zu können. Mit diesem Fraktionsstatus sind nicht nur finanzielle Zuschüsse verbunden, sondern er regelt auch den Zugang zu bestimmten Ausschüssen und Beratungen. In der ersten Sitzung des neuen Stadtrates sollte durch eine Änderung der Geschäftsordnung die notwendige Stärke einer Fraktion von zwei auf drei Stadträten angehoben werden, was bedeutet, dass die Wählervereinigung Volkssolidarität Chemnitz den Fraktionsstatus verliert. Da dies bereits im Vorfeld bekannt gewesen ist, versuchten die beiden neuen Stadträte eine Lösung dafür zu finden. Dabei wurde die Möglichkeit, eine gemeinsame Fraktion zusammen mit der der Wählervereinigung Perspektive zu bilden, schnell verworfen, da es zwar inhaltliche Gemeinsamkeiten gab, sich aber beide Vereinigungen für eine gemeinsame Arbeit zum damaligen Zeitpunkt nicht entscheiden konnten.
Da aber vor der ersten Stadtratssitzung die Fraktionsbildung mit zwei Stadträten noch möglich gewesen ist, gründeten Steffi Barthold und Andreas Wolf eine Fraktion und gingen zugleich mit einer Unterschriftensammlung in die Öffentlichkeit, um auf den drohenden Verlust des Fraktionsstatus aufmerksam zu machen.
„Können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, dass wir eben alle den gleichen Eid geschworen haben und dennoch nicht mit denselben Arbeitsgrundlagen ausgestattet werden sollen?“ Diese Frage stellte Andreas Wolf bei seiner ersten Rede vor dem Stadtrat. „Wer von Ihnen tatsächlich ein Interesse daran hat, dass eine parteienunabhängige Wählervereinigung die Chemnitzer Bürger im Stadtrat Chemnitz vertreten kann, müsste es auch gewährleistet wissen wollen, dass alle Stadträte nicht nur mit gleichen Pflichten sondern auch mit den gleichen Rechten versehen werden!“
Nachfolgend schilderte Andreas Wolf den Stadträten, was es für die Volkssolidarität bedeuten würde, den Status als Fraktion zu verlieren: Die beiden Stadträte dürften nicht an den Beratungen mit der Oberbürgermeisterin und den konstituierenden Fraktionsberatungen im Vorfeld der Stadtratssitzung teilnehmen und hätten darüber hinaus keine Möglichkeit, Personal einzustellen, welches neben der Absicherung einer guten Arbeitsstruktur auch die bessere Ansprechbarkeit für die Chemnitzer Bürger absichern soll. Hinzu kämen die fehlenden finanziellen Mittel für viele Aufwendungen, die nicht allein durch die Aufwandsentschädigung der Stadträte abgeglichen werden können.
Er appellierte an die anwesenden Stadträte, nicht die einzige „Bürgerfraktion“ arbeitsunfähig zu machen und forderte zu einer namentlichen Abstimmung über die Beschlussvorlage zur Änderung der Geschäftsordnung auf.
Am Ende seiner Rede übergab Andreas Wolf mehr als 800 gesammelten Unterschriften an die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig. Die Stadträte ließen sich dennoch nicht umstimmen und die Wählervereinigung Volkssolidarität verlor durch die Änderung der Geschäftsordnung ihren Fraktionsstatus.
„Wir sind sehr enttäuscht, dass die meisten der 60 Stadträte unserem Wunsch einer namentlichen Abstimmung nicht zustimmten“, so die Reaktion der beiden Stadträte. „Zumindest 10 kamen unserem Anliegen nach.“
Einer künftigen konstruktiven Zusammenarbeit mit den demokratischen Parteien im Stadtrat steht die Wählervereinigung Volkssolidarität offen gegenüber: „Es gilt, Gemeinsamkeiten zu finden, um wichtige und vernünftige soziale Dinge für die Chemnitzer Bürger gemeinsam mit den anderen Stadträten umzusetzen und eigene Vorhaben zu verwirklichen. So, wie es den Menschen in Chemnitz auch vor der Wahl versprochen wurde. Das können zwei Stadträte nicht alleine erreichen. Ein gewisses Maß Kompromissfähigkeit und ‚dickes Fell‘ tragen wir daher bereits mit uns herum.“
Wie die Freie Presse vom 12. August mitteilt, soll die Wählervereinigung Volkssolidarität trotz des fehlenden Status als Fraktion künftig auch zu den Beratungen mit der Oberbürgermeisterin eingeladen werden.
Andreas Wolf im Sozialausschuss
Damit die Wählervereinigung zumindest in einem Ausschuss vertreten sein kann, wurde ausschließlich zu diesem Zweck ein gemeinsamer Listenvorschlag zusammen mit den Grünen und der SPD erarbeitet. Andreas Wolf konnte so in den Sozialausschuss der Stadt Chemnitz gewählt werden. Eine ursprünglich avisierte und von der Wählervereinigung Volkssolidarität favorisierte gemeinsame Liste mit den Grünen, der SPD und den LINKEN kam nicht zustande.
Informationsveranstaltung für die Wohngruppen der Volkssolidarität
Am 18. August 2009 fand in der Begegnungsstätte Clausstraße eine Versammlung mit Vertretern der Wohngruppen statt, um die Mitglieder des Stadtverbandes über die letzten Entwicklungen zu informieren.
Es wurde den Anwesenden an Beispielen erläutert, wie die eigentliche Stadtratsarbeit funktioniert. So sei es bei allen Fraktionen üblich, sich vorher mit anderen interessierten Stadträten zusammenzusetzen, um die jeweilige Interessenlage auszuloten. Auf der Suche nach einem gemeinsamen Nenner können dann dabei Listenvorschläge entstehen, welche zur Abstimmung oder Wahl für die nächste Stadtratsitzung eingereicht werden. Nur so können Mehrheiten erreicht werden, damit Vorhaben und Ziele auch tatsächlich umgesetzt werden können. Steffi Barthold und Andreas Wolf betonten, dass es ihnen persönlich immer um die jeweiligen angestrebten sozialen Ziele geht. Genau deswegen haben sich ja auch alle anderen Kandidaten der Vosi entschieden, diese parteienunabhängige Wählervereinigung zu gründen. Der in den Parteien oft übliche „Fraktionszwang“ kann so zugunsten der Chemnitzer Bürger umgangen werden.
Bei der Beratung wurde auch auf Gerüchte eingegangen, die sich in den letzten Monaten gebildet haben. Die beiden Stadträte unterstrichen, dass die Wählervereinigung Volkssolidarität unabhängig vom Stadtverband existiert und von diesem finanziell unabhängig ist und dass keine Förder- und Spendengelder, die für den Stadtverband zur Verfügung gestellt worden sind, für den Wahlkampf und für die Arbeit der Wählervereinigung verwendet wurden. Die Mittel für die Wahlwerbung stammen aus Sach- und Geldspenden für die Wählervereinigung, aber auch aus Eigenleistungen und eigenen finanziellen Mitteln der Kandidaten.
Bürgerstammtische in den Begegnungsstätten der Volkssolidarität
Im Vorfeld der Stadtratssitzungen werden interessierte Einwohner zu „Bürgerstammtischen“ in die Begegnungsstätten eingeladen. Schwerpunkte bilden Gespräche zum Bürgerhaushalt, Stadtentwicklungskonzept sowie stadtteilspezifische Probleme.
Dazu werden regelmäßig die Partner aus den Wahlkreisen einbezogen, z.B. Vereine, Institutionen, Vertreter aus Fachabteilungen der Stadtverwaltung, sachkundige Bürger der Ausschüsse und Beiräte der Stadt sowie weitere ehrenamtlich aktive Einwohner.
Moderatoren sind die Stadträte Steffi Barthold, Andreas Wolf, Ortschaftsrat Andreas Felber und weitere Mitglieder der Wählervereinigung Volkssolidarität
Zu Beginn der Veranstaltungsreihe findet anlässlich des bevorstehenden „Weltspartages“ unter dem Motto „Soll der Sozialstaat Deutschland kaputt gespart werden?“ – am Beispiel unserer Stadt Chemnitz – am
28.10.2009
eine große Auftaktveranstaltung
von 10:00 bis 14:00 Uhr
im Rosenhof 11
statt. Viele pfiffige Aktionen rund um das Thema „falsche staatliche und kommunale Sparweisen oder was sich unsere Politiker aus Sicht der Chemnitzer Bürger tatsächlich sparen sollten“, werden aufrütteln, aufklären und ermahnen.
Die Stadträte der Wählervereinigung Volkssolidarität werden ihre Wünsche der Oberbürgermeisterin und dem Stadtrat von Chemnitz präsentieren. Bitte beteiligen Sie sich an unserer Aktion und schreiben Sie uns formlos auf, was Sie von den gewählten Stadträten erwarten!
Seien Sie mit dabei, wenn der Maler und Karikaturist Dieter Huth seine passenden und teilweise sehr kritischen optische Eindrücke liefert, Kinder und Erwachsene sich an Geduldsspielen ausprobieren sowie sich mit Wünschen und Problemen an die Stadträte und Mitglieder der Wählervereinigung Volkssolidarität wenden können.