„An einem Sommermorgen da nimm den Wanderstab, es fallen Deine Sorgen wie Nebel von Dir ab. Des Himmels heitre Bläue lacht Dir ins Herz hinein, und schließt, wie Gottes Treue, mit seinem Dach Dich ein.“ (Fontane)
Was bei Fontane für den Sommermorgen zutrifft, gilt bei der Volkssolidarität erst recht für einen Spätsommertag, wie er schöner nicht sein konnte. Die Septembersonne, der blaue Himmel und die beginnende Laubfärbung gaben an diesem 26. September 2009 unserer Wanderung durch Lichtenwalde und Braunsdorf den rechten Rahmen. Und wer bei unserer Ankunft in Lichtenwalde noch nicht bei bester Laune war, dem half der Vosi-Tropfen, den Geschäftsführerin Ulrike Ullrich zu Beginn der Wanderung verteilte.
Auf unserem Wanderprogramm stand als Erstes ein geführter Rundgang durch den Lichtenwalder Barockgarten, der – wie Kenner wissen – bei jeder Jahreszeit einen Spaziergang wert ist. Die Führung bot uns interessante Informationen zur Anlage und Gestaltung des Gartens und machte uns auf besonders schöne Blicke durch den Garten und das darunter liegende Zschopautal aufmerksam.
Anschließend nahmen wir – ganz stilvoll – im Gartenrestaurant der Schloßgaststätte Vitzhum das Mittagessen ein. Die Zeit, bis das Essen kam, wurde uns von Steffi Kather mit einem kniffligen und spannenden Wort-Quiz verkürzt, wobei alle ausnahmsweise an diesem Tag mal tüchtig den Kopf anstrengen mussten.
Danach ging dann unsere Wanderung weiter, hinunter nach Braunsdorf, und von dort weiter zu einem alten Industriegebäude, dass seit Jahrzehnten eine bekannte Weberei beherbergte, die Weberei Kurt Tannenhauer.
Wie wir erfuhren, wurde nach dem plötzlichen Aus der Produktion zu Anfang der 90er Jahre auf Initiative des Enkels des ehemaligen Besitzers und regionaler Aktivitäten in dem Gebäude ein Museum eingerichtet, die historische Schauweberei Braunsdorf. Die Schauweberei legt ein beeindruckendes technisches Zeugnis von den Anfängen der Weberei bis hin zur Jacquardweberei ab, mit der die kompliziertesten und schönsten Muster gefertigt werden können, wovon wir uns anhand der ausgestellten Muster auch überzeugen konnten. Das Museum vermittelte uns zudem einen Einblick in den schweren Arbeitsalltag des Webers, dessen Arbeit jahraus, jahrein von einem unvorstellbaren Geklapper der Webstühle begleitet wurde.
Nach diesem technischen Highlight ging es dann direkt an der Zschopau entlang zurück nach Braunsdorf und zwar auf dem Kinder- und Märchenliederweg, einem von fünf Liederwegen, die im Zschopautal als Wanderwege angelegt wurden. Eine tolle Idee der Gemeinde Niederwiesa, die auf rund 25 Kilometer Wanderweg auf Liedersteinen bzw. Liedertafeln über 50 deutsche Volkslieder anbringen ließ, die der Wanderer auf seiner Tour durch das reizvolle Zschopautal mitsingen kann. Außer dem von uns genutzten Kinder- und Märchenliederweg gibt es noch einen Liebeslieder-Weg, einen Trink- und Scherzliederweg, einen Natur- und Heimatlieder-Weg und einen Wander- und Zunftliederweg. Aber alle diese Wege konnten wir an einem Tag natürlich nicht gehen. Auf uns wartete mittlerweile auch schon wieder das Kaffeetrinken in der Bahnhofsgaststätte Braunsdorf, das wir bei diesem herrlichen Wetter im Freien sitzend genießen konnten.
Mit dem Zug ging es dann – zur besonderen Freude des 5-jährigen Justin – von Braunsdorf zurück nach Chemnitz und damit ein schöner Tag zu Ende.
Mir ist es ein Bedürfnis, den Organisatoren dieser Mitarbeiterwanderung Andreas Wolf und Steffi Kather sowie der Geschäftsführung des Stadtverbandes ein herzliches Dankeschön zu sagen.
Und da die Wanderung mit einem Gedicht begann, möchte ich sie auch mit einem beschließen: „Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe, aus ein paar sonnenhellen Tagen sich soviel Licht ins Herz zu tragen, dass, wenn der Sommer längst verweht, das Leuchten immer noch besteht.“ (Goethe)
Ein zauberhafter Tag
aus VS Aktuell 4/2009, erschienen im VS Aktuell 4/2009