„Ich bereue keine Minute, in das Haus gezogen zu sein. Ich fühle mich hier sehr wohl und bin froh, diesen Schritt getan zu haben. Außerdem ist immer jemand da, wenn man Hilfe benötigt“, resümiert Rosemi Kretzschmar ihre ersten Wochen als Mieterin in der neuen Wohnanlage für Betreutes Wohnen am Marktplatz der Gellertstadt Hainichen. Im Juli zog die 69-Jährige in das Gebäude, welches schon seit Jahrhunderten inmitten der idyllischen Stadt steht.
Schon 1586 wird der Gasthof „Goldener Löwe“ erwähnt, als Kurfürst Christian I. im nahe gelegenen Rossauer Wald jagte und eine Unterkunft suchte. Durch mehrere Brände kam es im Laufe der Zeit zu verschiedenen Neu- und Umbauten. 1897 weihte der Gasthofbesitzer einen am Gebäude angebauten Neorokokosaal ein, der zehn Jahre später aufwändig ausgemalt wurde. Die Zusammenlegung des Gasthofes mit dem benachbarten Haus erfolgte 1985. Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Rückübertragung an eine Erbengemeinschaft. Der Wiedereröffnung als Gaststätte war das Glück wenig hold. Später wollte ein Investor in dem Haus ein Konferenz- und Schulungszentrum etablieren. Er scheiterte samt seinen Plänen. Seit 1997 stand dieses markante Gebäude am Hainicher Markt leer.
Im November 2009 wurde mit der Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes begonnen. Entstanden ist eine Wohnanlage mit 20 alters- und behindertengerechten Wohnungen. Die 1- bis 3-Raumwohnungen sind barrierefrei und zwischen 35 und 64 m² groß. In Richtung Kleine Striegis haben sie zudem einen Balkon. Ein Fahrstuhl bringt die Bewohner schnell in jede Etage und Handläufe im gesamten Gebäude sorgen für Sicherheit und Halt. Die großen Gemeinschaftsterrassen ermöglichen eine tolle Aussicht in den Stadtpark, den Ottendorfer Hang und auf den Markt.
Schwester Steffi vom Bereich Hainichen der Volkssolidarität Döbeln ist für die Mieter und ihr Wohl zuständig. „Die Bewohner können jederzeit zu mir kommen, wenn sie Fragen oder Probleme haben.“ Sie unterstützt sie unter anderem bei der Beantragung von Leistungen, übernimmt Behördengänge, stellt Kontakte zu Ärzten her und informiert über die Leistungen der Volkssolidarität. Die Beratung ist eine der Dinge, die im Betreuungsvertrag enthalten sind. Dazu gehören auch der Hausnotruf, mit dem die Mieter auf Knopfdruck sehr schnell Hilfe herbeiholen können, und die Unterstützung durch einen Hausmeister. Eine Mieterin musste schon einmal den Hausnotruf betätigen und ist begeistert, wie schnell Hilfe da war. „Früher musste man erst lange herumtelefonieren, um zu erfahren, welcher Arzt Bereitschaft hat. Heute reicht ein Knopfdruck“, berichtet Schwester Steffi.
„Außerdem bieten wir kulturelle Veranstaltungen sowie einen Mittagstisch in einem unserer Gemeinschaftsräume an.“ Mit Spielenachmittagen, Gedächtnistrainings, Ausfahrten u.v.a.m. soll dem Alleinsein begegnet und die Gemeinschaft gefördert werden.
Optimal sind die kurzen Besorgungswege für den täglichen Bedarf. So befindet sich im Erdgeschoss ein Drogerie-Markt und in unmittelbarer Nähe gibt es einen Bäcker, Fleischer, eine Poststelle, Sparkasse und diverse andere Geschäfte. Zudem ist Hainichen für seine Sehenswürdigkeiten bekannt. Neben dem Gellert-Denkmal und Museum laden auch der Stadtpark mit der Blumenuhr und der Freilichtbühne sowie die Camera obscura zu Erkundungstouren ein. Eine Bushaltestelle befindet sich gegenüber der Wohnanlage und mit der City-Bahn ist beispielsweise Chemnitz in ca. 30 Minuten erreichbar.
Die Volkssolidarität Döbeln, die die Leistungen für die von der EURO Plus Senioren-Betreuung GmbH betriebenen Wohnanlage erbringt, hat vor, in Hainichen einen Pflegedienst aufzubauen. Neben der häuslichen Pflege können dann auch Hauswirtschaftsdienste und andere Dienstleistungen in Anspruch genommen werden.