Im Freistaat Sachsen erhielten laut Rentenreport im Jahr 2009 Frauen im Rentenalter durchschnittlich 705 € und Männer 1.080 €. Die Männer liegen hier auf dem sechsten Rang, die Frauen sogar auf dem zweiten. Damit liegt die Durchschnittsrente der Männer 103 € über der sogenannten Standardrente, die im Jahr 2009 bei 977 € lag. Die Durchschnittsrente der sächsischen Frauen lag jedoch 272 € darunter.
Die durchschnittliche Rente weist in Sachsen starke regionale Unterschiede auf. Am meisten bekommen die Rentner aus Dresden. Männer erhielten 2009 hier 1.151 €, Frauen 743 €. Chemnitzer Rentner bekamen 1.122 € und 736 €, gefolgt von Leipzig mit 1.112 € und 727 €. Ursache ist hier, dass sich in den Städten Industrie und Dienstgewerbe angesiedelt haben. In den ländlichen Gegenden, in denen die Landwirtschaft noch stark vertreten ist, bekommen die Renter wesentlich geringere Bezüge. So erhalten beispielsweise Rentner im Landkreis Nordsachsen nur 1.032 € bzw. 687 € sowie im Vogtlandkreis 1.029 € bzw. 711 €.
Im bundesweiten Vergleich stehen also die sächsischen Rentner auf den ersten Blick gar nicht mal schlecht da. Werden jedoch sämtliche Altersbezüge betrachtet, wird klar, dass die ostdeutschen und damit auch die sächsischen Rentner wesentlich weniger Geld zur Verfügung haben als die westdeutschen. Für 98,8 % der Sachsen, die über 65 Jahre alt sind, ist die Rente überwiegend und für viele von ihnen die einzige Einnahmequelle. In den alten Bundesländern sieht dies ganz anders aus. Hier kommen Pensionen, Betriebsrenten, Vermögenseinnahmen, Zusatzversorgungen des öffentlichen Dienstes, private Vorsorgemöglichkeiten usw. hinzu. Sächsische Rentner haben zwar höhere Renteneinnahmen, ihr durchschnittliches Einkommen ist dennoch 29 % geringer als das von westdeutschen Rentnern.
Da die Rente in den fünf neuen Bundesländern oft die einzige Einnahmequelle im Alter ist, hat ihre aktuelle Entwicklung hier auch die größten Auswirkungen. Es droht eine ansteigende Altersarmut, indem künftig immer mehr Menschen immer weniger Renten erhalten.
Ursachen hierfür sind vorwiegend die gebrochenen Erwerbsbiografien. Während viele Bürger in der DDR nahezu ununterbrochen Arbeit hatten und in das Rentensystem eingezahlt haben, sieht dies nach der Wende anders aus. Zahlreiche Betriebe mussten geschlossen werden, viele Menschen gingen für lange Zeit in die Arbeitslosigkeit. Der Anteil Langzeitarbeitsloser schwankt in Sachsen bei über 70 %. Im August 2011 sind 74,5 % der Arbeitslosen langzeitsarbeitslos gewesen. Arbeitslose zahlen wesentlich weniger als Menschen mit Arbeit in die Rentenkasse ein. Seit 2011 hat sich dies noch verschlimmert: Bei Empfängern von Arbeitslosengeld II landet gar kein Betrag in der Rentenkasse.
Doch auch bei Menschen, die Arbeit haben, entstehen Lücken in der sogenannten Erwerbsbiografie. Viele arbeiten für längere Zeit in Mini- oder Midijobs oder bekommen für ihre Arbeit nur einen sehr niedrigen Lohn und zahlen entsprechend wenig in die Kasse ein. Auch Studienzeiten werden nicht mehr auf die Rente angerechnet. Diese Lücken sind für viele Menschen bis zum Alter kaum noch auszugleichen. Die Konsequenz ist eine entsprechend geringe Rente, es droht die Altersarmut. Auch die viel propagierte private Vorsorge ist da keine Lösung, denn Menschen mit einem geringen oder keinem Einkommen können das Geld dafür kaum aufbringen.
Negativ auf die Entwicklung der Renten wirken sich auch gesetzliche Änderungen und Reformen aus. So führen Riesterfaktor, Nachhaltigkeitsfaktor usw. dazu, dass von gegenwärtig 52 % das Rentenniveau bis 2030 auf 43 % sinkt.
Die „Rente mit 67“, die beginnend mit dem Jahr 2012 schrittweise eingeführt wird, erweist sich bei genauerem Hinsehen auch als ein Mittel, die Renten zu kürzen. Es wird zwar gesagt, dass damit die Möglichkeit geschaffen werde, zwei Jahre mehr in die Rentenkasse einzuzahlen und dem entsprechend eine höhere Rente zu beziehen. Aber wer schafft es, bis zu diesem Alter Arbeit zu haben? Im Jahr 2008 waren in den alten Bundesländern nur 10,7 % und in den neuen Bundesländern 7,3 % der 64- und 65-Jährigen sozialversicherungspflichtig, gingen also arbeiten und zahlten in die Rentenkassen ein. Viele Menschen schaffen es wegen körperlicher Beeinträchtigungen oder wegen Arbeitslosigkeit nicht, bis zum derzeitigen Rentenalter von 65 Jahren zu arbeiten. In Sachsen gehen Männer durchschnittlich 33 Monate und Frauen 46 Monate vor dem Erreichen des Renteneintrittsalters von 65 Jahren in Rente. 60,7 % der Männer und 81,3 % der Frauen bekommen aus diesem Grund eine geringere Rente. Durch die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wird es künftig noch schwieriger, den vollen Rentenbetrag zu erhalten.
Die Anhebung der Altersgrenze, gesetzliche Regelungen, die sogenannten prekären Arbeitsverhältnisse in Form von Mini-, Midi- oder Niedriglohnjobs und Arbeitslosigkeit führen für viele Menschen zu einer deutlich geringeren Rente. So bekamen in Sachsen 2009 Männer durchschnittlich 61 € (6,4 %) und Frauen 27 € (4,0 %) weniger als 2000.
Im Jahr 2009 lag die Armutsgefährdungsquote des Statistischen Bundesamtes für 65-Jährige in den alten Bundesländern bei 12,5 %, in den neuen Bundesländern bei 9,8 % und in Sachsen bei 9,0 %. Die gegenwärtige Armutsrate im Freistaat ist also noch relativ gering. Das liegt aber vorwiegend daran, dass viele Rentner noch über eine vollständige Erwerbsbiografie aus der DDR profitieren. Für die jetzt kommenden Senioren gilt dies jedoch nicht mehr. In der Altersgruppe der 50- bis unter 65-jährigen Sachsen sind bereits 20,3 % armutsgefährdet.