Volkssolidarität in Hamburg unübersehbar

Begegnungen, Informationen, Vorträge und Mit-Mach-Kurse – all das gehörte zum Programm des 10. Deutschen Seniorentages vom 3. bis 5. Mai 2012 in Hamburg. Und mittendrin die Volkssolidarität, die sich auch an der dazugehörigen Messe SenNova mit einem eigenen Stand beteiligte. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) hatte, unterstützt von der Körber-Stiftung, nach Hamburg eingeladen. Motto der drei Tage in der Hansestadt an der Elbe war „Ja zum Alter!“.

Bei der Eröffnung am 3. Mai rief Bundespräsident Joachim Gauck dazu auf, die gestiegene Lebenserwartung als Gewinn zu sehen und zu nutzen. „Die höhere Lebenserwartung ist uns schließlich auch nicht einfach in den Schoß gefallen, sie ist erarbeitet, manchmal auch erkämpft worden. Sie ist eine Leistung unserer Zivilisation, unserer Gesellschaft und jedes Einzelnen. ... Und so liegt es jetzt auch in unserer Verantwortung, das längere Leben zu einem Gewinn für alle zu machen. Und dort, wo aus Krankheitsgründen von Gewinn nicht mehr gesprochen werden kann, soll es uns jedenfalls darum gehen, vom Wert und auch der Würde derer zu sprechen, die dieses für sich selbst nicht mehr reklamieren können.“ Gauck stellte klar: „Wir alle werden hier sehr viel neu oder wieder neu lernen müssen, denn es wird nicht ohne die Haltung von Barmherzigkeit - oder nennen Sie es Solidarität miteinander - gehen.“

„Ja zum Alter in sozialer Sicherheit“ war das Motto einer Veranstaltungsreihe innerhalb des umfangreichen dreitägigen Programms, welche der Bundesverband der Volkssolidarität gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) organisiert hatte. In drei Diskussionsrunden ging es am 4. Mai um die Themen „Wie schützen wir unsere Rente gegen Kaufkraftverluste?“, „Armut im Alter und bei Erwerbsminderung - was ist dagegen zu tun? und „Gute Arbeit und flexible Übergänge in den Ruhestand statt Rente mit 67“.

„Armut im Alter und bei Erwerbsminderung ist schon heute ein aktuelles Thema,“ stellte Prof. Dr. Gunnar Winkler in Hamburg fest, „aber mehr noch morgen“. Der Präsident der Volkssolidarität sprach in der Diskussionsrunde „Armut im Alter und bei Erwerbsminderung - was ist dagegen zu tun?“. „Wenn sich die Politik nicht bewegt, wird Altersarmut zunehmend zu einer der grundlegenden Entwicklungstendenzen des sozialen Wandels in Deutschland“, warnte er in der zweiten Diskussionsrunde. Um das zu verhindern, sei „ein grundlegender Reformansatz notwendig, der Maßnahmen im Arbeitsmarkt und in der Rente miteinander verbindet“. Kosmetik reiche nicht mehr.

Wie die Bundesregierung das sieht, erklärte am zweiten Tag Bundeskanzlerin Angela Merkel den Besuchern und Teilnehmern des Seniorentages. „Aber wir kommen um einen Punkt nicht umhin - davon bin ich zumindest zutiefst überzeugt -, dass die Lebensarbeitszeit nicht kürzer werden kann, sondern graduell länger werden muss, damit die Jüngeren in die Lage versetzt werden, im Umlageverfahren weiter für die Solidarität mit den Älteren zu sorgen, was im Bereich der Rente passiert.“ Merkel freute sich, „dass zumindest einige von Ihnen Beifall klatschen“ und wunderte sich, dass die von der Rente mit 67 Betroffenen sich weniger Sorgen darum machen als die heutigen Rentner. Die nicht Beifall klatschten kritisierten genau diese Sicht, aber auch, dass die Kanzlerin sich nicht zur Altersarmut äußerte. Und dass sie nicht auf ihre bis heute nicht eingehaltene Zusage vom 9. Deutschen Seniorentag in Leipzig für eine baldige Angleichung des Rentenwertes Ost einging: „Ich stehe dazu, dass wir eine solche Angleichung von Ost und West brauchen. Ich würde, wenn Sie mich nach dem Zeitrahmen fragen, sagen, dass das Thema in den ersten beiden Jahren der nächsten Legislaturperiode erledigt sein wird.“ Auch in Hamburg blieb sie die Antwort schuldig, warum bis heute nichts geschehen ist.

Die Rentenangleichung war dennoch Thema auf dem Seniorentag. Für die Teilnehmer und Besucher lag die Stellungnahme der BAGSO „Lebensleistung anerkennen, Altersarmut vermeiden“ mit entsprechenden Forderungen aus. Am Stand der Volkssolidarität bei der SenNova gab es den neuen Flyer des Bündnisses für eine gerechte Rentenangleichung in den neuen Bundesländern. Aber der Osten war generell kein Spitzenthema in Hamburg.

Die Volkssolidarität war unübersehbar auch auf der SenNova vertreten, der Messe, die traditionell den Seniorentag begleitet. Gemeinsam mit der Hausnotrufstation Güstrow lud der Bundesverband die Besucher im Congress-Center Hamburg zu Informationen und Gesprächen ein. Fragen über den Verband, zu den  Angeboten für Mitglieder und die sozialpolitische Interessenvertretung beantworteten Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle, während die Mitarbeiter der Hausnotrufstation sich über zahlreiche Anfragen zum Hausnotruf freuten.

aus VS Aktuell 2/2012, erschienen im  VS Aktuell 2/2012 Aus dem Stadtverband