Der demografische Wandel macht es deutlich: die Menschen werden immer älter und damit steigt die Anzahl Pflegebedürftiger weiter an. Dies erhöht den Bedarf an Pflegeheimen in ganz Deutschland. Um den passenden Ort für eine Pflegeeinrichtung zu finden, sind umfangreiche Standortanalysen notwendig. Auch die Volkssolidarität Chemnitz und ihre Tochterunternehmen, die in Sachsen und seit Juli 2012 auch in Bayern Pflegeheime betreiben, greifen auf dieses Instrument zurück. Zuständig für diese Aufgabe ist Nicole Schauerte.
Nach einer Initiativbewerbung beim Stadtverband wurden ihre Unterlagen zunächst im Bewerberpool einige Zeit aufbewahrt. Als Anfang 2005 jemand für Standortanalysen gesucht wurde, wurde sie zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Auf ein Jahr sei die Stelle als Sachbearbeiterin befristet gewesen, doch schnell wurde deutlich, dass hier mehr Arbeit notwendig sein würde. Bereits durchgeführte Analysen sollten aufbereitet werden und neue Aufträge kamen bald hinzu. Für die heute 30-Jährige war das ein ganz neues Aufgabengebiet, denn sie hatte zuvor in diesem Bereich noch nie gearbeitet.
Die gebürtige Chemnitzerin beendete 2003 ihre Ausbildung zur Bürokauffrau und absolvierte an einer Fernakademie ein Studium im Bereich Multimedia-Design. Aufgrund einer Muskelerkrankung ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen und erledigt den überwiegenden Teil ihrer Tätigkeit von Zuhause aus. Zu Beratungen oder wichtigen Terminen kommt sie auch nach Chemnitz in die Geschäftsstelle.
In den letzten sieben Jahren hat sie die verschiedensten Standorte analysiert. Auch beim jüngst eröffneten Seniorenpflegeheim im bayrischen Wiesau hat sie vor einigen Jahren die Analyse aller relevanten Aspekte übernommen. Eingearbeitet hat sie sich damals anhand der Standortanalyse von Chemnitz. Ihr erstes eigenständiges Projekt war Hainichen. Das Ergebnis war für eine vollstationäre Einrichtung damals jedoch nicht ausreichend, so dass die Auswertung zu den Akten gelegt wurde. Regelmäßig wurden Aktualisierungen eingearbeitet, bis schließlich 2010/11 das Betreute Wohnen im ehemaligen Hotel „Goldenen Löwe“ realisiert wurde.
Für eine Analyse benötigt Nicole Schauerte zwischen zwei bis drei Wochen. Neben einer Bedarfsanalyse wird auch eine ausführliche Umfeldanalyse durchgeführt. Recherchiert wird ebenso, ob bereits ähnliche Angebote in der Nähe vertreten sind. Besonders die statistischen Landesämter geben Auskunft über verschiedene Aspekte. Das Internet bietet zudem weitere vielfältige Informationsquellen. Mit einer Formel kann letztlich errechnet werden, wie viele Menschen in der jeweiligen Region durchschnittlich einmal pflegebedürftig werden könnten. In enger Zusammenarbeit mit dem Referenten für soziale Dienste entsteht schließlich ein Gesamtbild eines Standortes. Durch die Standortanalysen kann die Geschäftsführung abwägen, ob in einer Region eine Pflegeeinrichtung wirtschaftlich betrieben werden kann. Zudem verlangen Banken und Investoren ausführliche Auswertungen des Standortes.
Auch wenn es bis zu mehreren Jahren dauern kann, bis ein Projekt schließlich realisiert wird, sei dies doch ein sehr bewegender Moment. „In solchen Situationen freue ich mich besonders. Habe ich doch irgendwie ein Stück dazu beigetragen, dass pflegebedürftige Menschen nun ein neues Zuhause gefunden haben“, erzählt Nicole Schauerte.
2006 wurde das Aufgabengebiet der in Hainichen Lebenden erweitert. Seitdem ist sie auch für Aushänge und Veranstaltungshefte von Begegnungsstätten und Stadtteiltreffs zuständig. Zudem wurde ihr noch die Endkorrektur der Heimzeitungen übertragen. Sie steht seitdem den Mitarbeitern der Pflegeheime auch bei Fragen zur Gestaltung, zum Urheberrecht und zum Inhalt zur Verfügung.
Sehr abwechslungsreich seien ihre Aufgaben und Spaß machen sie ebenso, sagt Nicole Schauerte mit einem Lächeln. Sie habe einen Arbeitgeber gefunden, der sie trotz ihres Handicaps unterstützt und ihr eine Chance gegeben hat.
Zur Teilhabe am Arbeitsleben wurde ihr von der Agentur für Arbeit ein behindertengerechter Arbeitsplatz zu Hause ausgestattet. Arbeitshilfen, wie eine Bildschirmtastatur und eine Spracherkennungssoftware als Mausersatz, wurden ihr auch zur Verfügung gestellt. Eine Arbeitsassistentin erleichtert ihr zusätzlich die Arbeit im heimischen Büro.
Nach einem Arbeitstag geht die junge Frau gern mit ihrem Labrador-Mischling spazieren und genießt die Natur. Auf ihren nächsten Urlaub in Dänemark freue sie sich besonders. Ihr Hund Dodo ist dann natürlich mit dabei.