Die Delegierten der Volkssolidarität, die am 14. und 15. November in Potsdam tagten, haben eine neue Satzung und ein neues Leitbild des Verbandes beschlossen. Die Satzung des Verbandes schreibe eine „Mischform aus Spitzenverband der Landesverbände und einem Verein mit Mitgliedschaft bis zu den Ortsgruppen und den einzelnen Mitgliedern“ fest, so der amtierende Verbandspräsident Dr. Frank-Michael Pietzsch. Die neue Satzung sei das „Ergebnis einer langen, fast vier Jahre dauernden Debatte“ im Verband.
Im beschlossenen Leitbild des Verbandes heißt es u.a.: „Die Volkssolidarität ist ein gemeinnütziger Sozial- und Wohlfahrtsverband, dessen Mitglieder sich über ein aktives Mitgliederleben organisieren, der soziale Dienstleistungen anbietet und die Interessen seiner Mitglieder, der Betreuten sowie benachteiligter und hilfebedürftiger Menschen aller Generationen vertritt.“ Der Verband bekenne sich „zu Frieden, Humanismus, Demokratie und Solidarität als Grundwerte unseres Handelns und stehe in der Tradition der Gründung unseres Verbandes durch das antifaschistische Bündnis aller Parteien und Kirchen“.
Zuvor hatte Dr. Frank-Michael Pietzsch Bilanz der letzten vier Jahre seit der letzten Bundesdelegiertenversammlung der Volkssolidarität 2010 gezogen. „Wir müssen mit unseren Leistungen nicht hinter dem Berg halten, nicht unser Licht unter den Scheffel stellen. Ganz im Gegenteil.“ Die Volkssolidarität stelle mit ihren rund 200.000 Mitgliedern, 25.000 ehrenamtlichen und 18.000 hauptamtlichen Mitarbeitern „im Konzert der Sozial- und Wohlfahrtsverbände in den neuen Bundesländern eine nicht zu übersehende Größe“ dar. „Unser Verband vereint wie kaum ein zweiter Ehrenamt und Hauptamt und schöpft daraus sein unverwechselbares Gesicht und seine Kraft“, betonte Dr. Pietzsch. Die Volkssolidarität habe sich gewandelt, „weg vom einseitigen Geselligkeitsverein für Senioren, der wir aber auch gern sein wollen, hin zu einem innovativen, alle Altersgruppen ansprechenden, ins Gemeinwohl hineinwirkenden sowie einem sozialpolitisch wahr- und ernstgenommenen Partner“.
Letzteres bestätigte Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), in seinen Grußworten an die Delegierten der Volkssolidarität. Beide Verbände arbeiten seit Jahren auf sozialpolitischem Gebiet eng zusammen, so der SoVD-Präsident, der sich dafür ausdrücklich bedankte. „Der Schulterschluss ist wichtig und notwendig, wie die soziale Entwicklung in unserem Land zeigt.“ Es sei wichtiger denn je, dass Organisationen wie die Volkssolidarität und SoVD „nicht allein, sondern gemeinsam“ sich für soziale Sicherheit und Gerechtigkeit für alle einsetzen. „Sozialpolitik ist kein Rand- oder Nischenthema“, betonte Bauer. Ziel sei eine Politik, die darauf ausgerichtet sei, die Lebensverhältnisse aller Menschen hierzulande zu sichern. „Dabei sind dicke Bretter zu bohren“, was weiter gemeinsam geschehen werde, versprach der SoVD-Präsident den Delegierten der Volkssolidarität.
Die Grußworte aus der Politik an die Bundesdelegiertenversammlung setzte am Samstag die Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, fort. Sie beschrieb vor allem die Entwicklung in Ostdeutschland seit 1990, wo „in vielen Bereichen gleichwertige Lebensverhältnisse erreicht“ worden seien. Nachholbedarf gebe es aber in der Wirtschaft sowie bei den Löhnen und Renten. Gleicke nannte drei Schwerpunkte für Ostdeutschland: Die soziale Einheit voranzubringen, ebenso die Löhne, Renten und die Wirtschaftskraft sowie die strukturschwachen Regionen gezielter zu fördern. Die Ost-Beauftragte der Bundesregierung stellte klar, dass die DDR selbst per Eigendefinition eine Diktatur war, was aber nichts über die Menschen und deren Lebensleistung aussage. Die Anerkennung der Lebensleistung der Ostdeutschen sei die entscheidende Frage, betonte Gleicke, „denn wir sind 1990 nicht vom Baum gefallen“.
Die Bundesdelegiertenversammlung wird mit Anträgen zu verschiedenen Dokumenten des Verbandes sowie der Wahl eines neuen Vorstandes und eines neuen Präsidenten fortgesetzt.