„Sie haben Freiwillige für Ihr Projekt gewinnen können. Doch was machen Sie nun, um diese Menschen in Ihre Organisation zu integrieren?“. Das wollte Moderatorin Ana-Maria Stuth am 4. März zu Beginn der fünften Werkstatt "Strategische Ehrenamtsförderung in der Volkssolidarität" von den Teilnehmenden wissen. Diese hatten sich in der vierten Werkstatt mit dem Thema beschäftigt, wie Menschen für ehrenamtliches Engagement gewonnen werden können.
In der fünften Werkstatt ging es nun darum, wie Freiwillige gehalten und begleitet werden können. Beides sei enorm wichtig, erklärte Stuth, Geschäftsführerin der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland, die die Werkstatt-Reihe ausrichtet. „Ehrenamtliche gewinnen, ist das Eine, aber sie auch zu halten, die Beziehungen zu ihnen zu pflegen und sie wertzuschätzen, das Andere“, so die Moderatorin.
Vier Themenbereiche wurden an diesem fünften Werkstatttag identifiziert, um Ehrenamtliche erfolgreich und vor allem nachhaltig in die eigene Organisation zu integrieren: Begleitung, Teilhabe, Anerkennung und Konfliktmanagement. Begleitung und Teilhabe hängen eng miteinander zusammen. „Es gibt nichts Schlimmeres, wenn freiwillig Engagierte erst einmal ihren Platz in der Organisation gefunden haben, aber fortan dort geparkt oder gar vergessen werden“, mahnte Stuth. Wichtig sei es, die Ehrenamtlichen in regelmäßigen Abständen zum Gespräch einzuladen. Nur so könne man in Erfahrung bringen, ob sich jemand in seiner Tätigkeit wohlfühle oder ob es weitere Bedarfe gebe, die ernst genommen werden sollten. „Partizipation, gemeinhin auch als Mitbestimmung, Einbeziehung oder Teilnahme zu verstehen, dient beiden Partnern“, brachte es die Moderatorin auf den Punkt. Die Organisation profitiere von dem Wissen und den Erfahrungen der Ehrenamtlichen. Andererseits fühlten sich Freiwillige gut in die Organisation bzw. in ein Projekt integriert, wenn sie gehört werden und merken, dass ihre Anregungen Berücksichtigung finden.
Partizipation spielt auch eine Rolle in der Anerkennungskultur. Sehen Freiwillige, dass sie in Bereichen mitwirken können, die Einfluss auf ihre Tätigkeit haben, fühlen sie sich geachtet und anerkannt. Doch das ist nur ein kleiner Teil einer Anerkennungskultur. In einer Übung trugen die Teilnehmenden zahlreiche Formen der Anerkennung zusammen, die bereits in der Volkssolidarität existieren. Spannend war, wie bestärkt das Plenum sich zeigte, zu erfahren, dass man bereits, ohne sich dessen ausdrücklich bewusst zu sein, vielfältige Möglichkeiten der Anerkennung praktiziert. „Manchmal muss man sich das nur bewusst machen“, erklärte Jörg Jutzi, Referent für Mitgliederarbeit und Ehrenamt des Landesverbandes Brandenburg. Die Werkstatt sei der richtige Ort, um sich darüber auszutauschen. Neben der im Verband traditionellen Ehrenordnung, die Grundlage für Auszeichnungen von Ehrenamtlichen ist, gibt es zahlreiche weitere Formen, die eine Anerkennungskultur ausmachen. An dieser Stelle sei nur auf einige Formen wie Willkommenskultur, Wertschätzung, Begleitung, Beteiligung und Verabschiedung hingewiesen.
Mit einem heiklen, aber umso wichtigeren Thema, dem Konfliktmanagement, endete die fünfte Werkstatt. „Auch wenn das Konfliktmanagement nicht unmittelbar mit der Anerkennungskultur zusammengeht, sind beide Themen nicht so weit weg voneinander“, betonte Stuth. So würden Ehrenamtliche häufig enttäuscht ausscheiden, wenn sie keinen Ansprechpartner finden, um Konflikte sachlich auszutragen. Dritte Personen müssten am besten gleich zu Beginn einer Tätigkeit als Ansprechpartner benannt werden, um einen Konfliktfall schnell zu lösen. Oftmals würden Konflikte zu lange zwischen den Betroffenen schwelen. „Am Ende scheidet meist der Ehrenamtliche aus“, warnte Stuth. „Aber nicht immer kann ein Konflikt für beide Seiten zufriedenstellend gelöst werden. Dann ist eine Trennung unumgänglich.“ In einer letzten Übung probten die Teilnehmenden einen Konfliktfall und entwickelten ein Konfliktmanagementsystem, das sie auch in ihre Projekte übertragen werden.
Nach einem langen, aber spannenden vorletzten Werkstatttag verabschiedeten sich die Teilnehmenden mit Feedback-Gesprächen, um sich am 3. Juni erneut in Berlin zu treffen. Dann findet die sechste und letzte Werkstatt statt.