Er bewundere seinen Vorgänger Prof. Gunnar Winkler, dass er immer noch mit dem Blick des Wissenschaftlers auf die Gesellschaft schaue. Das gestand aus Anlass des 85. Geburtstages des heutigen Ehrenpräsidenten der Volkssolidarität Verbandspräsident Dr. Wolfram Friedersdorff. Winkler habe die Volkssolidarität über viele Jahre geprägt und dazu beigetragen, dass sie heute immer noch existiert und für andere Menschen wirkt.
Der Bundesvorstand des Verbandes hatte zu einem kleinen Empfang nach Berlin eingeladen, um den Ehrenpräsidenten zu gratulieren. Dem folgten neben zahlreichen Wegbegleitern und Vertretern des Verbandes auch Persönlichkeiten wie die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch und ihr Parlamentskollege Gregor Gysi. Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), gratulierte ebenso wie der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Prof. Rolf Rosenbrock, und die Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann.
Winkler sei immer ein „unermüdlicher Mahner für die Interessen der Benachteiligten“ gewesen, betonte Politiker Gysi in seiner Laudatio für den Jubilar. Er erinnerte an den Lebensweg des profilierten Sozialwissenschaftlers. Er habe mit dafür gesorgt, nach dem Ende der DDR 1990 die Volkssolidarität zu erhalten. „Sie haben sich nie geschont“, dankte Gysi Winkler. Das bezog er auch auf dessen Wirken als Sozialwissenschaftler. Und fügte hinzu: „Sie zeigen allen anderen, dass sie das Leben genießen sollen und nicht jammern.“
Der Ehrenpräsident der Volkssolidarität dankte nicht nur für die Glückwünsche. Er dankte vor allem seiner Familie und seinen Mitstreitern in all den Jahren für die Unterstützung. Als Sozialwissenschaftler habe er versucht, „der Welt zu zeigen, wie sie ist“. Winkler ließ es sich nicht nehmen, einen Blick auf die Entwicklung in Ostdeutschland einzugehen. Diese hatte er gemeinsam mit der Volkssolidarität seit den 1990er Jahren mit den „Sozialreporten“ begleitet. „Ich bin besorgt“, sagte der Jubilar. Es habe sich in 25 Jahren viel zum Positiven entwickelt, was aber in solch einem Zeitraum auch normal sei. Dazu gehöre aber auch ein „Fundament regionaler und sozialer Ungerechtigkeit“. Das sei in den nächsten 30 Jahren nicht zu überwinden, schätzte Winkler die Lage ein.
Er zeigte sich über die aktuelle politische Lage in der Bundesrepublik und in Ostdeutschland nicht erstaunt. Die entsprechende Veränderung habe bereits 1989/90 mit dem „Abgesang an die soziale Marktwirtschaft“ begonnen. Sie werde seit Jahren mit einer Sozialpolitik fortgesetzt, die die Umverteilung von unten nach oben befördere. „Da kann einem Angst und Bange werden“, gestand der Jubilar ein. Die Stimmung in Ostdeutschland sei in den Lebensverhältnissen begründet. Darauf habe die Volkssolidarität mit den von ihr herausgegebenen Analysen seit 1992 aufmerksam gemacht. Bis heute fehle eine langfristige Strategie der Politik, die nur in Wahlperioden denke. Winkler wünschte sich an seinem Geburtstag wieder Runde Tische zu Sachfragen wie zum Ende der DDR. An diesen könnte wieder gemeinsam strategisch darüber nachgedacht werden, welche Richtung die gesellschaftlichen Entwicklungen nehmen sollten.
Als „unermüdlichen Forscher, Mahner und Kämpfer“ hatte Prof. Rosenbrock den Jubilar in einem Beitrag in der Tageszeitung Neues Deutschland vom 19. März gewürdigt. Die Volkssolidarität sei zu Recht dankbar, „dass sie die letzten fünfundzwanzig Jahre – mehr als ein Viertel seines bisherigen Lebens – auf die Erfahrung, die Kraft und das Engagement von Gunnar Winkler zurückgreifen durfte“. „Hervorzuheben ist seine gute Zusammenarbeit mit den anderen Sozialverbänden und den Gewerkschaften.“ Das habe dazu beigetragen, dass die Volkssolidarität anerkannt sei „im Chor jener Organisationen, die die Interessen der Benachteiligten in unserem Land vertreten“. „Diese Anerkennung verdankt sich zu einem erheblichen Teil der Reputation und Integrität ihres Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidenten.“ Rosenbrock zeigte sich sicher, nicht der Einzige zu sein, „der sich stets freut, bei festlichen Gelegenheiten dem rüstigen Gunnar Winkler zu begegnen“.