Einerseits waren Enttäuschungen und Empörung ihre Beweggründe, als sie im Herbst 1980 den Vorsitz der Wohngruppe 284 in Bernsdorf übernommen hat. Zum anderen beherrschte sie der Gedanke „... es muß doch weitergehen ...“.
Seit 1974 wohnt Margit Riedel in einem der Neungeschosser, die im Winkel von Augsburger und Bernsdorfer Straße stehen, hat hier zusammen mit ihrer Vorgängerin die Volkssolidarität aufgebaut.
Eines Tages kam diese nicht zum regelmäßigen Treffen mit Vorstand und Volkshelfer. Sie war weggezogen, hatte nichts davon angekündigt und nichts übergeben. „Wenn Ihr mitzieht, mache ich die Vorsitzende“, hatte damals Margit gesagt, und alle waren froh, versprachen zur Stange zu halten. Das waren keine leeren Worte. In den nun fast zwanzig Jahren gemeinsamen Wirkens sind Vorstand und Volkshelfer unter Leitung von Margit Riedel zu einer Familie zusammengewachsen, die sich um das Wohl von mehr als 180 Mitgliedern der Wohngruppe kümmern.
Und so geht es wie im Familienrat zu, wenn sich, wie vor kurzem, die kleine, agile Vorsitzende und ihre Helferinnen treffen, um über die nächsten Vorhaben für ihre Senioren zu sprechen. Da standen Kurzreisen zur Debatte, wie die im Mai nach Abtenau im Salzburger Land und eine Wanderung für die noch Rüstigen im Juni. Sie soll durch den Zeisigwald führen und in der Begegnungsstätte Fürstenstraße gemütlich enden. Im Herbst wird die Lichtensteiner „Miniwelt“ besucht. Nebenbei unterschrieben alle eine Karte mit Genesungs-wünschen für die Hauptkassiererin Inge Zierold, die zur Kur in Bad Lausick weilte, kamen Bemerkungen, was bei diesem oder jenem älteren Mitglied zu beachten sei, wurden VS-Lose über den Tisch verkauft. Margit mahnte, noch ein paar Leute für die Busreise zu gewinnen, damit die Fahrt stattfinden könne. In Vorbereitung der Wanderung werde sie, die am 29. Februar 80 geworden ist, mit ihrem Walter die günstigste Strecke auswählen und schon einmal ablaufen, damit es keinem zuviel wird.
Immer bedacht auf das Wohl älterer Menschen, das hat die Erzieherin Margit Riedel mit 40 Jahren zur Volkssolidarität gebracht. Und das Motto der Organisation „Miteinander – Füreinander“ ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Ein bißchen stolz sagt sie: „Bei Riedels klingelt niemand umsonst.“ Sie leisten Nachbarschaftshilfe, betreuen Tiere und Pflanzen, wenn Hausbewohner in Urlaub fahren. Vor Jahren kümmerten sie sich um die kleine Tochter eines Lehrerehepaares, die nicht krippenfähig war. Heute studiert die 18-jährige Franziska Logopädie in Bremen, besucht aber immer noch gern Tante und Onkel Riedel, wenn sie in Chemnitz weilt, brachte auch zum 80. ihre Glückwünsche dar. Und was sagt mehr aus, als ein selbstverfaßtes Gedicht, daß die Vorsitzende von ihrer Soli-Truppe zu diesem Ehrentag erhielt, und in dem es heißt: „... Wir brauchen Dich, liebe Margit, noch viele Jahr‘, wollen gemeinsam noch manches erleben, das ist doch klar.“