Ein Abend Mitte September 2000. Renate Linke ist wieder zuhause in der Chemnitzer Parkstraße. Zufrieden, wenn auch ein bisschen abgespannt. Hinter ihr liegt eine Fünf-Tage-Fahrt mit dem Reisebüro der Volkssolidarität zu Rhein und Mosel. Alles hat geklappt. Selbst das Wetter passte ausgezeichnet. - Da klingelt das Telefon. Eine Frauenstimme meldet sich: „Frau Linke, ich muss Sie noch mal anrufen. Beim Aussteigen an der Polikklinik Lortzingstraße hatten wir gar keine richtige Zeit. Ich möchte einfach noch einmal Dank sagen für die schöne Reise.“
Solche Anerkennung empfindet die Vorsitzende der Volkssolidaritätswohngruppe 401 als schönsten Lohn. „Das gibt einem die Kraft, die man für seine ehrenamtliche Arbeit braucht.“
Ihre jetzige Funktion übt Renate Linke gut drei Jahre aus, ist aber mit der Volkssolidarität bereits seit 1957 „verheiratet“. Die damals 21-jährige kümmerte sich schon in Hartha bei Oederan mit um Nachbarschaftshilfe, um den Erntekindergarten und gesellige Veranstaltungen für ältere Bürger. Inzwischen hat sie viele weitere Seiten der Arbeit miteinander füreinander kennen gelernt. Sie wirkte in der Chemnitzer Wohngruppe Parkstraße, wo sie nun fast 40 Jahre lebt, hatte später im Stadtbezirksvorstand Karl-Marx-Stadt Mitte/Nord unter anderem die Ehrenamtlichen anzuleiten und das auch im Stadtverband nach der politischen Wende.
Bekannte aus gemeinsamer Tätigkeit nennen sie gewissenhaft. Sie gehe für ihre Arbeit auf, sehe nicht nach der Uhr, wenn eine Aufgabe mal etwas Zeit und Engagement braucht. Und sie habe das Geschick, anderen die aktuellen Anliegen der Organisation nahezubringen.
Brennendste Aufgabe ist nach ihrer Meinung die Gewinnung von Mitgliedern, wie sie auf einer der jüngsten Beratungen mit Vorstand und Volkshelfern sagte. Darum werden zu Ausfahrten, Kegelabend, Weinfest und Adventsfeier stets Nichtmitglieder eingeladen, damit sie die Vorzüge der Volkssolidarität kennen lernen. Renate Linke geht aber auch mit der lebhaften Hauptkassiererin Hannelore Bennewitz zu dieser oder jener Adresse, um Neue zu werben oder bei dem einen und anderen die fast vergessene Mitgliedschaft wiederzubeleben. Auf der Vorstandsberatung meine sie einfach: „Wir müssen doch die Volkssolidarität stärken und erhalten, weil sie etwas Gutes ist.“
Dabei zeigt sich auf so einer Sitzung, dass die Vorsitzende ebenfalls gut zuhören kann. Zum Beispiel, wenn Hannelore Bennewitz darüber spricht, wie wichtig höhere Beiträge von Mitgliedern sind, die sich das leisten können. Schließlich kommen 50 Prozent davon der Gruppe wieder zugute. Oder wenn Willi Sonntag erzählt, wie gut die von ihm sorgfältig geschriebenen Glückwunschkarten bei den Jubilaren ankommen und wenn Edith Reh über die Erneuerung einer ruhenden Mitgliedschaft informiert.
Um die Organisation zu verjüngen, sollten alle Älteren versuchen, die jungen Leute in ihren Familien einzubeziehen, denkt Renate Linke. Sie selbst hat Sohn, Tochter und Enkelin für die „Soli“ geworben. Stolz kann der Vorstand der Wohngruppe 401 darauf sein, dass diese seit Herbst 1997 rund 80 neue Mitglieder gewonnen hat. Und eine besondere Aktie haben Vorsitzende und Hauptkassiererin darauf, dass die Wohngruppe 404 (Irkutsker Straße) in jüngster Zeit wiederbelebt wurde und angefangen hat, selbstständig zu arbeiten.