Wildkräuter

Die heimlichen Zierpflanzen in unseren Gärten

Nicht selten werden meine Frau und ich auf die „Unkräuter“ in unserem Garten angesprochen. Oft kommt der Hinweis, dass diese peinlichst ausgerottet werden müssten. Andere loben und erfreuen sich an unserer Artenvielfalt, weil es wie in einem alten Bauerngarten aussähe und auch „seltene“ Pflanzen bei uns gedeihen. Natürlich hören wir letzteres lieber. 

In unserem Garten wachsen kaum „Unkräuter“. So eine Bezeichnung haben viele Pflanzen gar nicht verdient! Es handelt sich fast immer um Wildkräuter, welche aus gutem Grund ihr Domizil bei uns gefunden haben. So sind viele heimische Wildpflanzen nicht nur unkompliziert in der Pflege und wenig anfällig gegenüber Krankheiten, sondern locken auch nützliche Insekten an und blühen oft noch recht hübsch. Außerdem haben sie meist wertvolle heilende Eigenschaften. Manchem Kritiker bleibt daher der Mund offen, wenn ich trocken offeriere, dass wir „Unkräuter“ ganz bewusst und häufig auf abenteuerliche Weise in unseren Garten geholt haben.

Erfreulicherweise hören wir oft die Frage: „Was blüht denn da?“ Ich möchte Ihnen deshalb etwas unsere heimischen Pflanzen an das Gärtnerherz legen und dabei auch auf heilende Besonderheiten hinweisen. 

Da die Anzahl an Heil- und Gewürzpflanzen unserer Region sehr groß ist, werde ich mich auf einige attraktiv blühende Arten beschränken. Die Naturheilkunde weiß um ihre verborgenen Schätze. Vor allem „Stadtmenschen“ sollten daher nicht achtlos die Hacke ansetzen. Wildpflanzen haben den Vorteil, sich gleichwertig mit anderen Kulturpflanzen in Beeten und Rabatten integrieren zu lassen, und wissen auch als Schnittblume mit schönen Blüten unser Auge zu verwöhnen. 

Die meisten Wildkräuter stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden. Allerdings sollte dem starken Wucherdrang einiger Exemplare vorsorglich ausreichend Platz gewährt werden. 

Die in der Tabelle aufgeführten Hinweise zur arzneilichen Verwendung stammen aus eigener Erprobung. Zu beachten ist, dass manche Menschen allergisch auf bestimmte Pflanzenstoffe reagieren. Wer beispielsweise überempfindlich auf die oft angewendete und gut bekannte Kamille reagiert, sollte auch auf die Verwendung von Mutterkraut verzichten, da beide Gewächse aus der Familie der Korblüter stammen. Auch der Rainfarn, der wegen möglichen Neben­­wirkungen nur in ganz geringen Dosen angewendet werden darf, gehört dieser Pflanzenfamilie an. Mit den Heilpflanzen ist es wie beim Pilzesammeln! Es sollten keine Experimente mit unbekannten Pflanzen durch­geführt werden. Hinweise auf erwünschte und unerwünschte Wirkungen gibt die Fachliteratur. 

Die wertvollen Inhaltstoffe zu wohltuenden Produkten zu verarbeiten, ist eine schöne Freizeitbeschäftigung, bei der sich viel Nützliches über die Natur erlernen lässt. 

Sollten Sie die Kräuter nicht nur frisch als Gewürz oder Teemischung verwenden wollen, können Sie diese luftig und möglichst dunkel gelagert trocknen. Wurzelteile sollten vorher in kleine dünne Scheiben oder Stücke geschnitten werden. So geht die Trocknung rascher und die „Droge“ kann später besser dosiert werden. 

Viele Kräuter und deren Blüten lassen sich auch gut in wertvollem Speiseöl konservieren. Die Inhaltsstoffe werden dabei nach und nach an das Öl abgegeben. In dekorative kleine Flaschen abgefüllt, entstehen liebevolle Präsente. 

Auch das Einfrieren in kleinen Behältern ist eine oft genutze Variante, um die Bevorratung zu sichern. Wohltuende Seifen, Salben und Tinkturen können mit wenig Aufwand selbst hergestellt werden. 

Die köstlichste Konservierungsart ist wohl die Likörform. Decken Sie dazu die in eine Flasche gegebenen Kräuter mit Kandiszucker ab und füllen Sie mit Klarem oder Wodka auf. Filtrieren Sie nach einigen Wochen den Inhalt und füllen Sie ihn in dekorative Fläschlein um. Nur noch ein selbstgebasteltes Etikett darauf und fertig ist die „Medizin“. Damit diese auch heilend wirkt, sollte der Konsum besser nur besonderen Anlässen vorbehalten bleiben, denn Alkohol bleibt immer eine Belastung für die Leber. Wer ohnehin Schwierigkeiten mit den inneren Organen hat, sollte daher lieber die Teeform bevorzugen.

Sie sehen, liebe Leser, oftmals können chemisch hergestellte Produkte an Heilmitteln umgangen werden, falls man ein kleines eigenes Gärtlein hat, etwas Platz auf dem Balkon und Fensterbrettern findet oder einfach mit offenen Augen durch unsere schöne Natur geht. Diese gilt es zu erhalten und deshalb sollte jeder Mensch vernünftig mit Flora und Fauna umgehen. „Natura Sanata – die Natur heilt.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen stets beste Gesundheit!

aus VS Aktuell 3/2011, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 3/2011 Blumen- und Gartentipps