Vor zwei Jahren waren zwei junge Menschen unabhängig voneinander auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit. Heute sind die beiden Maler der Volkssolidarität Chemnitz ein eingespieltes Team.
Schon immer sei es ihr Wunsch gewesen, einen handwerklichen Beruf zu erlernen, erzählt Anett Türck. Eine Ausbildung und viele Jahre der Tätigkeit als Malerin waren die Konsequenz. Im Herbst 2009 rief die heute 37-Jährige bei der Volkssolidarität an, um als Essenfahrerin ein wenig hinzuzuverdienen. Als die damalige Personalreferentin von ihrer Ausbildung erfuhr, bot sie ihr nicht wie angenommen einen Job als Fahrerin, sondern als Malerin an.
Auch Benjamin Beier ist gelernter Maler. Schon sein Vater war in diesem Beruf tätig und hat früh bei seinem Sohn das Interesse daran geweckt. Während der Schulzeit absolvierte er ein Praktikum in einem Malerbetrieb. Die Arbeit gefiel ihm so gut, dass er nach seinem Schulabschluss dort eine Ausbildung absolvierte. Als sich sein Zivildienst in der Kindertagesstätte Glückskäfer dem Ende näherte, erzählte die damalige Leiterin Ursula Hennig, dass der Stadtverband und seine Tochterunternehmen auf der Suche nach einem Maler seien. Er bewarb sich und bekam wenig später eine Zusage.
Inzwischen haben sich beide sehr gut eingelebt und gehen mit viel Freude und Engagement ihrer Arbeit nach. Langweilig würde es dabei nie werden, erzählt der 23-jährige Benjamin Beier. „Wir haben bereits Wohnungen im Betreuten Wohnen, Bewohnerzimmer in Pflegeheimen und auch Begegnungsstätten wieder zum Strahlen gebracht. Im Gegensatz zu meiner früheren Arbeitsstelle komme ich jetzt mit vielen Menschen zusammen.“
Die Frage, wie es sei, nur für einen Auftraggeber zu arbeiten, können beide einstimmig beantworten. „Alles ist viel entspannter. Der Druck ist nicht so hoch, da es für uns ja keine Konkurrenz gibt. So können wir unsere Arbeiten ordentlicher und viel exakter ausführen. Außerdem haben wir Zeit für Feinheiten und können auch auf Sonderwünsche eingehen“, erzählt Anett Türck.
Regelmäßig erhalten die Maler einen Plan, in dem steht, wo sie als nächstes für frische Farben an den Wänden sorgen sollen. Zuvor schauten sich die beiden bereits zahlreiche Räumlichkeiten in verschiedenen Einrichtungen an, um den Aufwand und den Materialverbrauch zu berechnen und vor allem Ideen für die Gestaltung einzubringen.
Derzeit sorgen sie in der Seniorenresidenz »An der Rädelstraße« in Plauen für einen neuen Anstrich. Bei der Farbwahl ist die Meinung des Duos stets gefragt. Im Vorfeld unterbreiten sie auch hier für die Wandgestaltung Vorschläge. Auch verschiedene Farben und individuelle Gestaltungen wie Schablonarbeiten, Tapeten etc. seien gewünscht. Im Seniorenpflegeheim „An der Burgstädter Straße“ in Mittweida wurden beispielsweise in einem Raum bunte Tapeten mit verschiedenen Motiven angebracht und in der Seniorenresidenz »Villa von Einsidel« in Flöha erfreuen sich die Bewohner an einem aufgemalten Baum aus Magnetfarbe, an dem durch aufgeheftete Fotos die Mitarbeiter vorgestellt werden. Aber auch Blumen und Ornamente brachten die Maler bereits an die Wände. All das würde die Arbeit sehr vielfältig machen.
Besonders gefalle den beiden der Kontakt zu den Menschen. „Dabei erlebt man die unterschiedlichsten Dinge“, erzählt Anett Türck mit einem Schmunzeln. Auch Benjamin Beier bestätigt, dass es nie langweilig werden würde. Viele Bewohner, vor allem in den Pflegeheimen, wollen die Maler unterstützen und beim Streichen mitmachen. Es werde aber auch Schokolade angeboten oder die Lebensgeschichte erzählt. So berichtete eine an Demenz erkrankte Bewohnerin, dass sie soeben aus New York zurückgekommen sei und deshalb ihre Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt und Kleiderschränke ausgeräumt wären. Danach wollte die Hochbetagte die Maler auch noch für ihre Arbeit bezahlen. So erleben die beiden Tag für Tag viele unterhaltsame Momente. Aber auch wenn ihre Hilfe benötigt wird, beispielsweise gehbehinderten Bewohnern zu helfen, im Haus von A nach B zu kommen, sind sie immer zur Stelle.
Viele Einrichtungen des Stadtverbandes und der Tochterunternehmen erstrahlen bereits im neuen Glanz. Wenn alles einmal fertig ist, werde es in dem einen oder anderen Haus wieder von vorn losgehen. Wie viel Arbeit wirklich dahintersteckt, wird auch durch den Materialverbrauch deutlich: In diesem Jahr wurden bereits fast 2.000 l Farbe, 50 kg Spachtelmasse und 80 l Kleber verbraucht sowie 720 Rollen Klebeband verklebt. Dazu kommen noch zahlreiche Hilfsmittel wie Pinsel und kleine Farbrollen.
Eigentlich gibt es nichts, was den beiden nicht an ihrem Beruf gefällt. Schlimm wäre es für sie, wenn sie nur Raufasertapete weiß streichen müssten. Als Maler aus Leidenschaft lieben sie ihren Beruf. „Mit wenigen Handgriffen und schönen Farben bringen wir Freude und zaubern den Menschen ein Lächeln in die Gesichter. Das ist es, was unseren Beruf so besonders macht.“