Wie ein roter Faden zieht sich die Arbeit mit Menschen durch ihr Leben. Nach vielen Jahren als Krippenerzieherin folgte Anfang der 90er Jahre eine Umschulung zur Heilerziehungspflegerin, die Martina Pongratz 1994 zur Volkssolidarität brachte. Sie unterstütze zunächst das Team des Kriseninterventionszentrums der Volkssolidarität bis zu dessen Schließung im Jahr 2003. Als fester Bestandteil des psychosozialen Versorgungsnetzes der Stadt Chemnitz erhielten hier Menschen, die sich in akuten Krisensituationen befanden, rund um die Uhr Unterstützungsmöglichkeiten. Martina Pongratz hatte als direkter Ansprechpartner ein offenes Ohr für die Betroffenen. „Egal, um welches Problem es sich handelte, wir haben in jeder Situation Verständnis gezeigt und zugehört, wir waren einfach da“, erzählt die 57-Jährige. Die Gründe, warum Menschen das Kriseninterventionszentrum aufgesucht haben, seien vielfältig gewesen. Sie reichten von Depressionen, über Suizidgedanken, familiären Problemen bis hin zu Partnerschaftsproblemen, Wahnvorstellungen und anderen psychischen Störungen. Als Pilotprojekt erhielt die Einrichtung Fördergelder und wurde von der Uniklinik Dresden begleitet. Nachdem die Finanzierung immer schwieriger wurde und Gelder wegfielen, musste 2003 das Zentrum, trotz großen Bedarfs, geschlossen werden.
Damit begann für Martina Pongratz eine neue Zeit. Im damals neueröffnetem Seniorenpflegeheim „An der Burgstädter Straße“ in Mittweida nahm sie als Verantwortliche für die Sozialarbeit ihre Tätigkeit auf. Obwohl ihr der Wechsel in diesen ganz neuen Tätigkeitsbereich nicht leicht fiel, gefiel ihr von Anfang an die Arbeit mit der älteren Generation. Doch ob jung oder alt, krank oder gesund, bei der Arbeit mit Menschen benötigt man selbst viel Kraft, Stabilität und Rückhalt von der Familie.
Neben der Planung und Durchführung von Veranstaltungen für die Bewohner führte sie auch Sprechstunden für die Angehörigen durch und half bei Problemen weiter. Sie übernahm Ämtergänge, stellte Anträge, meldete Personalausweise um und kümmerte sich um Zuzahlungsbefreiungen. Egal, um welche Angelegenheit es sich handelte, Martina Pongratz war für die Bewohner und deren Angehörigen da. Später übernahm sie noch die Organisation der Demenzbetreuung. Sieben Jahre war Martina Pongratz im Seniorenpflegeheim tätig. Eine Zeit, an die sie gern zurückdenkt. Die Arbeit hat sie in ihrer persönlichen Entwicklung weitergebracht. Mehr Respekt und Achtung vor dem Alter und vor allem vor dem Pflegeberuf sind nur zwei Dinge, die sie aus diesen sieben Jahren mitgenommen hat.
Ende 2010 führte sie ihr Weg wieder nach Chemnitz. Als Sozialbetreuerin im Betreuten Wohnen auf der Clausstraße war sie für die Mieter im Haus die Ansprechpartnerin in allen sozialen Belangen. Auch hier führte sie Sprechzeiten für die Mieter durch und stand bei Problemen und Fragen zur Verfügung. Bei regelmäßigen Hausbesuchen wurden soziale Kontakte gepflegt und Hilfen angeboten.
Als Verantwortliche für die Anleitung und Koordination der Sozialarbeiter/-betreuer organisiert sie heute noch regelmäßig Treffen mit den anderen Sozialbetreuern aus den verschiedenen Wohnanlagen, informiert diese über Neuigkeiten, regt zum Informationsaustausch an und hilft auch hier bei Problemen weiter.
Ein ganz neues Betätigungsfeld tat sich im August des vergangenen Jahres auf. In dieser Zeit wechselte Martina Pongratz in die Beratungsstelle für Betreutes Wohnen und Vermietung. Seitdem kümmert sie sich auch um die Vermietung von Wohnungen in den Wohnanlagen des Stadtverbandes. Die beiden Tätigkeitsfelder lassen sich gut vereinbaren, steht sie doch durch die Vermietung regelmäßig mit den Sozialbetreuern der Einrichtungen in Kontakt und kann bei Problemen Hilfestellung geben.
Mit der Vermietung von Immobilien hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrung. Die Einarbeitung sei ihr jedoch leichtgefallen, da Kollegen mit Rat und Tat zur Seite standen. Sehr vielfältig seien ihre Aufgaben. Nicht nur die reine Objektvermietung, auch Beratungen, Wohnungsbesichtigungen sowie Wohnungsab- und übernahmen gehören zu den Aufgaben von Martina Pongratz. An ihre erste Wohnungsübergabe kann sie sich noch genau erinnern: „Ich war etwas früher da, um mir die Wohnung noch einmal anzuschauen“, dann der große Schock „der Teppich, der wie vereinbart erneuert werden sollte, fehlte.“ Schnell klärte sich alles auf und mit den neuen Mietern wurde eine Lösung gefunden. So sei das immer, für jedes Problem gäbe es eine Lösung, erzählt Martina Pongratz.
Insgesamt vermietet der Stadtverband Wohnungen in zwölf Wohnanlagen in zentraler Lage. Für die Hälfte ist Martina Pongratz der direkte Ansprechpartner. Das Betreute Wohnen ist eine Einheit aus barrierefreiem, seniorengerechten Wohnen, Wohnen in Gemeinschaft und Wohnen mit Betreuungsleistungen, die je nach Bedarf und Wunsch des Mieters in Anspruch genommen werden können. Die wohl größte Besonderheit sind die in fast jedem Wohnobjekt befindlichen Begegnungsstätten und Stadtteiltreffs. In den Gemeinschaftsräumen laden zahlreiche Veranstaltungen, Spiel und Spaß, sportliche Betätigungen, Computerkurse oder einfach nur der tägliche Kaffeenachmittag die Bewohner zu geselligen Stunden ein. Hier bleibt niemand lang allein.
Die meisten Bewohner seien sehr dankbar, dass sie in eine Wohnung des Betreuten Wohnens ziehen konnten. Das Leben sei hier gerade für die älteren Menschen einfacher, sie würden wieder selbstständiger werden und am Leben teilnehmen.
Die Arbeit in der Beratungsstelle für Betreutes Wohnen und als Verantwortliche für die Anleitung und Koordination der Sozialarbeiter/-betreuer bereitet Martina Pongratz viel Freude. „Es ist sehr abwechslungsreich, man kommt mit Menschen in Kontakt und das Wichtigste für mich, man hat die Möglichkeit zu helfen, wenn Hilfe benötigt wird.“