Wohl in keinem Poesiealbum fehlten Sprüche oder Motive mit Bezug zur lieblichen blauen Blume. Pardon, im Zeitalter „sozialer Medien“ wie Facebook gibt es sicher jüngere Leser, die solch handgeschriebenes Sammelwerk namens „Poesiealbum“ nicht kennen. Schade! Es war durchaus mehr als reine „Mädchenangelegenheit“. Da mir so etwas immer gefiel, habe ich mir ein solches Büchlein angelegt und einige Schulfreundinnen kreative Eintragungen vornehmen lassen. Auch manch guten Freund, dem das noch nicht zu „albern“ war, bat ich darum. Hier liegt schon der größte Vorteil des Poesiealbums. Heute hat man Facebook und Co. Wenn nicht durch entsprechende Einstellungen geblockt, kann hier jeder seinen „Senf“ dazuschreiben, nicht nur Gutes. Positiv ausgerichtete Beiträge können in Kürze verschandelt werden. Wer die Kommentarfunktionen nicht einschränkt, kann in aller Öffentlichkeit erleben, dass manch Mitmensch Freude daran hat, andere zu verletzen. Ein Poesiealbum dagegen gibt nur jenen den Inhalt preis, denen es für eine wohl überlegte Eintragung persönlich weitergereicht wurde. Ein kleines Album, das dauerhaft schöne Erinnerungen bewahrt. Neben den legendären „Stamper-Blümchen“ (filigrane Sammel-Pappbildchen), gern zur Ausgestaltung auf die Seiten geklebt, gab es je nach Kreativität der Freunde originelle Zeichnungen, oft Blumen. Vor allem das Vergissmeinnicht (Myosotis) zierte als freundschaftliches Symbol oft die persönliche Widmung, steht es doch für Treue.
Wir kennen den Frühjahrsblüher mit den vielen, meist hellblauen, kleinen Blüten aus der freien Natur und den Gärten sowie als dekoratives Füllgrün zarter Blumensträuße. Seine Heilkräfte sind jedoch kaum bekannt. Die Gerbsäure des blühenden Krautes wirkt zusammenziehend, also entzündungshemmend und beruhigend. Als Tee (2-3 Teelöffel/Tasse mit kochendem Wasser angesetzt) kann es innerlich bei Entzündungen des Verdauungssystems angewendet werden und zur allgemeinen Stärkung körpereigene Selbstheilungsfähigkeiten unterstützen. Äußerlich ist es ein gutes Mittel bei Hautproblemen und Quetschungen. Auf seine Verwendung bei Augenentzündungen verweist mancherorts der Name „Blauer Augentrost“. Das Vergissmeinnicht ist eine sanfte Pflanze, nur selten treten Nebenwirkungen auf. Das kann eine allergische Reaktion auf Raublattgewächse (Boraginaceae) wie bspw. auch Borretsch und Beinwell sein. In der Homöopathie werden mit Vergissmeinnicht Präparate bspw. gegen Lymphknotenschwellungen hergestellt. Tinkturen lassen sich zudem selbst bereiten, indem man das Kraut bspw. mit hochwertigem Korn übergossen in einem geschlossenen Gefäß mindestens drei Wochen ziehen lässt, dann abseiht und dunkel aufbewahrt oder in dunkle Flaschen abfüllt.
Vergissmeinnicht kommen in verschiedenen Arten fast überall auf der Welt vor. Hierzulande bekannt sind vor allem das nährstoffreiche Lehmböden mögende Ackervergissmeinnicht (Myosotis arvensis), das zumeist auf satten Wiesenflächen und Waldlichtungen vorkommende Waldvergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) und das feuchte oder sumpfige Böden bevorzugende Sumpfvergissmeinnicht (Myosotis palustris). Heimische Pflanzen sind je nach Art ein- oder zweijährig, mögen eher sonnig stehen und samen sich in geeigneter Umgebung leicht aus, so dass man sie im Garten über Jahre halten kann. Am schönsten wirken sie in kleineren „Tuffs“, die bspw. Rosen aufwerten. Im Jahresverlauf blühen die Pflanzen vor allem zwischen April und Juni, vorgezogen erfreuen sie uns schon wesentlich eher. Vergissmeinnicht aus dem Handel lassen sich mit anderen Frühjahrsblühern gut zur Gestaltung von Balkonkästen verwenden und sind nach der kalten Jahreszeit als „Hingucker“ ein Trost für unsere Augen!
Übrigens: Schreiben Sie doch öfter wieder einen lieben Spruch, gern auch per modernem Medium …